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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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anders ein, als es wäre etwan ein starkes Erdbiden von Gott gesendet und verhängt, uns von unsern schändlichen Sünden abzuschrecken, wie wir dann einander auch solches mit Worten zu verstehen gaben und beide in Angst und Schrecken von einander liefen. Die auf dem Baum aber konnten sich des Lachens nicht enthalten, welches uns noch größere Furcht einjagte, sonderlich dem Alten, der da vermeinte, es wäre ein Gespenst, das uns plagte. Derowegen begab sich ein jedes von uns in seine Gewahrsam. Den andern Tag kam ich kaum auf den Markt, da schrie ein Musquetierer: »Ich weiß was.« Ein anderer fragte ihn mit vollem Hals: »Was weißt du denn?« Jener antwortet: »Es hat heut Birnen geerdbidmet.« Dies Geschrei kam je länger je stärker, also daß ich gleich merkte, was die Glocke geschlagen, und mich im Angesicht anrötete, wiewohl ich mich sonst zu schämen nit gewohnet war. Ich machte mir gleich die Rechnung, daß ich eine Hatz ausstehen müsse, gedachte aber nicht, daß es so grob hergehen würde, wie ich hernach erfuhr; denn nachdem die Kinder auf der Gassen von unserer Geschicht zu sagen wußten, konnte der Magistrat nichts anders tun, als daß er mich und den Alten beim Kopf nehmen und jedweders besonders gefangen setzen ließ. Wir leugneten aber wie die Hexen, ob man uns gleich mit dem Henker und der Tortur dräuete.
    Man inventirt und verpetschirt das Meinige und examinirt mein Hausgesind bei dem Eid, deren Aussag aber wider einander lief, weil sie nit alle von meinen losen Stücken wußten und die Mägd mir getreu waren. Endlich verschnappte ich den Handel selbst, als nämlich der Schultheiß, welcher mich Frau Bas nennete, oft zu mir in das Gefängniß kam und großes Mitleiden verwandte, in Wahrheit aber mehr ein Freund der Gerechtigkeit als mein Vetter war. Denn nachdem er mich in aller falschen Verträulichkeit überredet, mein Alter hätte den begangenen und oftmals wiederholten Ehebruch gestanden, fuhr ich unversehens heraus und sagte: »So schlag ihm der Hagel ins Maul, weils der alte Scheißer nicht hat halten können!« Bat demnach meinen vermeinten Freund, er wolle mir doch getreulich da durchhelfen. Er aber hingegen machte mir eine scharfe Predigt daher, tät die Tür auf und wies mir einen Notarium und beisichhabende Zeugen, die alle meine und seine Reden und Gegenreden angehöret und aufgemerkt hatten.
    Darauf ging es wunderlich her; die meisten Ratsherrn hielten darfor, man solle mich an die Folter werfen, so würde ich viel mehr dergleichen Stücke bekennen und alsdann nach befindenden Dingen als eine unnütze Last der Erden um eines Kopfs kürzer zu machen sein, welche Sentenz mir auch weitläufig notificirt wurde. Ich hingegen ließ mich vernehmen, man suche nicht so sehr der lieben Gerechtigkeit und den Gesetzen ein Genügen zu tun, als mein Geld und Gut zu confisciren. Würde man so streng mit mir procedirn, so würden noch viel, die for ehrliche Burger gehalten werden, mit mir zur Leiche gehen oder mir das Geleit geben müssen. Ich konnte schwätzen wie ein Rechtsgelehrter und meine Wort und Protestationes fielen so scharf und schlau, daß sich Verständige darvor entsetzten.
    Zuletzt kam es dahin, daß ich auf eine Urfehd die Stadt quittiren und, zu mehr als wohlverdienter Strafe, alle meine Mobilia und liegenden Güter dahinten lassen mußte, darunter sich gleichwohl mehr als über 1000 Reichstaler baar Geld befand. Meine Kleidungen und was zu meinem Leib gehörte, wurde mir gefolgt, außer etlichen Kleinodien, die einer hier, der ander dort zu sich zwackte. In Summa, was wollte ich tun? Ich hätte wohl Größeres verdient, wenn man strenger mit mir hätte procediren wollen; aber es war halt im Krieg, und jedermänniglich dankte dem gütigen Himmel (ich sollte gesagt haben: jederweiberlich), daß die Stadt meiner so taliter qualiter los worden.

Das sechsundzwanzigste Kapitel
    Courasche wird eine Musquetiererin,
schachert darbei mit Tabak und Branntwein.
Ihr Mann wird verschicket,
welcher unterwegs einen toten Soldaten antrifft,
den er ausziehet und, weil die Hosen nicht herunter wollen,
ihm die Schenkel abhaut, alles zusammen packet
und bei einem Bauren einkehret,
die Schenkel Nachts hinterlässet und Reißaus nimmt;
darauf sich ein recht lächerlicher Poß zuträgt.
    Damals lagen weit herum keine kaiserlichen Völker oder Armeen, zu welchen ich mich wieder zu begeben im Sinn hatte. Weil mirs dann nun an solchen mangelte, so gedachte ich mich zu den Weimarischen oder Hessen zu

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