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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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Vorwort
    Was ist Forschen anderes, als sich eine Frage zu stellen und zu versuchen, diese zu beantworten. Und was passiert einem Forscher privat wie in der Öffentlichkeit? Wohin ich auch komme, man stellt mir Fragen: über Menschen, Tiere und Pflanzen, über das Leben, die Umwelt und über die Natur im Allgemeinen. Ist der Mensch von Natur aus Vegetarier? Ist die Evolution beim Menschen zu Ende? Warum ist der Kuckuck so selten geworden? Warum hat die Natur die Liebe erfunden? Was ist eigentlich Ökologie?
    So einfach viele Fragen klingen, ihre Beantwortung liegt in den allermeisten Fällen alles andere als auf der Hand. Egal, wer diese Fragen stellte, Kinder oder Studenten, Journalisten oder Kollegen, immer wieder gaben sie mir den Anstoß dazu, mich mit Themen zu beschäftigen, auf die ich beim beschränkten Blick auf meine Spezialgebiete bestimmt nicht gekommen wäre. Die Neugier, die in den Fragen zum Ausdruck kommt, ist der Antrieb für alle Forscherei. Nur wer sich Fragen stellt über die eigenen Beobachtungen, kann etwas über die Natur der Dinge herausfinden.
    Dieses Buch, das die mir wichtigsten Fragestellungen versucht in kurzen Geschichten zu beantworten, mag auf den ersten Blick als ein Sammelsurium erscheinen. Denn jede Geschichte kann für sich allein stehen und löst in der gebotenen Kürze ein Rätsel unserer Natur. Je mehr Geschichten aber gelesen werden, desto mehr Zusammenhänge tauchen auf. Das eine Mal geht es um Tiere und Pflanzen, also um die lebendige, für uns sichtbare Natur, das andere Mal um Eigenheiten von uns Menschen. Wie diese zustande gekommen sind, ist das Generalthema der Evolution. Wie sie »funktionieren«, das der Ökologie. Zusammen ergeben sie Geschichte, Naturgeschichte. Diese reicht zurück in die Zeit, als unsere Vorfahren den aufrechten Gang entwickelt haben, und geht bis in unsere Gegenwart, wo uns Fragen des Klimas, der Gentechnik, des Artensterbens und so weiter beschäftigen.
    Hat man sich erst einmal darauf eingelassen, Antworten zu versuchen, möglichst prägnant, ohne besondere Kenntnisse vorauszusetzen und in gut nachvollziehbarer Kürze, könnte man immer weiter und weiter fragen. Wer sich auf die Forderung nach Kürze einlässt, muss Unzulänglichkeiten in Kauf nehmen und die darauf verweisende Kritik der Fachwelt ertragen können. Ich halte die Freude für wichtiger, die das Lesen solcher kurzen Geschichten machen kann. Denn mir geht es darum, die Begeisterung, mit der ich selbst über die Natur staune und forsche, auf neugierige Leserinnen und Leser zu übertragen. Das zu schaffen, ist mein Wunsch. Wenn ich damit neue spannende Fragen wecken könnte, wäre das der schönste Lohn.
    Josef H. Reichholf

… Geschichten
vom Menschen und
anderen Tieren …

Die süßesten Früchte
und der Seidelbast
    Warum lieben wir Blumen so sehr?

    In allen Kulturen schmücken die Menschen sich selbst oder die Orte, an denen sie wohnen, mit Blumen. Woher kommt diese zweckfreie Liebe zu Blumen?
    Weil Blumen so schön sind. Kinder würden weiterfragen: Warum sind sie denn schön? Und das bringt uns Wissenschaftler in Verlegenheit. So genau wissen wir es nämlich nicht. Es gibt schließlich auch recht unterschiedliche Vorlieben. Manche mögen rote Rosen am liebsten, andere schätzen besonders das » edle Weiß« der Lilien oder die » Blaue Blume der Romantik«. Die Geschmäcker sind verschieden. Die Blumen selbst fallen noch viel unterschiedlicher aus, so dass man durchaus fragen könnte, ob es nicht weniger Blütenformen und die Standardfarben auch täten?
    Beginnen wir mit den Farben. Wir unterscheiden die unterschiedlichsten Nuancen von dunklem Rot über Orange, Gelb, Grün und Blau bis zu Violett. Mit Violettrot schließt sich für uns der Kreis der Farben. Der Kreis – das ist höchst merkwürdig, denn die Physik des Lichts lehrt etwas ganz anderes. Danach sind die Farben Gruppen unterschiedlicher Wellenlängen von Licht – von für unsere Augen sichtbarem Licht, wie hinzugefügt werden muss.
    Die Farben beginnen im langwelligen Rot und enden im kurzwelligen Blau. Von einem Kreis keine Spur. Den erzeugt unser Auge, eigentlich sogar erst das Gehirn. So, wie unser Auge gebaut ist, nimmt es die Lichtwellen auf, die von Rot bis Blau reichen. Nicht mehr. Ganz selbstverständlich ist das freilich nicht. Es gibt andere Augen, zum Beispiel Insektenaugen, die sehr wohl und recht gut das für uns unsichtbare Ultraviolett sehen.
    Auch unter uns Menschen kommen Abweichungen in der

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