Die Lebensprinzipien
Prophezeiung Troja zerstört wird.
Ein ähnlicher Mythos erzählt vom Schicksal der Nibelungen und wie Siegfried, der sich der isländischen Herrscherin Brunhilde versprochen hat, von Kriemhild verzaubert wird, damit er ihre Tochter Gudrun heiratet, und sein Versprechen vergisst. Auch hier endet alles mit Zerstörung und dem Tod auf dem Boden von Enttäuschung, Verletzung und Rache.
All diese Mythen sind so lebendig wie eh und je. Sie berichten von der magischen Macht der Liebe, der sich niemand entziehen kann. Ob die Liebesgöttin die Hände im Spiel hat oder magische Liebestränke gemischt werden, immer zeigt sich die Machtlosigkeit der Betroffenen gegenüber dem Liebeszauber. Wahrscheinlich reichen schon die eigenen Hormone, eine so zauberhafte Mischung zusammenzubrauen, dass ihr kaum jemand widerstehen kann. Die Hormonmixturen, die Venus in uns entfacht, haben es in sich, mehr noch als die ähnlich wirksamen Pfeile ihres Sohnes Eros-Amor. Sie führen zu einer akuten und ebenso plötzlich wie überraschend einsetzenden »Großhirnvergiftung« mit in der Folge weitgehend irrationalen Verhaltens. Wahrscheinlich bringt das Waage-Venusprinzip mindestens so viel Unfrieden unter die Menschen wie auf dem Gegenpol das Aggressionsprinzip des Mars.
Dies wird auch so lange so bleiben, wie wir unseren – dem Waage-Venusprinzip zuwiderlaufenden – materiellen Besitzanspruch auf Liebesangelegenheiten anwenden. Heutzutage kann in unserer Gesellschaft praktisch niemand mehr jemand anderem die Frau oder den Mann wegnehmen. In Wirklichkeit gehen die Betroffenen immer freiwillig mit, und die ursprünglichen »Besitzer« können
und wollen nur nicht fassen, verlassen worden zu sein – obendrein von jemandem, den sie zu besitzen dachten. Die Erfahrung des Verlassenwerdens macht sie dann erst recht besessen von dieser fixen und verrückten Idee, eine Seele besitzen zu können. Man kann jemandem den Kopf ganz offensichtlich nur verdrehen, wenn in diesem auch Bereitschaft dazu vorhanden ist. Der sicherste und wirksamste Schutz davor wäre eine große Liebe, die so lebendig ist, dass der Zauber von anderen gar nicht verfängt.
Im Wesentlichen besteht der entscheidende Irrtum von Waage-Venus in dem Heile-Welt-Traum von der immerwährenden romantischen Liebe aus der Zeit des Verliebtseins. Waage-Venus als das Prinzip des Du, das dem Ich gegenübersteht, zielt in Wahrheit auf die Integration des Fehlenden, das uns Menschen im Du und ganz besonders im Partner begegnet. Der Weg der Liebe bedeutet, wie schon betont, immer auch die Integration des (nach außen projizierten) Schattens. So will wahre Liebe stets Entwicklung fördern und hat Ganzwerdung im Sinn. Die Eifersucht der unerlösten Waage-Venus ist der größte diesbezügliche Irrtum.
Unübertroffen zum Ausdruck bringt all dies Khalil Gibran in seinem Buch Der Prophet : »Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann, wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich. So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit. Wie Korngarben sammelt sie dich um sich. Sie drischt dich, um dich nackt zu machen. Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Sie mahlt dich, bis du weiß bist. Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist; und dann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer, damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.«
Politik(er)
An erster Stelle ist Mahatma Gandhi als der Friedenspolitiker schlechthin zu nennen. Er propagierte den gewaltfreien Widerstand und befand sich damit viel näher am Gegenpol Mars, als gemeinhin gesehen wird. Nachdem es militärisch keine Chance gegen die überlegene Kolonialarmee der Engländer gab, setzte er auf deren Selbstachtung und ethisches Niveau. Seine Anhänger boten den englischen Soldaten die nackte Brust dar, indem sie sich die Hemden demonstrativ aufrissen. Gandhis Rechnung ging auf; die englischen Soldaten weigerten sich mehrheitlich, auf die nackte Brust Unbewaffneter zu schießen. Gandhi tat alles, um den Aggressionspol aus seinen Kampagnen zu halten
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