Die Lebensprinzipien
Aggressionsproblem auf Marsebene. Wenn sie sich verhärten, ist es ein Saturnthema auf Marsebene. Falls sie reißen, ist Mars wiederum doppelt im Spiel, wenn man es von der Symptomatik und vom Ort des Geschehens her betrachtet. Schon das Wort Muskelriss drückt vom Klang etwas von der marsischen Dramatik aus.
Dass alle körperlichen und seelischen Verletzungen zum Marsprinzip gehören, war bereits angeklungen. Bei ersteren wird dabei fast immer die äußere Grenze des Körperlandes, also meist die Haut, durchbohrt, durchstochen oder jedenfalls verletzt. Fremdes dringt gegen unseren Willen ein, tut uns weh und stört unsere Integrität. Verbrennungen zeigen vom Element Feuer her, dass wir ein besonderes Widerstandsproblem mit diesem heißen Thema haben, das uns nun auf seine heiße, brennende Art so gewaltsam auf den Pelz rückt. Sind Verletzungen gefährlich, kommt das Aggressive noch deutlicher zum Tragen. Sind sie lebensbedrohlich, verraten
sie, wie sehr Mars verdrängt war und mit welch gewaltsamen Mitteln er sich nun Zugang zu uns verschaffen muss.
Bei seelischen Verletzungen ist lediglich die Ebene geändert, der Schmerz aber kann noch tiefer gehen oder jedenfalls tiefer gefühlt werden. Das Verhältnis zwischen Körper und Seele ist wie immer einfach: Lassen wir das Leben freiwillig tief zu uns hinein, wird es sich nicht mit Gewalt Zugang verschaffen müssen. Lassen wir unsere Grenzen im übertragenen Sinn geöffnet, kann der Körper seine stabil geschlossen halten. Verletzt können wir nur dort werden, wo wir Widerstand leisten. Wer ständig in Bewegung, bereit und hingebungsvoll im Fluss des Lebens mit geöffneten Sinnen unterwegs ist, wird nicht überfallen werden und ist kaum verletzbar.
Der zynische oder blockierte Mensch wird auf Dauer – wenn er die Falle, in der er bezüglich des Aggressionsprinzips steckt, nicht durchschaut – anderen immer verbissener und letztlich zerknirscht erscheinen. Letzteres können Zahnärzte dann an den Schliff-Faszetten der Zähne erkennen. Von diesem als Bruxismus bekannten Phänomen sind inzwischen etwa dreißig Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung betroffen. Wie schade um all diese an sich wundervolle Aggressionsenergie, die da nachts verbissen, verknirscht, vermalmt und verpresst und letztlich vertan wird! Was, wenn sie in die Wirtschaft eingespeist würde? Was erst, wenn sie auf Partnerschaftsebene in vitaler, marsischer Form ausgelebt und genossen würde?
Zahnärzte werden hier zu typischen Lückenbüßern mit ihrer – für das allopathische Denken der Schulmedizin typischen – unterdrückenden Symptomtherapie. Sie messen den tagtäglichen Aggressionsverweigerern, die nachtaktiv ihre Waffen im Mund ruinieren, eine Plastikschiene an. Diese kann in der Rolle einer Art entmilitarisierten Zone im Mund die Kämpfer der oberen von denen der unteren Phalanx trennen. Die Plastikschiene übernimmt somit die Funktion von UN-Truppen. So wird oberflächlich das Schlimmste verhindert, aber langfristig und vor allem in der Tiefe nichts gelöst.
Zahnschmerzen sind doppelt marsisch, denn hier schreien die Waffen des Mundes aggressiv um Hilfe und Zuwendung. Wir gehen aber nicht gern zum Zahnarzt, weil wir die marsische Art fürchten, mit der er sich seiner und unserer Themen annimmt. Aber jeder weiß, dass er lieber rechtzeitig zum Zahnarzt gehen sollte, denn das nicht beachtete Aggressionsprinzip führt, sich selbst überlassen, zu immer schmerzlicheren Erfahrungen im Marsreich.
Mit den Waffen im Mund, den Zähnen, werden von Aggressionsverweigerern auch die Waffen an den Händen abgebissen und so die eigenen Krallen amputiert. Das Nagelbeißen geschieht oft aus unbewusster Angst, sie könnten sich sonst zu viel nehmen oder zu viel wagen. Hier handelt es sich also um einen Akt der Selbstkastrierung im Aggressionsbereich. Einmal hatte ich einen kleinen Patienten, bei dem das Thema so ausgeprägt war, dass er sich auch noch – akrobatisch begabt – die Fußnägel abnagte.
In der Grundschule mussten wir am Montagmorgen dem Oberlehrer unsere Hände zur Inspektion präsentieren. Waren sie – vom Stress des Wochenendes – niedergebissen, setzte er zur Strafe noch eines drauf und schlug mit einem Holzlineal auf die Finger. Das tat so weh, dass die Betroffenen oft die Finger wegzogen, was postwendend zu einer sogenannten Kopfnuss und anschließender Wiederholung der Schläge auf die Finger führte. Die Nägelbeißer bekamen es im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger.
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