Die Lebensprinzipien
gebracht, den Kalten Krieg fast allein beendet und seinen eigenen Machtbereich, die Sowjetunion, ohne jeden Widerstand und entgegen seiner eigenen Absicht aufgelöst und sich so den Friedensnobelpreis verdient. Visionär und seiner Zeit weit voraus blieb er letztlich unverstanden. Seine eigene Karriere und Macht opferte er und wurde von einem der beiden mächtigsten Männer der Welt zu einem weder verstandenen noch erhörten Bittsteller. Seine Kollegen aus der Weltpolitik halfen ihm aus
Egoismus nicht, seine Landsleute konnten ihm geistig nicht folgen und ließen ihn – aus Sorge um gefüllte Bäuche – im Stich. Wenn die Gerüchte stimmen, dass er schließlich auch noch sein ganzes Vermögen verloren hat, zeichnet sich das Schicksal des Hans im Glück ab – während die Geschichte an ihm vorbeiging. Anders erlebte Gorbatschows politischer Ziehsohn Boris Jelzin Neptun. Er ließ seine eigenen Visionen vor aller Weltöffentlichkeit in Alkohol untergehen. Mit Putin aber bekamen die Russen wieder einen Zaren, wie sie ihn offenbar brauchen und verdienen.
Edward Kennedy , der dritte und letzte im Bunde der Kennedy-Brüder, folgte seinen älteren Geschwistern nicht, obwohl er von ihrem Image lebte. Offenbar alkoholisiert stürzte er mit seiner Sekretärin im Wagen von einer kleinen Brücke ins Wasser, konnte sich tauchend und schwimmend aus dem versinkenden Auto befreien, während sie ertrank. In diesem dunklen Wasser bei dieser nächtlichen Spritztour gingen auch seine höheren politischen Ambitionen unter. Von nun an wirkte er aus dem politischen Hintergrund und begnügte sich als schließlich einer der ältesten Senatoren Amerikas damit, einem Barack Obama zur Präsidentschaft zu verhelfen.
Aus deutscher Sicht war der Liberale Hans-Dietrich Genscher mit drei Planeten im Zeichen Fische ein (arche-)typischer Vertreter des Neptunprinzips. Als Außenminister zu einem Nomadenleben gezwungen und um Verbundenheit bemüht, setzte er wie Gorbatschow auf Annäherung durch Auflösung verhärteter Strukturen, half, die innerdeutsche Mauer zu beseitigen und Deutschland zu vereinigen. Als Ostdeutscher holte er sozusagen seine Landsleute wieder an Bord, kam ihnen entgegen, als sie zuhauf in die Prager Botschaft geflohen waren, und ebnete ihnen den Weg durch Bitten und Versprechungen. Die Wiedervereinigung Deutschlands sah er visionär in einem vereinten Europa, seinem anderen großen Traum, womit er wiederum den politischen Freunden die Angst vor einem erstarkenden wiedervereinigten Deutschland nahm. Auch er hatte Karrieretiefs zu durchleiden, von denen eines zu dem Spruch
führte: »Gescheit – gescheiter – gescheitert – Genscher.« Rückwirkend gibt die Geschichte ihm und seinen Visionen recht, die beide lebendige Realität geworden sind.
George Washington , der den Traum von einem unabhängigen Amerika so nachhaltig und erfolgreich träumte und sogar als Soldat umsetzte, war ein im Zeichen Fische geborener Visionär.
Feuilleton
In der bildenden Kunst sind noch am ehesten die impressionistische Malerei, die wir schon dem Mondprinzip zugeordnet hatten, der Pointillismus und die Aquarellmalerei neptunischen Charakters – wie überhaupt alle Auflösung der Formen und Strukturen in der modernen Malerei. Der Kunstrichtungen des Symbolismus und der fantastische Realismus eines Ernst Fuchs sind ebenfalls typisch. Auguste Renoirs »Südfranzösische Landschaft« ist ein sehr neptunisches Gemälde eines im Zeichen Fische Geborenen.
Michelangelo Buonarotti befreite unter dem Zeichen der Fische wundervolle Gestalten und Figuren aus dem weißen Marmor von Carrara wie die Pietà , die ihren Sohn auf dem Schoß haltende trauernde Gottesmutter. Gefragt, wie er solche Figuren erschaffen könne, antwortete er auf neptunische Art, es sei ganz einfach, denn wenn er einen Löwen aus dem Stein befreien wolle, schlage er nur alles weg, was nicht nach Löwe aussehe.
In der Baukunst passt der orientalische Stil von Tausendundeiner Nacht zum neptunischen Lebensprinzip.
In der Musik finden sich religiöse Werke und die Sphärenklänge des Spirituellen, außerdem Tempel- und orientalische Schleiertänze. Frédéric Chopin komponierte und spielte unter dem Zeichen der Fische und ließ lange vor elektronischer Musik aus einem Konzertflügel wahre Klangwolken auferstehen. Maurice Ravel verdanken wir so spirituelle Klassik wie den »Bolero«, den er dem Dhikr, dem Gebetstanz der Derwische nachempfunden hat.
Unter den großen Geistern gehören
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