Die Lebensprinzipien
Welt betrachtet – bis heute und heute vielleicht mehr denn je – nur die materielle Ebene. Sehen wir aber den ganzen Weg und Menschen, verstehen wir, warum das Märchen Hans im Glück heißt.
Den Weg, dem wir in diesem Buch über zwölf Lebensprinzipien und sieben Entwicklungsstufen folgen, beschreibt das Tarotsystem über die zweiundzwanzig Stationen der großen Arkana, die in je
drei Einzelwege à sieben Stufen untergliedert werden: erstens den archetypisch männlichen Weg des Osiris, zweitens einen archetypisch weiblichen der Isis und drittens den neutralen Horusweg. Dann bleibt noch eine Karte, der Narr . Nach allem, was ich über Tarot lernen durfte, stellt dieser Narr die zweiundzwanzigste und damit höchste Entwicklungsstufe dar, entsprechend dem Hans im Glück . Auch der Narr konnte sich von allem lösen und ist sorglos und frei unterwegs zu seinem letzten spirituellen Ziel. Allerdings kann die auf Materie fixierte Welt das nicht sehen. So gibt es viele Interpretationen, die den Narr als erste Stufe (miss-)verstehen wollen. Und natürlich kann er beides sein.
Die christliche Version dieses Mythos ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn , der ebenfalls von zu Hause aufbricht und sein Erbteil auf seiner Lebensreise durchbringt oder, anders ausgedrückt, sich davon befreit und so seinen Weg erleichtert. Als er heimkehrt, gibt es für ihn ein Fest, während sein Bruder, der Nesthocker, der den Lebensweg nicht wagte, trotz Beschwerden beim Vater leer ausgeht. Dieses Gleichnis legt Christen nahe, die Lebensreise zu wagen. Nach äußeren Maßstäben zu scheitern, stellt dabei gar kein Problem dar. Der Stoiker Epiktet sagte von philosophischer Warte dazu: »Betrachte alles Verlorene und Gestohlene als zurückgegeben.«
Die zwölfte Station des Tarotweges zeigt den Gehängten , der mit strahlendem Lächeln kopfunter am Ast eines Baumes hängt und die Welt aus der umgekehrten Perspektive offenbar sehr zufrieden betrachtet. Mit den Füßen im Himmel verankert, gewinnt er eine völlig neue, entgegengesetzte Perspektive, bei der offensichtlich materielle und geistige Welt in einer ganz anderen Relation zueinander stehen. Gustav Meyrink, Autor spiritueller Romane, spricht in diesem Zusammenhang von der Umstellung der Lichter.
Ekstase
Unter die Protagonisten des Neptunprinzips gehört unbedingt Dionysos, Gott des Rausches und der Ekstase. Er wurde aus dem Oberschenkel von Zeus geboren, der selbst immer auch ein Auge
auf das Reich von Neptun hatte und hier vor Dionysos Herrscher war. So wie Dionysos aus dem Oberschenkel von Zeus stammt, kommt Sucht aus der Religion. Drogen sind nur das Mittel, aber nie das Problem.
Dionysos jedenfalls machte mit seiner Orgien-Religion bald dem Vater Konkurrenz, denn vor allem die Frauen liefen ihm und seinen wilden Bacchantinnen in Scharen zu, wenn sie sich ekstatischen Trinkgelagen und Liebesfesten, Tanz- und (Fr)Essorgien ergaben. Die (Lebens-)Lust übermannte die Frauen auf vielen Ebenen und ließ sie so sehr außer sich geraten, dass sie Heim, Herd und Familie und vor allem ihre Männer im Stich ließen und mit Dionysos zogen. Das aber ließ die verlassenen und gehörnten Ehemänner auf anderer (marsischer) Ebene außer sich geraten, so dass sie Dionysos Rache schworen (Pluto). Zuletzt fand die ebenfalls männliche Obrigkeit in Gestalt von Zeus – trotz all seiner sonst geübten Toleranz – kein anderes Mittel, als die immer mehr um sich greifende religiöse Bewegung des Dionysos mit brutaler Staatsgewalt niederzuschlagen und den Kult zu verbieten. So kam die Ekstase mit unter die Räder, wo sie bis heute gerädert und geschändet bleibt.
Hier finden wir schon das Muster, das bis heute die Drogenszenen der westlichen Welt bestimmt: Wo immer westliche Menschen Ekstase erleben, verfallen sie ihr sehr leicht und besonders diejenigen, die dieses Lebensgefühl bislang nicht kannten. Sie geraten so außer sich, dass sie alles andere stehen und liegen lassen und ihr Leben diesem größeren Gefühl widmen. Und wieder geht die archetypisch männliche Obrigkeit mit aller Härte dazwischen und kriminalisiert Ekstase vermittelnde Drogen und diffamiert gegenüber Ekstase offene Gruppen als Sekten und Sündenpfuhle und bekämpft beide ebenso vehement wie erfolglos.
Nicht anders ist der irrationale Krieg gegen Ecstasy zu erklären, jenes Herz-Ekstase ermöglichende Amphetamin. Es entspricht chemisch Ritalin, dem Mittel gegen die Hyperaktivität der Jungen, so weit, dass Ritalin auf
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