Die Legende
verbrannt?«, fragte der Ältere.
Ich führte die beiden nur wenige Meter weiter zu einem kleinen Haufen Asche, der vom Winde schon mächtig verweht worden war. Dort hatten wir den Rest des Schweinefleisches verbrannt, ein paar zersplitterte Knochen aus der Tierverbrennungsanlage in Moosberg dazugelegt und einen weiteren Liter von Leifs Blut vergossen. Danach war er ganz weiß gewesen und konnte kaum noch stehen, aber das musste eben sein.
Die beiden Vampirjäger nahmen auch noch ein paar Aschereste mit. Glücklicherweise erwischten sie das winzige Büschel Haare, das ich Leif rausgerissen hatte, als er sich, vom Blutverlust geschwächt, nicht wehren konnte. Das würde sie hoffentlich überzeugen, dass Leif tatsächlich nicht mehr auf unserer schönen Erde wandelte.
Sie steckten alles ein und machten mit ihren Handykameras noch ein paar Fotos vom Tatort, bevor sie mit mir zurück zur Tankstelle gingen. Sie stellten mir dabei noch ein paar Fragen zu Leif. Offensichtlich hatte Karen gepetzt und verraten, dass ich ihr Stelldichein unterbrochen und ihn gewarnt hatte. Da erzählte ich ihnen, ich hätte geglaubt, sie sei eine Heiratsschwindlerin und nur auf sein Geld aus. Immerhin war er ein erfolgreicher Unternehmer und Bürgermeister. Den Rest leugnete ich einfach. Sie stellten mir auch Fragen zu Robert, taten verwundert, dass ich zu seinem Haus gekommen sei. Wieder beteuerte ich, dass ich keine Ahnung gehabt hätte, wer er wirklich sei. Ich wäre in den Arzt verliebt gewesen, der mir nach meinem Unfall geholfen hatte. So eine Art Stockholm-Syndrom für Unfallopfer.
Sie sagten nicht viel dazu, und irgendwann fuhren sie schließlich davon.
Als ich endlich wieder alleine im Laden stand, konnte ich ein erneutes Zittern nicht unterdrücken. Erst als es abgeklungen war, schloss ich ab und setzte mich in mein Auto. Ich musste noch unbedingt etwas erledigen.
Pfarrer Bernhard sah schrecklich aus. Ich erschrak zutiefst, als ich ihn in dem weißbezogenen Krankenhausbett liegen sah. Sein Gesicht war zerkratzt, der bandagierte Kopf ließ nur ein Auge sichtbar werden. Ein Arm war in Gips, die Schulter verbunden. Blut sickerte unter der Kompresse hervor. Auch am Oberschenkel trug er einen dicken Verband. Er lächelte müde, als er mich sah.
»Das sieht schlimmer aus, als es ist«, sagte er, um mich zu trösten. Doch es gelang ihm nicht. Ich stellte die Blumen, die ich mitgebracht hatte, in eine Vase und zu den anderen vierzehn Sträußen am Fenster. Offenbar hatte es sich herumgesprochen, dass der Pfarrer im Krankenhaus lag. Kleinlaut setzte ich mich zu ihm.
»Es tut mir so leid, dass ich Ihnen das eingebrockt habe«, sagte ich und nahm seine Hand. »Ich werde das wiedergutmachen. Lassen Sie mich vier Monate lang jeden Sonntag nach dem Gottesdienst die Kirche schrubben oder das Kirchenblättchen austeilen, oder was immer Sie wollen.«
Er versuchte ein Schmunzeln, was sehr mühsam ausfiel.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Wie geht es deinen Freunden?« Er klang leise und erschöpft.
»Robert wurde abtransportiert, aber Leif ist sicher.«
»Es tut mir leid, dass ich nicht besser helfen konnte.«
Ich kämpfte wieder mit den Tränen. Da lag dieser tapfere Mann schwer verletzt hier im Bett und entschuldigte sich dafür, dass er nur einen Vampir retten konnte. Pfarrer Bernhard war definitiv ein Held.
»Ich werde versuchen, Robert zu finden. Er ist ein guter Mann, sie dürfen ihn nicht umbringen.« Eine Träne rollte nun doch.
Er nickte leicht in seinem Kissen. »Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann werde ich wieder fit sein, und dann kannst du auf mich zählen.«
Ich lächelte und wischte schnell die Träne weg. »Werden Sie auch gejagt?«
»Bisher nur von normalen Jägern, wenn ich als Bär durch die Wälder streife. Dass es Wesen wie mich gibt, ist noch nicht offiziell bekannt.«
»Was sind Sie? Und weiß es jemand von denen?« Ich deutete auf die vielen Blumen. »Wissen die Mullendorfer, weswegen Sie hier liegen?«
»Meine Freundin hat den Dörflern und auch der Polizei erzählt, ich sei in der Nacht von dem Lärm wachgeworden und schlaftrunken mitten ins Gefecht und dann unter einen der Lkws geraten. Das haben sie geglaubt. Ein Pfarrer ist über jeden Zweifel erhaben.« Er lächelte kraftlos, zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich bin ein Gestaltenwechsler. Man nennt uns auch Lokier. Allerdings kann ich mich nur in ein Tier verwandeln. Manche schaffen
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