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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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hatte, mit Dreckbatzen. Aber er mochte seine Mutter nicht schon wieder auf den Flecken-Rußeulerich ansprechen, denn dann wurde sie womöglich wieder sauer. „Worum geht es eigentlich bei der Großen Feier , Mama? Und warum nennt man sie ,Tytari‘? “
    „Gedulde dich noch ein wenig, mein kleiner Schatz. Wenn du so weit bist, beantworte ich gern alle deine Fragen. Nach dieser Feier wirst du jedenfalls Offizier in unserem Heer. Dein Vater würde sich riesig darüber freuen.“ Nyra seufzte. „Aber vorher findet noch die Abschiedsfeier für ihn statt.“
    „Wann denn?“
    „Sobald Uglamore und Wortmore einen Freien Schmied aufgetrieben haben.“
    Nyroc horchte auf. „Soll der Schmied etwa Feuer machen?“
    „Richtig. Die Gebeine deines Vaters müssen verbrannt werden. So ist es Brauch nach dem Tod eines bedeutenden Anführers.“
    Nyrocs Magen kribbelte vor Aufregung. Die Reinen wussten nicht, wie man Feuer machte. Sie waren darauf angewiesen, dass ab und zu der Blitz in einen Baumstumpf einschlug, oder aber sie nahmen die Dienste Freier Schmiede in Anspruch. Deren Feuer waren besonders heiß, sodass man darin auch Waffen schmieden konnte, wie zum Beispiel Kampfkrallen. Nyroc wuchs in einem Landstrich auf, der vom Feuer verwüstet war. Trotzdem fand er die Vorstellung spannend, dass manche Eulen das Feuer zähmen und mit seiner Hilfe nützliche Gegenstände herstellen konnten. Die Ga’Hoole-Eulen sollten wahre Meister im Umgang mit Feuer sein. Nyroc selbst hatte noch nie Feuer gesehen. Er kannte nur die Auswirkungen auf seine Umgebung.
    Mindestens so gern wie ein richtiges Feuer hätte Nyroc einmal einen Baum gesehen, einen lebendigen Baum, keinen versengten Stumpf. Er hatte gehört, dass lebendige Bäume Äste und Laub hatten und mit weichem Moos gepolsterte Höhlen, in denen Eulen wohnen konnten. Moos kannte Nyroc nicht. Schmuddel hatte seinem Schützling schon oft die vielen Abstufungen von Grün und die schmiegsame Weichheit von Moos beschrieben, aber das half Nyroc nicht viel weiter, denn er kannte auch kein Grün. Es gab so manches, worüber der junge Schleiereulerich nachgrübelte: Feuer, die Farbe Grün, Bäume und die Bedeutung von „Bestimmung“.

Zwanzig Eulen segelten in die enge Schlucht hinunter. An der Spitze flog Nyra, dicht gefolgt von Nyroc und Uglamore. Schmuddel war an Nyrocs Seite. Wieder einmal konnte der Rußeulerich es kaum fassen, dass er an dieser Zeremonie teilnehmen durfte, zu der sonst nur die Offiziere der ehemaligen Eliteeinheiten zugelassen waren. Der gefallene Kludd sollte nach altem Brauch bestattet werden, was aber nur möglich war, dachte Schmuddel, weil ihn die Geier nicht gefressen hatten. Die meisten getöteten Krieger fielen den Aasvögeln zum Opfer oder waren nicht mehr aufzufinden, wenn die verwundete Eule zum Beispiel ins Meer gestürzt war.
    Das Gefecht, bei dem Kludd umgekommen war, hatte sich in einer Höhle abgespielt. Inzwischen waren von seinem Leichnam nur noch die Knochen übrig. Die wurden Tag und Nacht bewacht, bis endlich ein Freier Schmied gefunden war. Nyroc war noch nie in der Höhle gewesen. Gleich würde er den Gebeinen seines Vaters gegenüberstehen, des legendären Anführers der Tytonen, des unerschrockenen Kriegers, dessen bloßer Anblick die Mägen seiner Feinde zu Eis erstarren ließ. Nyroc war schrecklich aufgeregt. Vielleicht hatte seine Mutter deswegen erlaubt, dass Schmuddel bei ihm bleiben durfte. Auch als sie nun in die weitläufige Höhle einflogen, achtete Nyra darauf, dass Schmuddel nicht abgedrängt wurde.
    Wie sich die Zeiten geändert haben! , dachte Schmuddel. Früher hat niemand Rücksicht auf mich genommen und jetzt bin ich auf einmal eine wichtige Persönlichkeit.
    Die zwanzig Eulen landeten nebeneinander auf einem Felssims im hinteren Teil der Höhle. Auf dem Boden lagen weißliche Äste und an einem Stein lehnte die Maske, hinter der Nyrocs Vater sein von Kriegsverletzungen entstelltes Gesicht verborgen hatte. Aus den Gut-Licht-Geschichten seiner Mutter wusste Nyroc, dass sein Vater den Beinamen „Eisenschnabel“ getragen hatte. Eigentlich hörte Nyroc gern von den Heldentaten seines Vaters, aber die Sache mit der Maske war ihm unheimlich. Er fand es gruselig, dass er das richtige Gesicht seines Vaters auch dann nie zu sehen bekommen hätte, wenn Kludd nicht so früh gestorben wäre. „Hätte Papa dann durch den Eisenschnabel mit mir gesprochen?“, hatte er seine Mutter einmal gefragt.
    „Selbstverständlich. Seine Stimme

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