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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Prophezeiung, die in dem fehlenden Schluss erklärt würde. Otulissa hatte das bis jetzt nicht geglaubt. Doch als sie die Verse nun zum dritten Mal las, kam es auch ihr vor, als handelten sie gar nicht von Hoole, sondern von jemand anderem. Ausführen soll er Hooles Willen … War das etwa doch eine Prophezeiung?
    Otulissas Magen erschauerte. In ihrer von Kerzenschein beleuchteten Höhle war es schummrig, dabei sah man durch das Himmelsloch schon strahlendes Blau. Beim Glaux! Sie hatte beim Lesen die Zeit vergessen und den Nachtflug verpasst. Die Kerzenflamme ließ flackernde Schatten über die Höhlenwände tanzen. Gab es nicht Eulen, die im Feuer Bilder sahen? Im Feuer sich ihm Bilder zeigen … Prophezeite Hoole die Ankunft eines Feuersehers?
    Richtig , raunte jemand.
    Otulissa blinzelte. Strix Struma?
    Die Kerzenflamme warf einen hohen Schatten an die Wand. Der Umriss kam Otulissa bekannt vor. Ich glaube aber nicht an Geisterschnäbel , hörte sie sich stumm protestieren. Ein belustigtes Tschurren war die Antwort. Es war tatsächlich Strix Struma!
    Ich weiß. Mit der Fantasie hast du’s nicht so.
    Otulissa fehlten ausnahmsweise die Worte. Dann ging ihr eine Frage durch den Kopf, doch die Geisterkäuzin konnte offenbar Gedanken lesen, denn sie fuhr fort: Nein, meine persönlichen Angelegenheiten auf Erden sind alle abgeschlossen. Es geht um eine andere, sehr dringliche Aufgabe, die erfüllt werden muss.
    Und wie lautet diese Aufgabe?
    Das weiß ich nicht genau , lautete Strix Strumas Antwort.
    Wieso nicht? Du wusstest doch sonst immer alles!
    So wie du immer gewusst hast, dass es keine Geisterschnäbel gibt.
    Hast du wirklich gar keine Vermutung, worum es sich handelt? Bitte verrate es mir doch!
    Und an Prophezeiungen hast du auch nicht geglaubt.
    Otulissa musste wieder an die letzten Verszeilen des Feuerzyklus denken. Dann hatte sie plötzlich eine Eingebung.
    Es geht um den jungen Schleiereulerich aus meinem Traum, nicht wahr? Er braucht mich …
    Die Geisterkäuzin nickte nur.
    Wer ist er?
    Die Geisterkäuzin antwortete nicht. Sie verblasste und verschwand. Die Kerze erlosch knisternd, helles Sonnenlicht erfüllte die Höhle. Doch Otulissa war auf einmal ganz sicher, dass sie dringend gebraucht wurde, und zwar in den Hinterlanden. Das sagte ihr aber nicht ihr logischer Verstand, sondern der Traum, den sie vor ein paar Tagen gehabt hatte. Darin war ihr ein junger Schleiereulerich erschienen, fast noch ein Kind, und er war in großer Not gewesen.
    Auf einmal war Otulissa todmüde. Sie begab sich auf ihr Lager und war bald fest eingeschlafen. Diesmal träumte sie nicht. Als sie beim Ersten Dunkel wieder aufwachte, schüttelte sie sich und sagte streng zu sich selbst: „So ein Unsinn. Träume sind Schäume und Geisterschnäbel gibt es nicht.“
    Doch richtig überzeugt war sie von ihren eigenen Worten nicht. Ohne zu wissen, warum, ging sie zu ihrem Bücherregal. Daneben bewahrte sie zusammengerollte Karten von allen Ländern der Eulenwelt auf. Auch die jeweils vorherrschenden Wetterlagen und Winde waren darauf verzeichnet. „Wo ist denn Nummer siebenunddreißig – ach hier!“ Otulissa strich das dicke Pergament auf dem Boden glatt. „Äußerst instabile Wetterlage“ war auf der Karte eingetragen. „Während der Ausbruchsphasen kommt der Wind überwiegend von Südosten. Die Ausbruchsphasen sind unberechenbar.“
    „Das wundert mich nicht“, sagte Otulissa. „Von den Hinterlanden hatte ich nichts anderes erwartet.“
    Sie prägte sich die Karte gut ein, dann rollte sie das Pergament wieder zusammen. Sie würde mit leichtem Gepäck fliegen. Ein paar Navigationsinstrumente würde sie mitnehmen, aber keine Kampfkrallen. Die würden ihr gegen die Urzeitwölfe ohnehin nichts nützen. Wie soll ich meine Abwesenheit erklären? Ich kann Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger ja wohl kaum erzählen, dass mir Strix Strumas Geisterschnabel einen Auftrag erteilt hat, als ich im Feuerzyklus gelesen habe. Das würden mir meine Freunde niemals abnehmen! Sie würden denken, dass ich sie anschwindle und in den Hinterlanden Söldner für die Schlacht gegen die Reinen anwerben will. Wenn die wüssten! Obwohl – ich weiß ja selber nicht, was ich dort will …
    Otulissa wusste nur, dass sie in den Hinterlanden erwartet wurde und dass sie sich beeilen musste. Mit Vernunft und Logik hatte das nichts zu tun. Was ist denn eigentlich mit mir los? Ich träume! Ich spreche mit einem Geisterschnabel! Bin das noch ich?
    Weit weg

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