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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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leeren Magen“, entgegnete Morgengrau. „Lasst uns auf die Jagd fliegen!“
    „Ich begleite dich“, sagte Coryn.
    „Gute Idee. Dann kannst du aufpassen, dass ich nicht das falsche Kaninchen fange.“
    Morgengrau und Coryn verfolgten gerade ein großes graues Kaninchen, als Coryn ein leises Piepsen hörte. „Achtung – Grosnick!“, raunte er dem Bartkauz zu.
    „Beim Glaux! Bist du sicher?“
    „Ich höre die Kleinen wimmern.“ Schleiereulen besaßen ein außergewöhnlich feines Gehör. Ihnen entging nicht das kleinste Geräusch.
    „Und die Eltern?“, fragte Morgengrau.
    „Sind nicht da. Der Bau ist unter dem Baumstumpf dort drüben. Wenn ein Elternteil bei den Kindern wäre, hätte ich seinen Herzschlag gehört.“
    Bei den Eulen war es streng verboten, hilflose Jungtiere zu fressen oder ein Elterntier zu töten, wenn die Kinder dadurch zu Waisen wurden. Natürlich konnte ein Jäger das nicht immer wissen und so kam es trotzdem vor, dass Jungtiere allein zurückblieben, weil Eulen unwissentlich Jagd auf ihre Eltern gemacht hatten. Aber hier war die Sachlage eindeutig. Es waren mindestens vier Kaninchenkinder und sie gehörten zu dem großen grauen Kaninchen, das Coryn und Morgengrau verfolgt hatten. Somit war das Kaninchen „Grosnick“ – verbotene Beute.
    Morgengrau seufzte abgrundtief. „Schon komisch … wenn sich der Magen erst mal auf etwas Bestimmtes eingestellt hat und man schon fast den Geschmack auf der Zunge spürt, dann ist man mit nichts anderem mehr zufrieden. Ich hab plötzlich gar keine Lust mehr auf Wühlmaus.“
    „Du hast doch selbst gesagt, dass es hier von Kaninchen nur so wimmelt.“
    „Auch wieder wahr. Sie werden ja hoffentlich nicht alle Junge haben – oder weiße Flecken auf der Stirn.“
    „Keine Sorge. Ich habe nur ein einziges Kaninchen gekannt, das so aussah.“
    „Und wie hieß dieses Kaninchen?“
    „Es war ein Er, aber er hatte keinen richtigen Namen. Ich sollte ihn ‚Karnickel‘ nennen.“
    „Und was war so Besonderes an ihm?“
    „Das würde jetzt zu weit führen. Er war etwas Besonderes und damit gut. Das ist alles lange her. Ich habe ihn im Schattenwald kennengelernt, nicht hier. Trotzdem passe ich jedes Mal auf, wenn ich auf Kaninchenjagd fliege. Er war eine Art Seher, so wie Soren ein Sternenseher ist und ich ein Feuerseher bin. Karnickel war ein Netzleser. Er las in Spinnennetzen.“
    „Du willst mich veralbern!“, rief Morgengrau aus.
    „Keineswegs. Die Bilder, die ich im Feuer sehe, beziehen sich meistens auf die Gegenwart. Karnickel dagegen sah in den Netzen Bruchstücke der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er …“ Coryn wollte eben erklären, was das Kaninchen damals gesehen hatte, da sah er unter sich etwas Weißes vorbeihuschen. „Da unten!“
    „Was ist da? Dein Freund? Der mit dem Fleck auf der Stirn?“
    „Nein!“
    Ein weißes Kaninchen mit langem, dichtem Fell wollte sich unter eine überhängende Uferböschung flüchten. Inmitten des Schneetreibens glich es einer weißen Kugel, die über den zugefrorenen Bach kullerte. Schon war Morgengrau über ihm. Coryn bewunderte wieder einmal die Schnelligkeit des Bartkauzes. Ganz gleich, woher der Wind kam, Morgengrau hielt beimBeuteanflug immer den richtigen Winkel. Er schaffte es jedes Mal, seiner Beute die Krallen ins Hirn zu bohren, sodass das Opfer einen raschen, beinahe schmerzlosen Tod starb.
    „Das ist ja mal ein Prachtexemplar!“, rief Digger anerkennend aus, als Morgengrau und Coryn zurückkehrten.
    Unter Eulen war es Brauch, dass der Jäger sich als Erster das beste Stück Fleisch aussuchen durfte. Bestimmt würde Morgengrau eine Keule wählen, denn das war beim Kaninchen der saftigste Teil. Aber als Soren den erlegten Nager betrachtete, kam ihm ein Gedanke.
    „Warte mal, Morgengrau. Wollen wir dem Kaninchen nicht vorher das Fell abziehen? Es ist so schön flauschig. Letzten Mond hat Krämer-Ellie einen ganz ähnlichen Pelz im Baum vorbeigebracht, aber der stammte von einem Gewand.“
    „Von einem Gewand der Anderen?“, fragte Digger.
    „Richtig. Und Madame Plonk hat Ellie Glaux-weiß-was dafür geboten. Dabei war das Ding voller Mottenlöcher und so schön geglänzt wie dieser Pelz hier hat es auch nicht.“
    „Willst du jetzt etwa Krämer-Ellie Konkurrenz machen?“, scherzte Gylfie.
    „Ich dachte eher daran, dass sich die Nesthälterinnen aus der neuen Näherinnengilde über das Fell freuen könnten. Oder wir behalten es selbst und teilen es unter uns auf. Dann

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