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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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später gewesen sein, daß ich mich, an Burrichs Leibgurt geklammert, hinter ihm auf dem Rücken eines Pferdes wiederfand, als wir in Prinz Veritas' Troß das winterliche Dorf verließen und eine mir endlos erscheinende Reise hinunter in wärmere Regionen antraten. Bestimmt war irgendwann während dieser Tage Chivalric gekommen, um einen Blick auf seinen Bastardsohn zu werfen, und hatte daraufhin eine Entscheidung getroffen. Doch ich habe keine Erinnerung an eine Begegnung mit meinem Vater. Das einzige Bild von ihm, das ich vor meinem inneren Auge sehe, wenn ich an ihn denke, ist das auf seinem Portrait in der Halle von Bocksburg. Jahre später erfuhr ich, daß seine diplomatische Mission von Erfolg gekrönt gewesen war. Er handelte einen Vertrag und einen Frieden aus, der lange Bestand hatte, und erwarb sich den Respekt, sogar die Zuneigung der Chyurda.
    Tatsächlich war ich sein einziger Fehlschlag in jenem Jahr, aber dafür um so verhängnisvoller. Er traf vor uns in Bocksburg ein, wo er formell auf die Thronfolge verzichtete. Bei unserer Ankunft hatten er und Prinzessin Philia den Hof bereits verlassen, um künftig als Lord und Lady von Weidenhag zu leben. Ich bin in Weidenhag gewesen. Es ist ein freundliches, weites Tal zwischen sanft ansteigenden, gewellten Bergausläufern, durchschnitten von einem behäbig fließenden Strom. Der rechte Ort, um milden Wein wachsen zu lassen, goldenes Korn und rotwangige Kinder. Ein kleines Paradies, fern der Grenze, fern den Vorgängen bei Hofe, fern allem, was bisher Chivalrics Leben ausgemacht hatte – idyllisches Exil für einen Mann, der König geworden wäre, weichgepolsterter Ruhesitz für einen Krieger und verzuckerter Knebel für einen erfahrenen und gewieften Diplomaten.
    So kam ich nach Bocksburg, einziger Sproß und Bastard eines Mannes, den ich nie kennenlernen sollte. Veritas wurde zum König-zur-Rechten ausgerufen, und Prinz Edel rückte in der Thronfolge einen Platz vor. Hätte mein Gastspiel auf dieser Welt nur darin bestanden, geboren und entdeckt zu werden, hätte ich dennoch dem Reich für alle Zeiten meinen Stempel aufgedrückt. Vater- und mutterlos wuchs ich an einem Hof auf, wo alle mich als jemanden betrachteten, der alles verändern würde. Und genau so war es.

Kapitel 2
Der Neue
     
    Es existieren zahlreiche Sagen über Nehmer, den ersten Outislander, der Bocksburg eroberte, und Stammvater des königlichen Geschlechts. Eine davon berichtet, daß der Raubzug, auf dem er sich befand, seine erste und einzige Ausfahrt gewesen ist und er niemals wieder zu der öden, unwirklichen Insel zurückkehrte, die seine Heimat war. Es heißt, als er der Palisadeneinfriedung von Bocksburg ansichtig wurde, habe er ausgerufen: »Wenn es dort ein Feuer gibt und etwas zu essen, bringen mich keine zehn Pferde mehr weg!« Es gab beides, und er blieb.
     
    Nach der Familienüberlieferung jedoch war er ein erbärmlicher Seemann mit einer tiefen Abneigung gegen Wellen und schwankende Schiffsplanken und Pökelfischrationen, die für seine Landsleute das höchste Glück bedeuteten. Er und seine Mannschaft sollen tagelang ohne Orientierung auf dem Meer getrieben sein, und wenn es ihm nicht gelungen wäre, Bocksburg einzunehmen, hätten seine eigenen Leute ihn ersäuft. Trotzdem, der alte Gobelin im Großen Saal zeigt ihn als einen muskelbepackten, kühnen Freibeuter, der vom Bug seines Schiffes mit zähnefletschendem Grinsen auf ein altertümliches Bocksburg aus Holzhütten und Feldsteinhäusern blickt.
    Bocksburg verdankt seine Existenz der günstigen Lage an der Mündung eines schiffbaren Flusses in einer Bucht, die einen natürlichen, geschützten Hafen bildete. Irgendein unbedeutendes Clanoberhaupt, dessen Name im Dunkel der Geschichte verlorengegangen ist, erkannte die Möglichkeit, den Schiffshandel zu kontrollieren, und erbaute die erste befestigte Siedlung an jenem Platz. Vorgeblich sollte sie dazu dienen, um sowohl den Fluß als auch die Bucht gegen die Piraten zu verteidigen, die jeden Sommer einfielen, um zu plündern und zu brandschatzen.
    Was er nicht voraussah, war, daß der Feind sich durch Verrat der Festung bemächtigen könnte. Die Outislander machten Bocksburg zu ihrem Stützpunkt, von dem aus sie ihren Siedlungs- und Einflußbereich den Fluß hinauf ausdehnten. Sie ersetzten Palisaden und Holzbaracken durch Türme und Mauern aus behauenem Stein. Bocksburg wurde das Zentrum des ersten Herzogtums und schließlich zur Hauptstadt des Königreichs der Sechs

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