Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ihren.
    Ich hatte erwogen, Edel eine Statue zu meinen Ehren errichten zu lassen, aber das schien mir doch zu weit zu gehen. Die fanatische Ergebenheit, die ich ihm aufoktroyiert hatte, würde mein bestes Denkmal sein. Solange Edel lebte, konnte Königin Kettricken keinen getreueren Untertan haben.
    Bedauerlicherweise sollte das nicht lange sein. Jeder kennt die Geschichte von dem tragischen und ungewöhnlichen Ende, das Prinz Edel nahm. Die tollwütige Kreatur, die ihn eines Nachts in seinem Bett zerfleischte, hinterließ blutige Spuren, nicht nur auf seinem Bettzeug, sondern ringsum im ganzen Gemach, wie um ihr Frohlocken über die Untat zu bekunden. Man munkelte, es hätte sich um eine besonders große Wasserratte gehandelt, die irgendwo in seinem Gepäck verborgen den ganzen Weg von Fierant mit ihm gereist war. Die Bewohner in der Burg waren aufs höchste beunruhigt. Königin Kettricken ließ die Terrier hereinbringen, um jedes Gemach zu durchsuchen, doch man fand nichts. Das mordlüsterne Tier wurde nie gefunden, obwohl immer wieder einer vom Gesinde behauptete, die Riesenratte gesehen zu haben. Zweifellos war das der Grund, weshalb man Lord Chade noch Monate später selten ohne sein zahmes Frettchen sah.

Kapitel 41
Der Chronist
     
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Entfremden war nicht die Erfindung der Roten Korsaren. Wir hatten es sie gelehrt in den Tagen König Weises, und zwar gründlich. Die Uralten, die für uns auf den Äußeren Inseln Vergeltung übten, flogen viele Male über sie hinweg. Viele Outislander wurden verschlungen, und die Überlebenden gerieten so oft unter den Schatten der Drachenschwingen, daß sie schließlich all ihrer Erinnerungen und Gefühle beraubt waren. Sie wurden ihren eigenen Familien gegenüber zu kaltherzigen Fremden. Das war der Groll, der so lange in diesem die Vergangenheit ehrenden Volk geschwelt hatte. Als die Roten Schiffe in See stachen, geschah es nicht, um zu erobern oder Reichtümer zu sammeln. Es geschah, um Rache nehmen. Um uns anzutun, was wir vor langer Zeit ihnen angetan hatten, in den Tagen ihrer Ur-Urgroßmütter.
    Was ein Volk weiß, kann auch ein anderes wissen. Die Outislander besaßen eigene Scholaren und weise Männer, auch wenn wir in den Sechs Provinzen sie Barbaren schimpften. So geschah es, daß sie alles zusammentrugen und studierten, was in alten Aufzeichnungen über Drachen gesagt wurde. Während es kaum möglich sein dürfte, Beweise dafür zu finden, erscheint es mir doch wahrscheinlich, daß in Friedenszeiten Faksimiles der von den Gabenmeistern Bocksburgs gesammelten Schriftrollen an Händler von den Äußeren Inseln verkauft wurden, die gut dafür bezahlten. Und als bei dem allmählichen Zurückweichen der Gletscher an ihren eigenen Küsten ein aus schwarzem Fels gemeißelter Drache auftauchte sowie Vorkommen an diesem schwarzen Gestein, vereinten die weisen Männer ihr Wissen mit dem unstillbaren Rachedurst des Kebal Steinbrot. Sie beschlossen, eigene Drachen zu erschaffen und über die Sechs Provinzen das gleiche Unheil zu bringen, das wir ihnen gebracht hatten.
    Nur ein Weißes Schiff wurde von den Uralten bei der Befreiung der Marken an die Küste getrieben. Die Drachen verschlangen die gesamte Besatzung bis auf den letzten Mann. Im Laderaum entdeckte man nur große Blöcke aus schimmerndem schwarzen Stein. Darin eingeschlossen, so meine Überzeugung, befanden sich die gestohlenen Leben und Gefühle der Menschen aus den Sechs Provinzen, die entfremdet worden waren. Ihre Studien hatten die Gelehrten der Outislander zu der Überzeugung geführt, daß Stein, ausreichend mit Lebensenergie angefüllt, zu Drachen geformt werden konnte, um ihnen als Werkzeug ihrer Rache zu dienen. Ich finde es beunruhigend, mir vorzustellen, wie nahe sie daran waren, das wahre Geheimnis der Erschaffung eines Drachen zu entdecken.
    Zyklen, die Geschichte der Welt verläuft in Zyklen, hat der Narr mir einmal erklärt. Die Outislander verwüsteten unsere Küste, also rief König Weise die Uralten zur Hilfe, um sie zu vertreiben. Und die Uralten entfremdeten die Outislander mit der Gabe, während sie immer und immer wieder über ihre Häuser flogen. Generationen später erschienen sie erneut vor unserer Küste, um zu brandschatzen, zu morden und die Unseren zu entfremden. Also zog König Veritas aus, um die Uralten zu erwecken, und die Uralten trieben sie zurück – und entfremdeten sie dabei. Ich frage mich, ob wieder der Haß schwelen wird, bis...
     
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher