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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schenkte dem keine Beachtung. Ich stöberte in seinen Erinnerungen, fand aber wenig Nützliches. Ja, Edel hatte Kordialen, aber sie waren jung und grün, wenig mehr als Gruppen von Männern mit einem Potential für die Gabe. Selbst diejenigen, deren Bekanntschaft ich im Steinbruch gemacht hatte, waren noch nicht gefestigt. Edel verlangte von Will, große Kordialen zu schaffen, um über größere Macht zu gebieten. Edel verstand nicht, daß Nähe weder erzwungen noch in so großem Kreis erreicht werden konnte. Vier junge Gabenkundige hatte Will auf der schwarzen Straße verloren. Sie waren nicht tot, aber sie gingen umher wie Gespenster. Zwei andere waren mit ihm durch die Pfeiler gereist, hatten aber anschließend die Fähigkeit verloren, von der Gabe Gebrauch zu machen. Kordialen ließen sich nicht so einfach aus dem Boden stampfen.
    Ich drang tiefer vor, und Will drohte mir unter den Händen wegzusterben; doch ich verband mich ihm mittels der Gabe und ließ Kraft in ihn hinüberfließen. Du wirst nicht sterben. Noch nicht, sagte ich grimmig zu ihm. Und dort, tief verborgen, stieß ich endlich auf das, wonach ich gesucht hatte: ein Gabenband zu Edel. Es war dünn und schwach; Edel hatte ihn aufgegeben und alles getan, um sich von ihm zu lösen. Doch es war, wie ich vermutet hatte: Sie waren über zu lange Zeit hinweg zu eng verknüpft gewesen, so daß Spuren des Bandes in beider Bewußtsein zurückgeblieben sein mußten.
    Ich sammelte meine Gabe, konzentrierte mich und zog mich hinter meine Mauern zurück, um mich nicht vorzeitig zu verraten. Ich machte mich bereit, und dann sprang ich. Wie wenn ein plötzlicher Wolkenbruch ein Bachbett füllt, das den ganzen Sommer ausgetrocknet war, so strömte ich durch diesen Gabenkanal zwischen Will und Edel. Im letzten Augenblick hielt ich mich zurück, sickerte in Edels Bewußtsein wie ein langsames Gift, lauschte mit seinen Ohren und sah mit seinen Augen. Ich erkannte ihn.
    Er schlief. Nein, er schlief beinahe, die Lungen voller Dämpfe, der Mund taub vom Branntwein. Ich glitt in seine Träume hinein. Das Bett unter ihm war weich, die Decken über ihm warm. Dieser letzte Anfall war schlimm gewesen, sehr schlimm. Es war widerwärtig, auf dem Boden zu liegen und an allen Gliedern zu zucken wie Fitz, der Bastard. Unziemlich für einen König. Dumme Heiler. Sie konnten nicht einmal sagen, woher diese Anfälle kamen. Was sollten die Leute von ihm denken? Der Schneider und sein Lehrling waren dabeigewesen. Nun mußte man sie ermorden lassen. Niemand durfte es wissen. Man würde über ihn lachen. Letzte Woche hatte der Heiler gesagt, es ginge ihm besser. Nun, er konnte einen neuen Heiler finden und den alten hängen lassen. Nein, er konnte ihn den Entfremdeten in des Königs Rund geben. Sie waren inzwischen sehr hungrig. Und dann die großen Katzen zusammen mit den Entfremdeten herauslassen. Und den Bullen, den großen weißen mit den ausladenden Hörnern und dem Buckel.
    Er versuchte zu lächeln und sich einzureden, es würde lustig sein, sich einzureden, am morgigen Tag würde er sich amüsieren. Der aufdringliche Geruch von Glimmkraut hing zum Schneiden dick in der Luft, aber selbst das vermochte ihn kaum zu beruhigen. Die Dinge hatten sich so gut entwickelt, so ganz nach Plan. Und dann hatte der Bastard alles ruiniert! Er hatte Burl getötet und die Drachen geweckt und sie zu Veritas geschickt.
    Veritas, Veritas, immer war es Veritas gewesen. Seit dem Tag seiner Geburt. Veritas und Chivalric bekamen große Pferde, er mußte auf einem Pony reiten. Veritas und Chivalric bekamen richtige Schwerter; er mußte sich mit einem hölzernen begnügen. Veritas und Chivalric, immer zusammen, immer die Älteren, immer die Größeren. Immer hielten sie sich für etwas Besseres, obwohl er von edlerem Blut war als sie und von Rechts wegen den Thron hätte erben müssen. Seine Mutter hatte ihn gewarnt, daß sie neidisch auf ihn waren. Seine Mutter hatte ihn gewarnt, er solle vorsichtig sein und mehr als vorsichtig. Sie würden ihn ermorden, wenn sich die Gelegenheit bot, jawohl, das würden sie. Mutter hatte getan, was sie konnte, hatte sie weggeschickt, so oft wie möglich. Aber auch aus der Ferne konnten sie wiederkommen. Nein. Es gab nur einen Weg, um sicher zu sein, nur einen Weg.
    Nun, morgen würde er siegen. Er hatte Kordialen, oder etwa nicht? Kordialen aus feinen, starken jungen Männern, Kordialen, um Drachen für ihn zu erschaffen und nur für ihn allein. Die Kordialen waren ihm

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