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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Burg, wartete Prinzessin Philia auf, saß am brennenden Kamin Chade zu Füßen. Verloren für mich die Gezeiten der Leben, die mit meinem verwoben gewesen waren. Freunde starben, andere heirateten, Kinder wurden geboren, andere wuchsen heran, und ich sah es nicht. Obwohl ich nicht länger den Körper eines gesunden jungen Mannes besitze, leben noch viele, die mich einst Freund nannten. Manchmal überkommt mich das Verlangen, sie anzusehen, ihnen die Hand zu reichen, die Einsamkeit von Jahren abzuwerfen.
    Es bleibt mir versagt.
    Diese Jahre sind für mich verloren, wie auch alle künftigen ihres Lebens. Verloren auch die Spanne Zeit, ein Monat – nicht mehr –, doch scheinbar viel länger, meiner Gefangenschaft im Kerker und dann im Sarg. Mein König war in meinen Armen gestorben, aber man trug ihn ohne mich zu Grabe. Auch bei der Ratsversammlung nach meinem Tod war ich nicht zugegen, als man mich für schuldig befand, die Alte Macht praktiziert zu haben und damit meine schändliche Ermordung als Tat nach Recht und Gesetz deklarierte.
    Philia kam und erhob Anspruch auf meinen Leichnam. Meines Vaters Gemahlin, einst so tief verletzt, als sie erfahren mußte, daß er vor ihrer Vermählung mit einer anderen einen Bastard gezeugt hatte, war es, die mich aus jener Zelle holte. Ihre Hände waren es, die meinen toten Leib wuschen und in Grabtücher hüllten. Unbeholfene, exzentrische Prinzessin Philia. Ich weiß nicht, aus welchem Grund sie meine Wunden reinigte und sie so sorgfältig verband, als lebte ich noch. Sie allein gab Befehl, für mich ein Grab auszuheben, und ließ den Sarg hineinsenken. Sie und Lacey, ihre Zofe, trauerten um mich, als alle anderen aus Angst oder Abscheu vor meinem Verbrechen sich von mir abwandten.
    Doch sie wußte nicht, daß Burrich und Chade, Assassine und mein Lehrer in der Diplomatie des Stiletts, in einer späteren Nacht zu diesem Grab kamen und den Schnee wegschaufelten, der daraufgefallen war, und die gefrorenen Erdschollen, die man auf meinen Sarg geworfen hatte. Nur diese beiden waren zugegen, als Burrich den Deckel aufbrach und meinen leblosen Körper heraushob und sodann mittels der auch ihm innewohnenden Alten Macht den Wolf herbeirief, der meine Seele in sich barg. Sie entrissen dem Tier diese Seele und geleiteten sie zurück in den zerschlagenen Körper, aus dem sie geflohen war. Sie erweckten mich, auf daß ich wieder in Menschengestalt umhergehen und mich erinnern möge, was es heißt, einen König zu haben und durch einen Schwur gebunden zu sein. Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, ob ich ihnen dafür dankbar bin. Mag sein, wie der Narr behauptet, daß sie keine andere Wahl hatten. Vielleicht kann es keinen Dank und keine Schuld geben, sondern nur die Erkenntnis der Mächte, die uns an unser Schicksal binden und es bestimmen.

Kapitel 1
Auferstehung
     
    In Chalced hält man Sklaven. Sie verrichten die niederen Arbeiten. Sie stellen die Bergleute, die Ruderer auf den Galeeren, die Besatzung der Müllwagen, die Feldarbeiter und die Huren. Merkwürdigerweise sind Sklaven auch die Kindermädchen, Hauslehrer, Köche und Schreiber und meisterliche Handwerker. Chalceds gesamte glanzvolle Zivilisation, von der großen Bibliothek in Jep bis zu den weitgerühmten Wasserspielen und Bädern in Sinjon, gründet auf der Existenz von Sklaven.
    Die Händler aus Bingtown sind die Hauptzulieferer. Früher waren die meisten Sklaven Kriegsgefangene, und offiziell behauptet Chalced, daran habe sich nichts geändert. In jüngerer Zeit hat es allerdings nicht genügend Kriege gegeben, um die Nachfrage nach gebildeten Sklaven zu befriedigen. Die Bingtown- Händler sind äußerst tüchtig darin, andere Quellen aufzutun, und oft wird in diesem Zusammenhang das Piratenunwesen erwähnt, das zwischen den Handelsinseln herrscht. Wer in Chalced Sklaven besitzt, kümmert sich wenig darum, woher die unfreiwilligen Diener kommen, solange sie gesund sind.
    Sklaverei ist ein Brauch, der in den Sechs Provinzen niemals Fuß gefaßt hat. Wer eines Verbrechens überführt wird, mag verurteilt werden, dem zu dienen, dem er geschadet hat, doch immer nur für eine festgesetzte Zeitspanne, und er wird nicht geringer angesehen als jemand, der freiwillig Buße tut. Ist ein Verbrechen zu furchtbar, um durch Arbeit gesühnt zu werden, bezahlt der Schuldige mit dem Leben. In den Sechs Provinzen muß niemand befürchten, versklavt zu werden. Ebensowenig unterstützen unsere Gesetze den Gedanken, daß Zuwanderer Sklaven

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