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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sterben sehen?«
    »Ja, Herr.«
    »Wirst du das je vergessen?«
    »Nein, Herr.«
    »Warum nicht? Du hast doch schon tapfere Männer sterben sehen.«
    »Er war etwas Besonderes«, sagte Ogasi. »Selbst als er schließlich fiel, dachte ich, er würde wieder aufstehen. Selbst jetzt werfen einige Männer furchtsame Blicke auf den Scheiterhaufen, weil sie erwarten, daß er wieder aufsteht.«
    »Wie hätte er gegen uns bestehen können?« fragte Ulric. »Sein Gesicht war blau vom Wundbrand. Sein Herz hätte längst aufhören müssen zu schlagen. Und die Schmerzen ...«
    Ogasi zuckte die Achseln. »Solange sich Männer im Krieg miteinander messen, wird es Krieger geben. Solange es Krieger gibt, wird es auch Fürsten unter den Kriegern geben. Unter den Fürsten wird es Könige geben, und unter den Königen einen Kaiser. Das hast du selbst gesagt, Herr. Einer wie er kommt nur alle zwanzig Lebensalter. Erwartest du, daß ein solcher Mann im Bett stirbt?«
    »Nein. Ich hatte vor, seinen Namen sterben zu lassen. Bald werde ich das mächtigste Reich beherrschen, das die Menschen je gekannt haben. Die Geschichte wird so sein, wie ich sie schreibe.«
    »Von Ulric erwarte ich auch nichts weniger«, sagte Ogasi. Seine dunklen Augen glühten im Feuerschein.
    »Ja, aber du kennst mich auch, mein Freund. Unter den Drenai gibt es Männer, die erwarten, daß ich Druss' Herz verspeise. Kinderfresser, die Wandernde Pest, der Barbar von Gulgothir.«
    »Namen, die du - glaube ich - selbst erfunden hast, Herr.«
    »Ja. Aber schließlich muß ein Anführer alle Waffen des Krieges kennen. Und darunter gibt es viele, die nichts mit Schwert und Lanze, Bogen und Schlinge zu tun haben. Das Wort raubt die Seelen der Menschen, während das Schwert nur ihre Körper tötet. Die Menschen sehen mich und fürchten mich - es ist eine mächtige Waffe.«
    »Manche Waffen wenden sich gegen ihre Benutzer, Herr. Ich habe ...« Er brach plötzlich ab.
    »Sprich, Ogasi! Was ist los?«
    »Die Drenai, Herr! Sie sind im Lager!« sagte Ogasi mit ungläubig aufgerissenen Augen. Ulric fuhr herum. Überall brachen die Kreise auf, als die Männer aufstanden, um den Bronzegrafen zu sehen, der auf den Herrn der Nadir zuschritt.
    Hinter ihm kamen in Reihe sechzehn Männer in silberner Rüstung, dahinter ein Gan der Legion, der neben einem blonden Krieger mit einem Langbogen schritt.
    Die Trommeln schwiegen, und aller Augen wanderten von den Drenai zu ihrem Herrscher. Ulrics Augen wurden schmal, als er sah, daß die Männer bewaffnet waren. Panik stieg in ihm auf, aber er kämpfte sie nieder. Seine Gedan-ktn überschlugen sich. Würden sie einfach herkommen und ihn erschlagen? Er hörte ein Zischen, als Ogasi sein Schwert aus der Scheide zog, und hob die Hand.
    »Nein, mein Freund. Laß sie herkommen.«
    »Das ist Wahnsinn, Herr«, wisperte Ogasi, als die Drenai näher kamen.
    »Schenk unseren Gästen Wein ein. Nach dem Fest ist die Zeit, sie zu töten. Bereite dich vor.«
    Ulric blickte von seinem erhabenen Thron in die graublauen Augen des Bronzegrafen. Der Mann trug keinen Helm, war aber sonst in voller Rüstung. Das große Schwert Egels hing an seiner Seite. Seine Gefährten blieben abwartend ein Stück hinter ihm. Es lag kaum Spannung in der Luft, obwohl der Legionsgeneral, den Ulric als Hogun erkannte, die Hand leicht auf dem Schwertgriff ruhen und Ogasi nicht aus den Augen ließ.
    »Warum seid ihr hier?« fragte Ulric. »Ihr seid in meinem Lager nicht willkommen.«
    Der Graf sah sich langsam um und erwiderte dann den Blick des Kriegsherrn.
    »Es ist seltsam«, sagte er, »wie eine Schlacht die Sichtweise eines Mannes verändern kann. Erstens bin ich nicht in deinem Lager, sondern stehe auf Delnochs Grund und Boden, der rechtmäßig mir gehört - du bist es, der sich auf meinem Land befindet. Wie dem auch sei, für heute abend bist du willkommen. Und warum ich hier bin? Meine Freunde und ich sind gekommen, um Druss der Legende - Todeswanderer - Lebewohl zu sagen. Steht es um die Gastfreundschaft der Nadir so schlecht, daß man uns keine Erfrischungen anbietet?«
    Ogasis Hand fuhr zu seinem Schwert. Der Bronzegraf rührte sich nicht.
    »Wenn er das Schwert zieht«, sagte er sanft, »schlage ich ihm den Kopf ab.«
    Ulric winkte Ogasi zurück.
    »Glaubst du, daß ihr lebend hier herauskommt?« fragte er Rek.
    »Wenn ich es so will - ja«, erwiderte der Graf.
    »Und ich habe dazu nichts zu sagen?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht? Du faszinierst mich. Um dich herum stehen

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