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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schwester.
    »Natürlich«, erwiderte Kara. »Suko muß es fangen.«
    Schwester Bonifatia schüttelte den Kopf. »Aber das geht nicht. Schauen Sie mal, wie weit er entfernt ist. Das Seil, das wir haben, ist viel zu kurz.«
    »Nein, denn die Maße des Tunnels können Sie mit der Länge des Seils nicht vergleichen«, warf Myxin ein. »Die Entfernung kann täuschen, glauben Sie mir.«
    »Dann ist er nicht so lang?«
    »Genau.«
    Myxin hielt den Anfang des Seils fest. Er war bis dicht an die Öffnung herangetreten. Bevor er das mit den Kreuzen präparierte Seil in den Tunnel schleuderte, schaute er sich noch einmal um. Die beiden Frauen nickten. Kara war voll konzentriert. Die Schwester hatte auf einem Stuhl Platz genommen und betete. Ihre Lippen bewegten sich. Sie waren fast so blaß wie das Gesicht. Man sah es der Frau an, daß sie Angst hatte.
    »Dann los«, sagte Myxin, trat einen Schritt zurück, schwang die Arme nach hinten, wuchtete sie vor und ließ das Seil los. In derselben Sekunde löste auch Kara ihre Hände.
    Das mit den Kreuzen präparierte Seil bewegte sich wie eine Schlange. Die drei glaubten sogar, ein gewaltiges Fauchen zu hören, als es von dem Tunnel aufgesaugt wurde.
    Es zischte förmlich hinein, bewegte sich unruhig voran und wurde kleiner.
    Die drei sprachen kein Wort. Bis Schwester Bonifatia meinte: »Jetzt können wir wohl nur hoffen und beten…«
    Kara und Myxin nickten…
    ***
    Diesmal war ich der Überraschte. Obwohl ich damit eigentlich hätte rechnen müssen. Kalifato hatte sein Grab verlassen, ihm gehörte die Leichenstadt, er hatte sich zu deren Herrscher aufgeschwungen, und er würde gnadenlos zuschlagen.
    Ich war sein Feind. Ein Feind inmitten seines Reichs. Da konnten meine Chancen nur schlecht stehen.
    Das Lachen dröhnte durch die gewaltige Felsenhalle. Als ein hämisches, schauriges Echo pflanzte es sich weiter fort, um irgendwo in der Ferne zu verklingen.
    Gleichzeitig intensivierte sich auch das grüne Licht. Weit über mir, vielleicht am höchsten Punkt dieser Felsenhalle, da verdichtete es sich besonders stark.
    Hockte dort Kalifato?
    Ich warf einen schnellen Blick dorthin, erkannte jedoch nichts. Mir war dieser Dämon vom Aussehen her bekannt. Ich hatte ihn schließlich über dem Todessee gesehen und die Scheußlichkeit seines Gesichts noch in genauer Erinnerung.
    Ich warf einen Blick zu den Gräbern der anderen Großen Alten. Da tat sich nichts. Sie blieben verschlossen. Bisher hatte nur einer seine Ruhestätte verlassen.
    Kalifato!
    Noch etwas anderes geschah. Aus den Schatten irgendwelcher entfernt stehender Wände lösten sich die Männer, Frauen und Kinder, die ich gut kannte.
    Es waren die Bewohner von Darkwater.
    Sie hatten sich auf schaurige Art und Weise verändert. Wie sie ankamen, das war schon schlimm. Sie gingen, als hingen sie an unsichtbaren Fäden. Die Füße schleiften durch den Sand. Einige stiegen sogar aus dem See. Daß sie dies taten, bewies mir, wie wenig man sie noch als Menschen bezeichnen konnte.
    Sie waren Marionetten, Veränderte, Bewohner der Leichenstadt und voll integriert.
    Ich schüttelte mich, als ich sie sah. Ein Schauer rann über meinen Rücken. Das fahle Grün auf ihren Gesichtern erinnerte mich an eingefärbte lebende Leichen.
    Kalifato hatte sie gerufen, und sie kamen.
    Mrs. Moore vor mir begann hämisch zu lachen. »Jetzt ist dein Ende nahe, John Sinclair«, versprach sie mir. »Lange genug haben wir warten müssen, doch die Leichenstadt wird auch dich schaffen.«
    Die Chancen für ihre Behauptung standen in der Tat gut. Ich atmete ein paarmal tief durch. Mein Gesicht war schweißnaß. Die Hände zitterten. Gleichzeitig mußte ich noch die kleine Jennifer beschützen, denn sie war mein Garant dafür, daß Verbindung durch die Dimensionen aufrechterhalten wurde.
    Ich dachte auch daran, mich in den Tunnel zu stürzen. Es war vielleicht die einzige Chance, die ich noch hatte, doch Kalifato machte mir einen Strich durch die Rechnung.
    Wie schon einmal am Todessee, so sah ich auch jetzt wieder den grünen Strahl, wie er aus dem Brunnen in die Höhe stach und dabei einen Halbkreis beschrieb.
    Er begann in der Tiefe, und er endete bei Kalifato. Ob ich es wollte oder nicht, es war wie ein Zwang, diesem Strahl mit den Blicken zu folgen.
    Abermals sah ich das Gesicht des schrecklichen Dämons. Wie bei der ersten Begegnung schwebte er hoch über mir, zeichnete sich deutlich unter dem oberen Ende dieser riesigen Höhle ab, und der Kopf war eine

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