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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Notiz zu lesen war: Wie gewünscht. Er lächelte und öffnete den Reißverschluß. Darin befand sich ein Kalaschnikow-PK­ Maschinengewehr, das neueste Modell. Sein Dreibein war zusammengeklappt, der Lauf war zwecks einfacheren Trans­ ports abmontiert worden, und da war noch ein großer Karton Gurtmunition, ein gleicher Karton daneben. Er öffnete eine Schublade in der Anrichte, holte ein zusammengefaltetes Laken heraus und verstaute es in der Reisetasche. Er zog den Reißverschluß wieder zu, vergewisserte sich, daß die Walther sicher in seinem Hosenbund steckte, und ging die Treppe hinunter, die Reisetasche in einer Hand.
    Er verriegelte die kleine Tür im Torflügel und ging die Straße entlang. Dabei nahm nach und nach Erregung Besitz von ihm, wie es immer geschah. Es war das beste Gefühl der Welt, wenn das Spiel begonnen hatte. Er gelangte zur Hauptstraße, hielt ein paar Minuten später ein Taxi an und bedeutete dem Fahrer, er möge ihn zum Le Chat Noir bringen.

    Sie verließen Paris in zwei Renault-Kombiwagen, die identisch waren bis auf die Tatsache, daß der eine schwarz und der andere weiß war. Gaston fuhr mit Dillon auf dem Beifahrersitz voraus, und Pierre folgte ihnen. Es war sehr kalt, Schnee mischte sich mit dem Regen, jedoch ohne liegenzubleiben. Sie unterhielten sich sehr wenig, und Dillon hatte sich zurückge­ lehnt und die Augen geschlossen, so daß der Franzose dachte, er schliefe.
    Nicht weit von Soisy geriet der Kombiwagen ins Rutschen, und Gaston stieß hervor: »Verflucht«, und kämpfte mit dem Lenkrad.
    Dillon warnte: »Immer die Ruhe, es wäre jetzt der falsche Zeitpunkt, um im Graben zu landen. Wo sind wir denn?«
    »Dicht hinter der Abzweigung nach Soisy. Es dauert nicht mehr lange.« Dillon richtete sich auf. Der Schnee bedeckte die Gartenhecken, aber nicht die Straße. Gaston meinte: »Es ist eine saumäßige Nacht. Sehen Sie sich das nur an.«
    »Denk nur an all die schönen Dollarscheinchen«, riet Dillon ihm. »Dann ist das alles nicht mehr so schlimm.«
    Es hörte auf zu schneien, der Himmel klarte auf, und der Halbmond erschien. Unter ihnen, am Fuß des Berges, war das rote Warnlicht des Bahnübergangs zu erkennen. Ein altes, verlassenes Gebäude stand auf der einen Seite. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, und ein gepflasterter Vorplatz wies eine puderzuckerähnliche Schneedecke auf.
    »Halt hier an«, sagte Dillon.
    Gaston folgte der Aufforderung, bremste und stellte den Motor ab. Pierre kam im weißen Renault, wand sich wegen seiner Beinprothese etwas schwerfällig hinter dem Lenkrad hervor und humpelte zu ihnen herüber.
    Dillon betrachtete den Bahnübergang und nickte.
    »Wunderbar. Gib mir die Schlüssel.«
    Gaston reichte sie ihm. Der Ire entriegelte die Hecktür und beugte sich über die Reisetasche. Er zog den Reißverschluß auf, holte die Kalaschnikow hervor, montierte fachmännisch den Lauf, dann legte er die Waffe so hin, daß sie nach hinten zeigte. Er füllte den Munitionsbehälter und fädelte den Patro­ nengurt ein.
    »Das sieht ja verdammt gefährlich aus«, meinte Pierre.
    »Kaliber sieben Komma zwei Millimeter, gemischt mit Leuchtspur- und Stahlmantelgeschossen«, erklärte Dillon. »Absolut mörderisch. Eine Kalaschnikow, was sonst. Ich hab’ mal gesehen, wie so ein Ding einen Landrover mit englischen Fallschirmjägern zerlegt hat.«
    »Tatsächlich«, meinte Pierre, und als Gaston etwas sagen wollte, legte er ihm warnend eine Hand auf den Arm. »Was ist in der anderen Kiste?«
    »Mehr Munition.«
    Dillon nahm auch das Laken aus der Reisetasche, deckte sie über das Maschinengewehr, dann verriegelte er die Tür. Er setzte sich hinters Lenkrad, startete den Motor und rangierte mit dem Wagen so lange herum, bis das Heck zum Bahnüber­ gang wies. Er stieg wieder aus und schloß die Tür ab. Wolken zogen nun am Mond vorbei, und der Regen setzte wieder ein, diesmal mit mehr Schnee vermischt.
    »Sie lassen den Wagen hier stehen?« fragte Pierre. »Und wenn jemand ihn untersucht?«
    »Was soll dann passieren?« Dillon kniete neben dem der Straße abgewandten Hinterrad nieder, holte ein Messer aus der Tasche, klappte die Klinge auf und bohrte sie in die Reifen­ schulter. Ein Zischen erklang, und der Reifen wurde schlaff.
    Gaston nickte. »Raffiniert. Falls jemand neugierig wird, dann ist es nur eine Panne.«
    »Aber was ist mit uns?« wollte Pierre wissen. »Was erwarten Sie?«
    »Ganz einfach. Gaston kommt kurz nach zwei mit dem wei­ ßen Renault her.

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