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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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bekannt als der SDECE, hatte unter Mitterrand seinen Namen in Direction Generale de la Securite Exterieure, kurz DGSE, ändern lassen. Es war ein Versuch, sich von dem Image zu befreien, eine im trüben fischende, brutal operierende Organisation zu sein, die wirklich vor nichts zurückschreckte. Betrachtete man jedoch die Ergebnisse ihrer Arbeit, so mußte man zugeben, daß nur wenige Geheimdienste in der Welt ähnlich erfolgreich waren.
    Wie in alten Zeiten ist der Dienst immer noch in fünf Sektio­
    nen und viele Abteilungen unterteilt, deren berühmteste, oder je nach Standpunkt berüchtigtste, die Sektion 5 ist, allgemein bekannt als Action Service, die Abteilung, die für die Zer­ schlagung der OAS verantwortlich war.
    Colonel Max Hernu war an alldem beteiligt gewesen, hatte die OAS genauso unbarmherzig verfolgt wie jeder andere, obwohl er als Fallschirmjäger sowohl in Indochina wie auch in Algerien gekämpft hatte. Er war jetzt einundsechzig Jahre alt, ein eleganter, weißhaariger Mann, der am Schreibtisch in seinem Büro im ersten Stock der Zentrale des DGSE auf dem Boulevard Mörder saß. Es war kurz vor fünf Uhr, und Hernu, der seine zum Lesen notwendige Hornbrille aufgesetzt hatte, studierte den Bericht vor sich auf dem Tisch. Er hatte in seinem Landhaus, sechzig Kilometer außerhalb von Paris, übernachtet und war gerade erst eingetroffen. Inspektor Savary sah ihn respektvoll an.
    Hernu nahm seine Brille ab. »Ich hasse diese frühen Morgen­ stunden. Das erinnert mich an Dien Bien Phu und das Warten auf das Ende. Holen Sie mir bitte noch einen Kaffee, ja?«
    Savary nahm seine Tasse, ging zu der Kaffeemaschine auf dem Ständer und schenkte Kaffee ein, stark und schwarz. »Was halten Sie davon, Colonel?«
    »Diese Brüder Jobert, meinen Sie, sie hätten uns alles er­ zählt?«
    »Aber ganz gewiß, ich kenne sie schon seit Jahren. Der große Pierre war in der OAS und meint, das verleihe ihm eine gewis­ se Klasse, aber in Wirklichkeit sind es nur drittklassige Gano­ ven. Sie sind im Autodiebstahl tätig.«
    »Demnach fiele diese Sache völlig aus ihrem Rahmen, oder?«
    »Aber ganz bestimmt. Sie haben sogar zugegeben, daß sie diesem Rocard früher schon mal Autos verkauft haben.«
    »Heiße Ware?«
    »Ja, Colonel.«
    »Natürlich sagen sie die Wahrheit. Dafür sprechen schon die zehntausend Dollar. Aber dieser Rocard, Sie sind doch ein erfahrener Polizist, Inspektor. Wie viele Jahre sind Sie schon im Dienst?«
    »Fünfzehn, Colonel.«
    »Mich interessiert Ihre Meinung.«
    »Seine Personenbeschreibung ist wertvoll, denn laut den Joberts gibt es keine. Er ist klein, nicht größer als einsfünfzig bis einssechzig. Keine besondere Augenfarbe, blondes Haar. Gaston sagt, als sie ihn zum ersten Mal sahen, sei er ihm überhaupt nicht aufgefallen, es gab nichts Auffälliges an ihm, und dann hat er im Bistro offenbar einen Burschen, der fast doppelt so groß war wie er, innerhalb von fünf Sekunden fast umgebracht.«
    »Fahren Sie fort.« Hernu zündete sich eine Zigarette an.
    »Pierre sagt, sein Französisch sei zu perfekt.«
    »Was meint er denn damit?«
    »Er kann es nicht genau sagen. Es ist nur so, daß er schon immer das Gefühl hatte, daß irgendwas nicht stimmt.«
    »Daß er kein Franzose ist?«
    »Genau. Zu diesem Punkt gibt es zwei interessante Fakten. Zum einen pfeift er immer eine seltsame kleine Melodie vor sich hin. Gaston hat sie aufgeschnappt, weil er Akkordeon spielt. Er sagt, Rocard habe ihm einmal erzählt, es sei ein irisches Lied.«
    »Das ist in der Tat interessant.«
    »Und ein weiterer Punkt: Als er das Maschinengewehr im Heck des Renault in Valenton zusammensetzte, erklärte er den beiden Brüdern, es sei eine Kalaschnikow. Und nicht nur mit normalen Patronen. Sondern mit Leuchtspurmunition und Stahlmantelgeschossen, also schweres Gerät. Er sagte dazu, er habe mal gesehen, wie ein Landrover mit englischen Fall­ schirmjägern damit zerschossen wurde. Pierre wollte ihn nicht fragen, wo das war.«
    »Wittern Sie da etwa die IRA, Inspektor? Und was haben Sie unternommen?«
    »Ihre Leute gebeten, die Bilderbücher rauszurücken, Colonel. Die Joberts blättern sie gerade durch.«
    »Großartig.« Hernu stand auf und füllte sich diesmal selbst Kaffee nach. »Was halten Sie von dieser Hotelsache? Meinen Sie, er wurde gewarnt?«
    »Vielleicht, aber das muß nicht sein«, sagte Savary. »Ich meine, was haben wir denn bis jetzt, Colonel? Einen echten Profi, der im Begriff ist, das Attentat

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