Die Lerche fliegt im Morgengrauen
schloß die Augen.
Sie wandte sich zu Harry Flood um, der ihr zuprostete und seinen Becher leerte. »Fragen Sie mich nicht«, wehrte er ab.
Sie seufzte, schaltete den Autopiloten ab, übernahm selbst wieder die Kontrolle über das Flugzeug und wartete auf das Auftauchen der englischen Küste.
Ferguson schrieb schnell und beendete seinen Bericht und schloß die Akte ab. Er stand auf und ging zum Fenster. Es schneite wieder, als er hinaussah zur Ecke Horse Guards Avenue und Whitehall, wo alles geschehen war. Er war müde, erschöpfter als je zuvor, doch es gab noch etwas zu tun. Er drehte sich zu seinem Schreibtisch um, streckte die Hand nach dem Zerhackertelefon aus, als es klingelte.
Hernu sagte: »Charles, ich bin in St. Denis, und wir haben ein Problem.«
»Erzähl«, forderte Ferguson ihn auf, und er hatte bereits ein seltsam leeres Gefühl im Magen.
»Nur drei Leichen. Makeev, Rashid und Michael Aroun.«
»Und Dillon?«
»Keine Spur, nur eine überaus leistungsfähige kugelsichere Weste auf dem Fußboden mit zwei Kugeln darin.«
»O gottverdammt«, sagte Ferguson. »Dann treibt sich dieses Schwein also immer noch irgendwo da draußen herum.«
»Ich befürchte es, Charles. Ich gebe natürlich der Polizei Bescheid und auch den anderen Behörden und Diensten, aber ich kann nicht behaupten, daß ich sonderlich große Hoffnungen auf einen Erfolg habe.«
»Woher auch?« fragte Ferguson. »Wir haben es zwanzig Jahre lang nicht geschafft, Dillon beizukommen, warum sollte es jetzt anders sein?« Er holte tief Luft. »Na schön, Max, ich bleibe am Drücker und melde mich beizeiten.«
Er stellte sich wieder ans Fenster und starrte hinaus ins Schneegestöber. Es hatte keinen Sinn, jetzt die Navajo zu rufen. Mary, Brosnan und Flood würden die Neuigkeit schon früh genug erfahren, aber etwas mußte dennoch erledigt wer den. Er wandte sich widerstrebend zu seinem Schreibtisch um und nahm den Hörer des Zerhackertelefons ab. Er hielt nur einen kurzen Moment inne, ehe er in der Downing Street anrief und darum bat, mit dem Premierminister verbunden zu werden.
Es wurde bereits Abend, und der Schnee fiel dichter, als Pierre Savigny, ein Bauer aus dem Dorf St. Just, kurz vor Bayeux mit seinem alten Citroën-Lastwagen auf der Hauptstraße vorsichtig nach Caen fuhr. Beinahe hätte er den Mann in der Motorrad kombination nicht gesehen, der auf der Straße stand und den Arm erhoben hatte.
Schliddernd kam der Citroën zum Stehen, und Dillon öffnete die Beifahrertür und lächelte. »Tut mir leid«, sagte er in makel losem Französisch, »aber ich warte schon eine ganze Weile.«
»Und wo wollen Sie an so einem scheußlichen Abend hin?«
fragte Savigny, während Dillon einstieg und sich auf den Beifahrersitz sinken ließ.
»Nach Caen. Ich versuche, dort den Nachtzug nach Paris zu erwischen. Mein Motorrad hat eine Panne. Ich mußte es m einer Werkstatt in Bayeux zurücklassen.«
»Dann haben Sie ja Glück, mein Freund«, meinte Savigny. »Ich fahre nämlich nach Caen. Kartoffeln für den Wochen markt morgen vormittag.« Er legte den Gang ein und fuhr los.
»Wunderbar.« Dillon steckte sich eine Zigarette in den Mund, schnippte sein Feuerzeug an und saß entspannt da. Den Aktenkoffer hatte er auf die Knie gelegt.
»Sind Sie denn ein Tourist, Monsieur?« erkundigte sich Sa vigny, während er beschleunigte.
Sean Dillon lächelte verhalten. »Nicht ganz«, sagte er. »Ich bin nur auf der Durchreise.« Und er lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloß die Augen.
Jack Higgins
Der Adler ist entkommen Roman Aus dem Englischen von Michael Kubiak
320 Seiten. DM 39,80
In einer regenkalten Novembernacht in London erfährt Jack Higgins, daß er und die mehr als 15 Millionen Leser seines Weltbestsellers »Der Adler ist gelandet« einem raffinierten Täuschungsmanöver erlegen sind: Oberstleutnant Kurt Steiner lebt. Eine junge amerikanische Historikerin kann es beweisen. Doch sie stirbt in dieser Nacht, und die brisante Akte ist plötz lich verschwunden. Nur einer kann das bestgehütete englische Kriegsgeheimnis lüften, Liam Devlin, der schlitzohrige Ire, der Kurt Steiner bei seinen Kommando-Unternehmen begleitete. Higgins spürt ihn in Belfast auf.
London/Berlin 1943. Die englische Abwehr beschließt, Kurt Steiner als Köder einzusetzen, um die Schachzüge der deut schen Spionagedienste besser studieren zu können. Ein Dop pelagent bringt die heiße Nachricht nach Berlin. Der totgeglaubte
Weitere Kostenlose Bücher