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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Klebeband. Dann kamen ihre Handgelenke an die Reihe, und erst da wurde sie sich ihrer Angst völlig bewusst.
    Er machte keine Witze.
    Jenna schlug um sich und wehrte sich. Wenn sie zuließ, dass er sie von hier wegbrachte, würde sie ihr Zuhause nie wiedersehen. Das Risiko, von einer Kugel getroffen zu werden, war ihr gleichgültig. Ein schneller Tod würde besser sein als alles, was er vorhaben mochte.
    Tränen brannten ihr in den Augenwinkeln; sie fühlten sich noch heißer an, weil ihre Haut in der Spätherbstluft eiskalt geworden war.
    Aber er begegnete ihrer Gegenwehr mit unpersönlichem Geschick. Es gelang ihr, ihm den Ellenbogen gegen das Brustbein zu rammen, aber er keuchte nicht einmal. Ein Mann aus Eisen. Ungerührt. Vielleicht würde Betteln wirken. »Niemand wird das Lösegeld bezahlen«, versuchte sie zu sagen, aber es klang eher wie »Mmn wuh duh«, bis sie dann aufgab.
    Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott …
    Ein Albtraum. Es musste einer sein. Sie würde gleich aufwachen.
    Entsetzen flackerte wie ein angerissenes Streichholz auf, als er den Kofferraum ihres Autos öffnete. Er legte sie seltsam fürsorglich darin ab. Wenn er den Metalldeckel schloss, würde es wie ein Grab sein.
    Nein. Bitte, bitte, bitte.
    Vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne, die ihn mit einem Heiligenschein aus Feuer umgab, wirkte er wie ein dunkler Gott, breitschultrig und mit Gesichtszügen, die aufgrund ihrer Tränen verschwammen. Aber eines sah Jenna deutlich. Er trug keine Maske, und das bedeutete, dass er sie niemals freilassen würde.
    Der Kofferraumdeckel knallte zu. Dann fuhr der Wagen los.
    Minuten wurden zu Stunden, Stunden zu einer Ewigkeit. Nachdem Jenna im Geiste eine Million Mal – und auf fast genauso viele Arten – gestorben war, wurde das Auto langsamer und hielt an. Sie lauschte dem Motor im Leerlauf.
    Ein Schlüssel klickte im Schloss. Jenna rechnete damit, dass ihr Entführer sie grob aus dem Kofferraum zerren würde, und stählte sich. Er würde vielleicht gar keinen Vorwand brauchen, um ihr wehzutun. Zu ihrem Erstaunen zog er sie mit der Behutsamkeit hoch, mit der man ein schlafendes Kind behandelt hätte. Seine sanften Hände passten nicht zu dem Klebeband vor ihrem Mund und ihren gefesselten Gliedmaßen.
    Wortlos stellte er sie auf die Beine. Als ihre blinzelnden Augen sich an das satte Zwielicht gewöhnt hatten, begriff sie, dass er keinen Grund gehabt hätte zu befürchten, dass sie fliehen würde. Abgesehen davon, dass ihre Knöchel gefesselt waren, standen sie mitten in einem tiefen Wald. Sie waren vielleicht noch in Oregon – sie hatte während der Fahrt jegliches Zeitgefühl verloren –, aber in einer abgelegenen Gegend, die sie noch nie gesehen hatte.
    Eine tröstliche Beule in ihrer linken Tasche verhieß, dass ihr Handy es mit ihr aus dem Kofferraum heraus geschafft hatte. Sie musste nur abwarten und ihn bei Laune halten, bis sie per SMS jemanden zu Hilfe rufen konnte. Die New US Rangers würden ihr Handy lokalisieren und sie auf diese Weise finden können. Obwohl sie sich, seit die Bundesregierung nach Fresno umgezogen war, immer wieder über den Mangel an Privatsphäre unter dem neuen Regime beschwert hatte, wusste Jenna die Beharrlichkeit, mit der es die Bürger ausspionierte, jetzt verdammt zu schätzen.
    Ich muss nur ruhig bleiben, Zeit schinden und ihn glauben machen, dass ich ihm abnehme, was auch immer er mir weismachen will.
    Sie stand ruhig da, wartete auf Anweisungen. Verrückte hatten doch gern das Gefühl, die Kontrolle zu haben, nicht wahr? Sie würde ihm keinen Anlass geben, sie zu durchsuchen – oder noch Schlimmeres mit ihr anzustellen. Sie musterte den Mann schnell und verabschiedete sich von der hoffnungsvollen Einschätzung, zu der sie zu Hause in der Einfahrt gekommen war. Er brauchte keine Wintersachen. Eine Strickmütze bedeckte seinen Schädel, und er trug dunkle, robuste Jeans und eine Tarnjacke, die militärisch aussah. Er trug ein ernstzunehmendes halbautomatisches Gewehr auf dem Rücken. Bei der Waffe, die er ihr zwischen die Schulterblätter gesetzt hatte, musste es sich um die Neun-Millimeter-Pistole in seinem Gürtelholster gehandelt haben.
    Gegen ihn zu kämpfen war völlig undenkbar. Eine Ein-Mann-Armee. Ach du Scheiße.
    »Es tut mir leid, dass es nicht anders möglich war«, sagte er mit rauer Stimme, »aber wir mussten aus der Stadt weg. Ohne Beweise hättest du mir nicht geglaubt.«
    Was geglaubt? Sie hatte schon die halbe Welt eine Vollbremsung machen

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