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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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1. Klamotten
statt Knete
     
    Im Juli des Vorjahres rutschte
Daniela Wizonski vor dem Kaufhaus Superklotz auf einer Bananenschale aus,
stürzte ungeschickt zu Boden und brach sich das rechte Handgelenk. Daniela war
damals 24 Jahre alt, eine rotblonde Vorstadtschönheit mit nussbraunen Augen. Zu
dem Schmerz, der ihr Tränen an die Wimpern hängte, kam die Wut. Wut auf das
unbekannte Umweltferkel, das die Bananenschale achtlos weggeworfen hatte. Wut
darauf, dass sie, Daniela, nun in heißer Jahreszeit mit eingegipster Hand
herumlaufen musste und dass an ihren Lieblingssport nicht zu denken war:
Schwimmen in den Badeanstalten der TKKG-Stadt.
    Wut auf ihren Freund Henning
hatte sie sowieso. Unglaublich, wie sie dieser Mistkerl belogen hatte.
    Danielas neue — und einzige —
Freundin hieß ebenfalls Daniela. Die beiden kannten sich noch nicht lange.
Diese Daniela trug natürlich einen anderen Nachnamen, nämlich Mitsorge. Wenn
die beiden mit anderen zusammen waren, wurde Daniela Mitsorge »Dani« genannt.
Diese Unterscheidung hatten die Freundinnen auch für ihre Gespräche zu zweit
übernommen.
    »Verdammt!«, sagte Daniela.
»Ich kann keinen Bleistift halten.« Sie schwenkte den Gipsverband. »Mit links
könnte ich zwar meinen Computer bedienen. Aber ein Abschiedsbrief ins Gefängnis
sollte handschriftlich sein. Meinst du das nicht auch, Dani?«
    Ihre Freundin, eine magere
21-Jährige mit schief stehenden Zähnen, nickte heftig. »Unbedingt. Ist
persönlicher. Ein Gefängnisinsasse kann das erwarten. Du willst also Schluss
machen mit Henning?«
    »Er ist ein Mistkerl. Ich klebe
schon viel zu lange an ihm. Es bringt nichts mehr. Seit zwei Monaten sitzt er
im Knast. Zehn Monate hat er noch vor sich. Schluss! Aus!«
    »Du hast mir noch nicht viel
über ihn erzählt, Daniela. Schreiben willst du ihm also?«
    »Ich muss, Dani. Erstens, weil
er mir seine vielen Vorstrafen verschwiegen hat. Was der für einer ist, habe
ich ja erst in der Verhandlung erfahren. Ich stand da, als hätte man mich aus
dem Mustopf gezogen. Ist so was Vertrauen, frage ich dich? Zweitens will ich
mit einem Kriminellen sowieso nichts zu tun haben. Und drittens schuldet er mir
Geld. 2000 Euro. Soll ich darauf warten bis nächsten Mai?«
    »Nee!« Dani schüttelte den
Kopf. »Dann müsste er dir Zinsen zahlen.«
    »Eben. Alles zusammengenommen
bedeutet: Schluss! Aus! Die Kiste wird zugenagelt. Und das muss er wissen.
Sonst steht er in zehn Monaten, wenn er rauskommt, bei mir auf der Matte. Aber
ich will ihn nie, nie wieder sehen.«
    »Und das soll er
handschriftlich erfahren?«
    »Du schreibst den Brief.«
    »Ich?«
    »Mach nicht so ein Gesicht.
Schreiben kannst du doch?«
    »In der Schule hatte ich in
Deutsch immer nur ’ne Drei.«
    »Ich diktiere alles. Henning
wird gar nicht merken, dass ich den Brief nicht geschrieben habe. Er kennt
meine Schrift nicht.«
    »Überhaupt nicht?«
    »Kein bisschen. Manchmal habe
ich ihm eine SMS geschickt. Was anderes Schriftliches hat er nie von mir
gekriegt.«
    Dani nickte, nahm einen der
mauseschwanzdünnen Zöpfe, die ihr um den Kopf hingen, und kaute daran.
»Schreibst du ihm auch, dass du Zinsen nimmst? Und wohin er dir das Geld
schicken soll?«
    »Nix da. Das Geld will ich
jetzt haben. Ich brauche es. Ich teile ihm mit, dass ich’s mir von seinem
Bruder hole. Der kann das auslegen.«
    »Ah, er hat einen Bruder.«
    »Jochen Lissenfuhl. Der ist
Schneider. Ein komischer Typ. Noch dünner als du. Mit spitzer Nase und
Flackerblick. Aber als Änderungsschneider ist Jochen super. Er hat ’ne
Schneiderstube in der Kleinkutür-Straße.«
    »Ich glaube, ich weiß, wo das
ist.«
    »Ich werde Jochen auch den
Wohnungsschlüssel geben.«
    »Zu welcher Wohnung?«
    »Henning hat eine
Eigentumswohnung im Mäfär-Block. Echt schnieke. Ja, man glaubt es nicht.
Henning läuft rum wie der Modeprinz Brunello Perduzzo, hat ’ne Superwohnung,
aber nie Geld in der Tasche. Sieht aus, als bezahlt er einen Ferrari aus der
Portokasse. Aber von mir borgt er sich 2000 Euro. Und vergisst dann die
Rückzahlung.«
    »Kriminelle sind so.«
    »Na ja, er hat niemanden
umgebracht. Seine Vorstrafen waren mehr auf der Linie Hochstapelei und Betrug.«
    »Und zu der Wohnung hast du
einen Schlüssel?«
    »Den Zweitschlüssel. Den
anderen hat der Hausmeister. So, Dani. Können wir jetzt den Brief schreiben?«
    Das nahm eine halbe Stunde in
Anspruch. Dani war sehr bemüht. Vor Anspannung hätte sie fast einen ihrer Zöpfe
durchgebissen. Sie machte

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