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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Laserchirurgie. Wenn ich nicht direkt vor den beiden gestanden und Bier gezapft hätte, hätte ich gar nichts davon mitbekommen. Er hat ausgetrunken, ein großzügiges Trinkgeld dagelassen und ist gegangen. Hat bar bezahlt, sonst würde ich die Quittung suchen. Sie hat ihren Jack Daniel’s mit Cola genommen und sich da hinten an den Tisch verzogen.«
    »Sie erinnern sich vier Tage später noch an jeden Drink, den Sie ausgeschenkt haben?«, fragt O’Hara.
    »Ich erinnere mich nur daran, weil sie und ihre Freundinnen einen arbeitsintensiven Cocktail nach dem anderen bestellt hatten. So ein Zeug, das in der Herstellung echt nervt. Aber als die anderen weg waren, stieg sie auf was Einfaches um, deshalb war ich erleichtert. Außerdem erinnere ich mich auch deshalb daran, weil es meine Vermutung bestätigte, dass sie eigentlich gar nicht zu ihren Freundinnen passte. Das waren verwöhnte Gören. Sie nicht.«
    »War sonst an dem Abend noch etwas außergewöhnlich?«
    »Ein schönes Mädchen, das am Abend vor Thanksgiving ganz alleine bis Kneipenschluss trinkt – das ist doch schon außergewöhnlich genug, oder? Und sie wirkte nicht, als wollte sie sich die Lichter ausknipsen. Eher, als wüsste sie nicht wohin.«
    O’Hara lässt sich Conways Handynummer geben und geht mit Krekorian durch die Gasse zum Auto zurück, in der jetzt auf den zweiten Blick sogar das Graffiti unecht wirkt. Obwohl er schmutzig ist, freuen sich die beiden über den Anblick ihres schrottigen Impalas, wahrscheinlich weil es der einzige Ort im 7. Revier ist, an dem sich die beiden richtig wohlfühlen. Krekorian lässt den Motor an und dreht die Heizung auf. Schweigend sitzen sie da und geben sich gegenseitig Raum zum Nachdenken. Es regnet leicht und um 16.30 Uhr ist die Rivington Street bereits tief in Schatten versunken, das letzte Licht fällt vom Himmel – wie ein Boxer, der zu Boden geht.
    »Da stimmt was nicht«, sagt Krekorian. »Pena erzählt ihren Freundinnen, sie will bleiben, um sich diesen heißen Kandidaten genauer anzusehen, und in dem Moment, in dem er sich zu ihr setzt, serviert sie ihn ab.«
    »Ich sag’s dir nur ungern, K., aber Frauen ändern ständig ihre Meinung. Vielleicht sah Polanski aus der Nähe betrachtet noch älter aus. Vielleicht hatte er eine unheimliche Stimme. Oder was am allerschlimmsten ist, vielleicht hat er schlecht gerochen.«
    »Laut Conway hat sie ihm kaum Gelegenheit gegeben, auch nur drei Worte mit ihr zu wechseln. Um drei Uhr morgens ist man normalerweise nicht mehr so zimperlich.«
    »Es sei denn, man sieht aus wie Pena.«
    »Wieso ist sie dann nicht gegangen? Wieso ist sie geblieben und hat noch einen Drink bestellt?«
    Matschiger Schneeregen fällt aufs Dach und O’Hara verfolgt einen dicken braunen Tropfen, der über die Windschutzscheibe läuft. Vor ihnen am Straßenrand steht ein großes Mädchen, nordischer Typ, in einer lila-weißen Windjacke mit NYU-Logo, möglicherweise aus Penas Leichtathletik-Mannschaft. Sie überklebt den Aufkleber einer Band namens Revolutionary Army of California an einem Laternenmast mit einem Bild von Pena. Die Studentin geht weiter und Pena starrt O’Hara aus ihren braunen Augen vom Laternenmast aus an. Der widerliche Elchkopf an der Wand fällt ihr wieder ein.
    »Ich denke, wir werden uns noch einmal mit deinem Freund McLain unterhalten müssen«, sagt Krekorian.

8
     
    Sie lassen den Wagen stehen, wo sie ihn geparkt haben, und laufen zu Fuß zu Penas Wohnung in der Orchard Street. O’Hara sieht auf ihre Casio, um später feststellen zu können, wie lange McLain bis zum Freemans und wieder zurück gebraucht hätte. Um 17.03 Uhr ist die Sonne verschwunden und stattdessen leuchten einige wenige Laternen. Als sie an der Chrystie herauskommen, erhebt sich hinter ihnen das Stahlgerüst einer im Bau befindlichen Anlage mit Eigentumswohnungen namens Atelier. Im Osten ist alles schwarz, als wäre das alte Viertel vom Einbruch der Nacht überrascht worden.
    Sie durchqueren den dunklen schmalen Rivington Park, vorbei an einem Klettergerüst und einem überwucherten Garten. Die feuchte Luft riecht nach Dunkelheit und fettigen Frühlingsrollen. Dann noch zwei finstere Straßenecken weiter bis zur Allen Street, an einem chinesischen Altersheim und einer verrammelten Synagoge vorbei, deren Fenster wie die Tafeln aussehen, die Moses, der erste Cop, vom Berg mitbrachte. Die Synagoge kann kaum mehr als hundert Jahre alt sein, aber hier, wo hundert Jahre so viel wert sind wie ein

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