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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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abweisenden Ausdruck auf Larads narbigem Gesicht nachdachte, desto wahrscheinlicher war diese Erklärung.
    Die Treppe endete in einem kleinen, eiförmigen Raum, obwohl der Schacht den Boden durchstieß und weiter in die Tiefe führte. Travis blieb keine Zeit, dort hinunterzusehen, da Larad ihn wieder am Arm nahm.
    »Hier entlang, Bruder Wilder.«
    Vom Herzen des Turms gingen drei Korridore ab. Er folgte Larad in den nächsten hinein, bis sie zu einem der seltsamen dreieckigen Durchgänge kamen. Auf der anderen Seite befand sich eine weitere, schmalere Wendeltreppe. Die Wand fühlte sich hier dicker und schwerer an, und obwohl das Fieber und der Abstieg seinem Orientierungsvermögen zugesetzt hatten, konnte sich Travis des Eindrucks nicht erwehren, daß sich diese Treppe innerhalb der Außenmauer des Turms befand. Nach fünfzig Schritten endete sie. Aus einem weiteren Durchgang ergoß sich blasser Lichtschein, der von Geflüster untermalt wurde, das zwischen den Steinen widerhallte.
    Larad trat hinter Travis und schob ihn vor sich her. Als Travis durch das Tor trat, entfuhr ihm unwillkürlich ein leises Keuchen. Das also war der Ort am Grund des Treppenschachts.
    Das Chorgemach war weder Kreis noch Dreieck, sondern eine Mischung aus beidem. Sieben Reihen übereinander angeordneter Steinbänke säumten die Wände und umringten ein Podium in der Mitte. Vertikale Schlitze durchbrachen die Wände, und obwohl jeder davon zu schmal war, um etwas Genaues sehen zu können, konnte Travis, wenn er den Kopf drehte, wie durch ein rotierendes Stroboskop hindurch verschwommene Bilder wahrnehmen – die Umrisse von Bergen, die vor einem pechschwarzen Himmel verblaßten.
    Die Bänke hätten Platz für mehrere hundert Runensprecher geboten, doch Travis schätzte, daß kaum mehr als hundert Männer in grauen Kutten in der untersten Reihe saßen. Aber das war eigentlich keine Überraschung. Hatte Falken nicht gesagt, daß die Runensprecher nicht mehr so populär wie einst waren?
    Ein unaufhörliches Murmeln hing wie ein schimmernder Schleier in der Luft, es war fast wie die in einer Muschel eingesperrte Stimme eines Ozeans. Dann traten Worte aus dem Hintergrundrauschen hervor.
    »Guten Abend, Bruder Wilder.«
    Der Gruß erfolgte nicht lauter als in einem ganz normalen Gesprächston, aber Travis hörte ihn klar und deutlich, und in diesem Augenblick erkannte er den wahren Zweck, der hinter der Bauweise dieses Gemachs steckte: Alles an diesem Ort war so konstruiert worden, daß es den geringsten Laut trug und ihn verstärkte.
    Aber das macht Sinn, Travis. Um eine Rune aussprechen zu können, ohne ihre Macht heraufzubeschwören, muß man sie leise aufsagen, ohne Autorität oder Gefühl. An diesem Ort konnte ein Meister eine Rune flüstern, und die Lehrlinge konnten sie trotzdem hören.
    Der Gruß verklang, aber die Worte verschwanden nicht, sondern vermischten sich mit den sanft modulierten Hintergrundgeräuschen. Wenn sich Travis konzentrierte, konnte er sie noch immer aus dem Flüstermeer heraushören.
    Neue gewisperte Worte zischten in Travis’ Ohr – scharfe Worte. »Habt Ihr es nicht nötig, den Gruß des Großmeisters zu erwidern, Runenmeister?«
    Travis verzog peinlich berührt das Gesicht, dann blinzelte er und sah, daß Oragien tatsächlich vor dem Podium in der Mitte stand und in seine Richtung blickte. Travis nickte dem Großmeister zu.
    »Hallo«, sagte er, und die Art und Weise, wie das laut gesprochene Wort durch das Gemach hallte, ließ ihn zusammenzucken. Larad starrte ihn finster an, und selbst Oragiens Lippen preßten sich zu einem schmalen weißen Strich zusammen. Travis biß sich auf die Zunge.
    Larad führte Travis zu einer der Bänke in der ersten Reihe. Unterwegs war er sich der Blicke aus hundert Augenpaaren bewußt. Er konzentrierte sich darauf, nicht über seine Kutte zu stolpern, dann seufzte er erleichtert, als er sich auf die Bank sinken lassen konnte.
    »Nun, Ihr seht beträchtlich besser aus«, sagte neben ihm eine schrille Stimme. »Ich hoffe, es stört Euch nicht, daß ich das sage, Bruder Wilder, aber als ich Euch das letzte Mal sah, saht Ihr aus wie eine Fleischkeule, die jemand vergessen hat, auf dem Bratspieß umzudrehen.«
    Da sich Travis allein darauf konzentriert hatte, sich zu setzen, ohne weitere finstere Blicke von Larad zu kassieren, war ihm gar nicht aufgefallen, neben wem er da Platz genommen hatte. Jetzt drehte er sich um und musterte den kleinen, dicken Mann in mittleren Jahren, dessen

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