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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. »Aber wenn ich das tue, werde ich mich verlieren.«
    Zu ihrem Entsetzen lächelte Travis. »Nein, Grace. Dann wirst du dich selbst finden.«
    Grace schloß die Augen, und einen kurzen Augenblick lang kam ihr die Erinnerung an einen sonnendurchfluteten Garten.
    Ich glaube nicht, daß ich es tun könnte, hatte sie gesagt.
    Die alte Frau, deren Haut so dünn und zart wie Blütenblätter gewesen war, hatte gelächelt.
    Aber sicher könntet Ihr, Kindchen. Ihr müßt Euch nur dazu entscheiden, Euch für einen anderen aufzugeben – alles von ganzem Herzen zu opfern.
    Grace schlug die Augen auf. »Hilf mir.«
    Travis grinste sie an.
    Sie nahm seine Hand und legte sie auf Beltans Wunde, dann drückte sie ihre Hand darauf. Sie atmete tief ein, schloß die Augen und sah sie sofort: die schimmernden Fäden, die die ganze Existenz zusammenhielten. Schnell fand sie Beltans Lebensfaden. Er war matt und schrecklich dünn. Wieder erblickte sie den Schatten; er schien größer und näher zu sein, aber darüber durfte sie jetzt nicht nachdenken. Dazu war jetzt keine Zeit.
    Sie fand Travis’ Lebensfaden, der stark und hell leuchtete, und versuchte, ihn mit Beltans zu verbinden. Sie schlüpften ihr beide durch die glühenden Finger. Es würde nicht funktionieren – sie konnte sie nicht verbinden, nicht direkt. Zuerst mußte sie sie mit einem anderen Strang verbinden. Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als er auch schon vor ihr aufleuchtete: der grüngoldene Faden ihres eigenen Lebens. Sie zögerte, dann griff sie danach.
    Der Schatten war da, schockierend in seiner Größe und Schnelligkeit. Verbrannte Türen flatterten wie Flügel, zersplitterte Fenster starrten wie blinde, anklagende Augen. Ihr Faden führte direkt in das Herz der Dunkelheit.
    Diesmal wich Grace nicht davor zurück. Statt dessen folgte sie ihrem Lebensfaden in den Schatten. Erinnerungen flogen wie weiße Eulen durch die Finsternis und riefen nach ihr. Hände griffen nach ihr und drückten sie nieder. Etwas preßte sich auf ihr Gesicht, weich und widerwärtig zugleich, und raubte ihr den Atem. Sie erzitterte, als kalte Luft auf nackte Haut traf. Zuerst kam ein übelkeiterregendes Gesicht, dann ein greller und vernichtender Schmerz, der mit einem Stoß begann. Irgendwo öffnete sich eine Tür, und in diesem Moment erinnerte sich Grace. Erinnerte sich an alles.
    Die Flut der Erinnerungen drohte sie zu ertränken. Sie würde sie nicht mehr verdrängen können, jetzt, da sie endlich zugelassen hatte, daß sie sich erinnerte, sie ihre eigenen Verletzungen nicht mehr ignorierte. Aber sie konnten noch etwas länger warten. Sie wandte dem Schatten den Rücken zu.
    Der dunkle Fleck blieb hinter ihr zurück – er war nicht verschwunden, er würde nie ganz verschwinden, jetzt nicht mehr –, und sie trat ins Licht. Wieder sah sie Beltans Lebensfaden, der kaum noch vorhanden war. Sie fing ihn mit einer Hand auf, mit der anderen griff sie nach Travis’ Lebensfaden. Sie brachte beide nahe an sich heran, und mit einem Lächeln …
    Es ist so einfach, Frau Doktor.
     … verband sie beide Fäden mit ihrem eigenen.
    Grace, Travis und Beltan rissen gleichzeitig die Augen auf.
    Beltans Lungen füllten sich keuchend, und er wollte hochschießen. Travis fing seine Schultern ab und hielt ihn, während Grace ihn zurück nach unten drückte.
    »Bin ich … am Leben?« fragte der Ritter heiser.
    Grace lächelte und nickte, während ihre Tränen auf seine Brust tropften. »Du dummer Kerl. Du hast versprochen, besser auf dich selbst aufzupassen. Du hast gesagt, es täte dir leid.«
    Trotz des Schmerzes in seinen Augen grinste Beltan. »Nur, weil es mir leid tut, heißt das doch nicht, daß ich es nicht wieder tun werde.«
    Melia kam heran. »Ist er geheilt?«
    Grace seufzte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe uns etwas Zeit erkauft, Melia. Das ist alles. Wir müssen an einen Ort, an dem ich ihn operieren kann.«
    Aber wo in einem mittelalterlichen Schloß war das möglich?
    »Travis …«
    Beltans Blick verschleierte sich wieder. Travis beugte sich über ihn.
    »Was ist, Beltan?«
    Die Stimme des Ritters wurde schwächer. »Ich glaube nicht, daß mir noch lange bleibt. Also will ich dir noch etwas sagen. Ich will dir sagen, daß es mir nicht im mindesten leid tut.«
    Travis schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht. Was tut dir nicht leid?«
    »Das hier.«
    Der Ritter hob den Kopf und drückte seine

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