Die letzte Schöpfung
nicht.
»Ich habe Recht, nicht wahr? Mulligan ist der biologische Vater der Kinder.« Sydney nahm einen Schluck Kaffee, behielt Turner jedoch im Auge. »Eine Samenspende? Mulligan hatte zwar keine Kinder, aber sein Name erscheint in Dannys Datei.« Sydney schwieg einen Moment, um Turners Reaktion abzuwarten. »Sie haben gewusst, dass Danny Mulligans Namen im Computer gefunden hatte, stimmt's?«
»Ja.« Nun schaute er sie argwöhnisch an.
»Haben Sie Cox zu Mulligan geschickt?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihn töten.« Turners Züge verzerrten sich schuldbewusst. »Ich wollte nur die Kinder zurück.«
Einen Augenblick tat er ihr beinahe Leid, dann aber wischte sie dieses Gefühl beiseite: Seinetwegen hatte ein Mensch sterben müssen – und vielleicht waren sie oder Ethan die Nächsten.
»Was also tun Sie hier?« Sydney beugte sich vor. »Sind alle diese Kinder Produkte einer In-Vitro-Befruchtung oder nur Danny und Callie?«
Turner hatte seine Fassung wiedererlangt. »Diese Kinder sind viel mehr als das.«
Daran hegte Sydney keinen Zweifel. Was immer hier vorging, Avery Cox scheute auch vor Mord nicht zurück, um das Geheimnis zu bewahren. »Klone?«
Turner lachte – ein wenig zu laut. »Natürlich nicht!« Er wischte sich die Augen. »Was will man mit Klonen, wenn man perfekte Originale erschaffen kann?«
Sydney stellte ihre Tasse hin und lehnte sich zurück. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
Er machte eine bedeutungsschwere Pause. »Experimentelle Genetik, Dr. Decker.« Er rutschte auf seinem Stuhl nach vorn; die exquisiten Waffeln waren vergessen. »Denken Sie doch nur an die Möglichkeiten! Was wäre, wenn wir die Technologie beherrschten, nicht nur gesunde Gene aus menschlichen Embryonen auszuwählen, sondern auch die fehlerhaften Gene zu verändern?« Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. »Ich sage Ihnen, das Leben, so wie wir es kennen, würde von Grund auf verändert. Wir könnten die menschliche Rasse zu dem machen, was wir wollen. Wir könnten sie klüger machen. Stärker. Gesünder.«
Sydney schüttelte bedächtig den Kopf. »Mag sein, aber wir sind noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte davon entfernt, solche Techniken zu beherrschen. Und die möglichen katastrophalen Auswirkungen sind…«
»Sie, Dr. Decker, in den Braydon-Laboratorien, sind noch Jahre davon entfernt.«
»Woher wissen Sie…?«
Turner schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ich habe sofort nach Ihrer Ankunft recherchiert, wer Sie sind, und alles über Ihre Arbeit für Charles Braydon in Erfahrung gebracht.« Es hörte sich an, als wären Turner und Braydon alte Freunde.
»Sie kennen Charles?«
»Nicht persönlich. Ich habe ihn einmal getroffen, auf einer Konferenz in Houston. Ein überaus interessanter Mann mit großem Interesse an der Genforschung.«
»Das wissen Sie, obwohl Sie ihn nur einmal getroffen haben?«
Turner lachte auf. »Natürlich nicht. Ich halte mich über den derzeitigen Forschungsstand auf dem Laufenden, und da taucht Braydons Name oft auf.« Er lehnte sich im Stuhl zurück, faltete sorgfältig seine Serviette zusammen. »Die Braydon Labs sind nur eines der Forschungszentren, für die Charles Braydon der Sponsor oder Geldgeber ist. Es gibt noch andere Einrichtungen, bei denen er namentlich jedoch nicht erwähnt wird.«
Sydney wusste, dass Charles seine Finger in vielen Unternehmen hatte, war aber der Meinung gewesen, die Braydon Labs wären seine einzige Forschungseinrichtung. Im Augenblick spielte das aber keine Rolle: Weder Sydney noch Dr. Turner saßen hier, um über Charles oder die Braydon Labs zu diskutieren.
»Was hat das mit den Kindern zu tun?«
»Einfach alles.« Turner lächelte. »Und nichts. Die Arbeit in den Braydon Labs ist bewundernswert, aber ein Kinderspiel im Vergleich zu dem, was ich erreicht habe.« Er erhob sich und ging zum Fenster. »Sehen Sie sich nur die Ergebnisse an!«
Sydney lief es eiskalt den Rücken hinunter. Nun wusste sie endlich, was Turner von ihr erwartete: Bewunderung und Beifall von einem Menschen, der seinen Erfolg nachvollziehen konnte. Doch jetzt hatte Sydney Angst, von diesem Erfolg zu erfahren. »Was haben Sie getan?«
Dies war offenbar die Frage, auf die Turner die ganze Zeit so begierig gewartet hatte. Er setzte sich wieder und beugte sich eifrig vor. »Ich habe eine Methode entwickelt, nicht nur einzelne Gene, sondern ganze Gruppen erfolgreich in menschliche Embryonen einzupflanzen.« Er hielt inne, blickte Sydney
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