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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Yorsch in seinem Kleid zwei versteckte Innentaschen angebracht, darin sah er nun nach. Da war noch eine Handvoll goldener Bohnen. Er gab sie Robi und dabei berührten sich ihre Hände. Yorsch verspürte ein seltsames Gefühl im Magen: etwas zwischen Hunger und Schluchzen, und er verspürte es zum ersten Mal.
    Robi stopfte sich den Mund mit Bohnen voll. Yorsch wusste, wie gut sie waren. Er lächelte angesichts von Robis begeistertem Gesichtsausdruck, der Seligkeit, mit der sie aß, er fühlte ihre Freude in sich, sie war stürmisch wie ein Orkan. Aber sicher würde er es schaffen, sie hier herauszubringen! Er bewegte sich außerhalb der Prophezeiung, aber er war immerhin ein Elf. Der letzte und der mächtigste! Er befand sich in einem alten Elfenpalast. Einen Weg gab es, er brauchte ihn nur zu finden. Und um ihn zu finden, brauchte er nur sicher zu sein, dass er es schaffte. Er war versucht, Robi zu sagen, wie lieb er sie hatte, wie nur sie allein für ihn zählte auf dieser Welt, doch dann hielt er zum Glück inne. Robi war kein Elf, sondern ein Menschenwesen, und Menschen wählen ihren Lebensgefährten nicht im Kindesalter, sondern als Erwachsene. Er musste warten und hoffen, dass Robi ihn annahm. Es erhöhte seine Chancen, wenn er alles um ein paar Jahre hinausschob. Und dann war er ein Elf. Die Mehrzahl der Menschen hasste die Elfen. Monser und Sajra ja auch, am Anfang! Er musste warten, dass Robi ihn besser kennenlernte, um Chancen bei ihr zu haben.
    Plötzlich fragte Robi ihn nach Aurora: Ob er sie kannte? Hatte er gesehen, wie schön sie war? Yorsch wollte schon antworten, für was für eine widerwärtige, bösartige Gans er sie hielt, als ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf schoss. Robi hatte so unglaublich wenig Angst, weil sie sicher war, dass er sich innerhalb der Prophezeiung bewegte und dass daher ihr Überleben garantiert war. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde die Angst sie packen und in ihre Klauen nehmen wie ein Bussard. Er beschränkte sich auf eine vage Geste der Zustimmung.

KAPITEL 18
    I n dem Moment, als der Elf hereingekommen war, umringt von all diesen Wachsoldaten, hatte Robis Herz schneller zu schlagen begonnen. Er war noch schöner, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er war nun mit einem normalen Gewand bekleidet, das ein wenig an die Gewänder der alten Weisen erinnerte. Man hatte ihm die Hände auf den Rücken gebunden und er strahlte etwas aus, ein Gemisch aus Zerbrechlichkeit und Macht.
    Er war ihretwegen gekommen, er hatte sich ergeben, um sie zu befreien.
    Seitdem ihre Mama und ihr Papa nicht mehr waren, hatte Robi heftig darunter gelitten, niemandes Kind mehr zu sein. Ihr Leben oder ihr Tod, ihr Hunger, ihre aufgeschlagenen Knie interessierten niemanden mehr. Jetzt hingegen war sie plötzlich der Mittelpunkt der Welt. Ein richtiger großer Junge mit sagenhaften Kräften und schön wie der helle Tag setzte sein Leben für sie aufs Spiel. Er stand da, die Hände auf dem Rücken gefesselt, völlig frei von Angst, weil er sicher war, dass er sie retten konnte.
    Dann hatte der Verwaltungsrichter von der Prophezeiung gesprochen und Licht war in Robis Herz geströmt. Das war sie! Sie hatte Visionen, die ihr sagten, was geschehen würde. Sie war es, ihr Name war... sie wollte ihn schon sagen, hinausschreien, Robi war nur eine Abkürzung, damit es schneller ging. Ihr Papa und ihre Mama hatten ihr einen Namen gegeben, der diesen magischen Augenblick in sich trug, wenn das erste Morgenlicht beginnt, die Erde zu überziehen, und die Hoffnung auf einen guten Tag noch unangetastet ist. Jeden Morgen, wenn sie sie wecken kam, rief ihre Mama sie bei diesem Namen, auch wenn es draußen regnete oder schneite und kein Licht war. Sie war Rosalba, das Morgenlicht, mit dem jeden Tag erneut die Hoffnung auf einen guten Tag aufgeht. Zum Glück hatte sie sich zurückgehalten, denn dann hatte der Richter angefangen, von seiner eigenen Tochter, Aurora, zu reden. Das Licht, das ihr Herz durchströmt hatte, war in einer eisigen Schlammwoge erstickt, und in ihr zurückgeblieben war nur ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend, etwas zwischen Hunger und Schluchzen, als wenn Tracarna bemerkte, dass sie etwas gestohlen hatte.
    Robi kannte Aurora. Sie hatte sie gesehen, als sie im Geleitschutz der halben Armee der Grafschaft in Daligar Einzug gehalten hatte. Gleich hinter dem großen Tor hatten sich ihre Wege gekreuzt, Robi auf ihrem Esel und Aurora in ihrer elfenbeinfarben und karmesinrot ausgekleideten

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