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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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würde sie wie eine Dame verspeisen, sie würde sich bestimmt nicht den Mund vollstopfen, wie sie es getan hatte! Als Yorsch ihr die Bohnen gab, hatten ihre Hände sich berührt, seine schmale, blasse, vollkommene Hand hatte ihre kleine, schmutzige Hand mit den abgekauten und schwarz geränderten Fingernägeln berührt. Robi sah auf ihre mageren, verdreckten und aufgeschlagenen Knie und wieder fühlte sie sich wie ein Mistkäfer. Sie fragte Yorsch nach Aurora und seine zustimmende Geste stürzte sie in Verzweiflung.
    Wieder hielt sie den Mund. Sie würde es ihm nicht sagen, dass sie seine zukünftige Braut war. Nie. Lieber wurde und war sie es nicht, als zu wissen, dass er sich unter Zwang für sie entschieden hatte.
    Endlich, nach langer und gründlicher Untersuchung des Gitters hatte Yorsch herausgefunden, wie es sich öffnen ließ. Der mittlere Teil war mit dem Rest durch vier winzige goldene Stifte verbunden, um die ein feiner Kupferdraht geschlungen war. Er erklärte ihr, dass man nur die Temperatur zu erhöhen brauchte, damit dieser Draht »schmolz«, das heißt sich auflöste wie der letzte Schnee in der Frühlinssonne, und er konnte durch Anstrengung seines Kopfes Hitze erzeugen; nun aber nicht so, dass er mit dem Kopf gegen die Dinge stieß, sondern durch Gedankenkraft. Er dachte an Hitze und die Stifte, die das Gitter zusammenhielten, sie erhitzten sich und schmolzen, eben, wie Schnee in der Sonne.
    Als das Gitter offen war, wurde die Welt weit. Auf der anderen Seite war eine riesige Grotte mit großen Felsensäulen, die vom Boden nach oben wuchsen oder von der Decke herunter.
    Lautes Wasserrauschen war zu hören. Die Grotte war ganz mit Gold ausgekleidet, das im Licht der Fackel funkelte, sodass sie wie von Sternen übersät schien. Yorsch erklärte ihr, die Säulen, die von unten kamen, hießen Stalagirgendwas, und die, die von oben kamen, auch irgendwie ähnlich. Die Höhle lag unter dem Fluss Dogon. Das Wasser hatte sie gegraben, und da der Dogon Gold führt, hatte dieses sich Tropfen für Tropfen in der Grotte abgelagert. Robi hatte nicht recht verstanden, wie Wasser graben konnte, eine Tätigkeit, wozu man eine Schaufel und zwei Hände braucht, und Wasser hat keines dieser drei Dinge. Sie fragte aber nicht nach. Yorschs Stimme und sein Lächeln waren einfach fabelhaft, wenn er etwas erklärte, auch wenn er völlig ungereimte Sachen sagte; »die andere« würde ihn wahrscheinlich verstehen und sie wollte nicht dumm wirken.
    Hinter sich hörten sie das unverwechselbare Klirren von Rüstungen und Waffen.
    Palladio war in dem Gitter stecken geblieben, und Meliloto versuchte mit ganzer Kraft, ihn hindurchzuschieben.
    Mitten in den goldenen und silbernen Efeuranken steckend, lächelte Palladio.
    »Wir sind euch immer auf den Fersen geblieben«, begann er frohlockend, »wir sind euren Stimmen gefolgt.«
    »Sonst hätten wir uns in diesem Labyrinth verirrt«, schloss Meliloto.
    »Der Verrückte wollte uns hängen lassen!«, fing Palladio wieder an, rot vor Anstrengung. »Wegen einem halben Krug Bier, das wir ihm auf den Kopf geschüttet haben!«
    »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn wir uns euch anschließen?«, fragte Meliloto. »Bis wir draußen sind; dann gehen wir unserer eigenen Wege.«
    »Im Übrigen, wenn sie hinter euch her waren, so haben wir sie aufgehalten!«, bemerkte Palladio und wies stolz einen großen Schlüsselbund vor, »die Schlüssel haben wir! Sie mussten einen Schmied auftreiben und das ist nicht leicht. Den letzten, der in der Stadt verblieben war, haben sie vor zwei Tagen aufgehängt.«
    »Wir haben euch auch eure Sachen mitgebracht«, sagte Meliloto und zeigte das Bötchen, die Puppe, den Bogen, die Pfeile und das Buch vor. »Ihr bringt uns doch auch in Sicherheit, nicht wahr?«
    Yorsch und Robi waren sprachlos. Stumm standen sie da und starrten die beiden Neuankömmlinge an, mit dem gleichen Gesichtsausdruck, mit dem man einen sprechenden Fisch oder einen geflügelten Esel ansehen würde. Meliloto, der Palladio weiterhin mit aller Macht schob, ohne ihn auch nur einen Millimeter weiterzubringen, fragte mit einer Spur von Ungeduld, ob sie sich nicht vielleicht, statt wie die Ölgötzen dazustehen, bequemen könnten, mit anzufassen.
    »Wie seid ihr auf die Idee gekommen, uns nachzulaufen?«, fragte Yorsch, sobald er seine Stimme wiedergefunden hatte.
    Die beiden fingen beide gleichzeitig an zu reden und redeten durcheinander: »Ich habe es dir ja schon gesagt, der hätte uns

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