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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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unwirsch.
    Der Kleine schaukelte fröhlich auf seiner Schaukel, stolz auf die neu erworbenen Kenntnisse.
    »Aber wie hast du die Türen denn aufgemacht, wenn du nichts von dem Mechanismus wusstest?«, fragte die Frau.
    »Ich hielt den Schlüssel ans Schloss, dann erschien in meinem Kopf das Bild von der Tür, die aufgeht, und dann... klank ... ging die Tür auf.«
    Einen Moment lang waren der Mann und die Frau sprachlos, dann erholten sie sich wieder.
    »Dann hast du also schon immer Schlösser öffnen können! Ohne Schlüssel, ohne Ratten. Ohne alles!«
    Nachlässig schaukelte der Kleine weiter, die Stirn noch immer gerunzelt: »Stimmt, ja, das stimmt!«
    Yorsch brach in Gelächter aus. »Wie komisch! Wir waren in Gefahr, gehängt zu werden, und ich habe schon immer Schlösser öffnen können!«
    »Sehr spaßig«, bemerkte der Jäger. »Ich komme um vor Lachen.«
    Seine Stimme klang so, als wäre ihm ein Stück Maiskolben im Hals stecken geblieben.
    Während er weiter schaukelte, dachte der kleine Elf noch über ihre Flucht nach. Plötzlich kam ihm aber etwas anderes in den Sinn: »Die Prophezeiung!«
    »Die Kringel auf dem Portal?«
    »Ja, die spiraligen Buchstaben. Zweite Runendynastie. Jetzt erinnere ich mich:
    HÖRET: EINST WIRD DIE SONNE VERSCHWINDEN.
    WASSERFLUTEN WERDEN MENSCH UND ERDE SCHINDEN,
BIS ALLE SICH IN TIEFSTER FINSTERNIS BEFINDEN.
    ERST WENN DER LETZTE ELF UND DER LETZTE DRACHE EINANDER FINDEN
UND SICH VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT VERBINDEN,
WERDEN DIE MENSCHEN IHR SCHICKSAL ÜBERWINDEN.
    »Dann war da noch etwas vom letzten Elfen, der jemanden heiraten musste...«

KAPITEL 8
    U nd was soll das heißen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es könnte heißen...«
    Er verstummte. Der Hund war aufgesprungen und knurrte.
    »Ohhhhhhhh, schau mal, da bewegt sich ein Baum!«, rief der Kleine.
    »Das ist kein Baum, das ist ein Troll.«
    »Wirklich? Das ist ein Troll? Das ist der erste, den ich sehe!«
    »Was du nichts sagst! Bögen aus der Zweiten Runendynastie und ein echter Troll an einem Tag. Das ist der Tag der Entdeckungen! Wenn wir schnell weglaufen, kommen wir vielleicht noch einmal mit heiler Haut davon.«
    »Was sind das für Sträucher hinter dem Troll? Sind das Troll-kinder? Auch Trolle haben Kinder, nicht wahr?«
    »Das dahinter sind die riesigsten Menschen, die ich je gesehen habe, und sie sind bis an die Zähne bewaffnet.«
    Sie schafften es nicht mehr.
    Die zwei Riesen waren schneller. Sie versperrten ihnen den Weg.
    Sie sahen auch irgendwie aus wie Jäger: Sie trugen die gleichen zotteligen Kleider aus Tierfellen, ein paar Dolche, aber was bei ihnen besonders reichlich vorkam, das waren Äxte: kleine, dunkle, die handtellergroß waren, dazu enorme Beile, die mit einem einzigen Hieb einen Kopf abschlagen konnten, zweischneidige Äxte unterschiedlicher Größe und mit Griffen in verschiedenen Formen, aber alle sorgsam scharf geschliffen.
    Der Troll war unglaublich groß: Er überragte sie alle und im letzten schrägen Licht legte sich sein Schatten auf den Baum samt der Schaukel und dem Kleinen darauf. Das Knurren des Hundes ging in ein ängstliches Winseln über.
    »Kommt bloß nicht näher«, befahl der Jäger drohend. Dass er aber auch immer so schlecht gelaunt war!
    »Warum nicht? Ihr seid doch unbewaffnet«, grinste der kleinere, oder besser gesagt, der weniger riesige der zwei Männer, die neben dem Troll wie Zwerge wirkten.
    »Wir sind nicht unbewaffnet«, erwiderte der Mann mit fester Stimme. »Er ist ein Elf, ein echter Elf«, sprach er weiter, wobei er auf den Kleinen deutete, »mit seinen Zauberkräften kann er euch verbrennen wie Feuer oder hinwegfegen wie ein Wirbelsturm. Er kann euch die Gurgel zudrücken, dass euch die Luft wegbleibt wie einem Gehängten, oder sie mit Wasser volllaufen lassen wie einem Ertrunkenen.«
    »Nein, das ist nicht wahr, nein, das stimmt nicht, nein, nein, das ist nicht wahr, nein, nein, nein, nein, nein.«
    Warum sagte der Jäger nur solche entsetzlichen, grauenhaften, schrecklichen, furchtbaren, abstoßenden, widerwärtigen und falschen Dinge? Falsch, jawohl, das waren sie, falsch, völlig falsch. Der Kleine war empört, aufgebracht und beleidigt.
    »Es stimmt nicht, dass wir solche Sachen machen! Wir tun niemandem etwas zuleide! Wir haben noch nie irgendwem etwas zuleide getan! Wir können gar niemandem etwas zuleide tun, denn wenn wir das tun, dann kommt das Böse, das wir getan haben, das heißt, das wir aus unserem Kopf herausgelassen haben, wieder in

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