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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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nur erwähnt, weil es allem Anschein nach das einzige sei, was wir nicht mitzunehmen beabsichtigten. Wir verstanden das als eine Art satirische Anspielung auf den uns umgebenden kühnen Gepäckberg, lachten höflich und ließen uns von ihm eine angenehme Nachtruhe wünschen.
In Labuan Bajo zu schlafen hat was von einem Ausdauertest.
Im Morgengrauen von den Hähnen geweckt zu werden ist an sich kein Problem. Das eigentliche Problem entsteht erst, wenn die Hähne nicht genau wissen, wann der Morgen denn nun eigentlich graut. Gegen ein Uhr nachts erwachen sie schlagartig kreischend und schreiend zum Leben. Gegen halb zwei bemerken sie ihren Irrtum und halten den Schnabel, kurz bevor die nächtlichen Hunde-Hauptkämpfe eingeläutet werden. Die Veranstaltung beginnt normalerweise mit einigen unbedeutenden Gefechten begeisterter Nachwuchstalente, bevor einem dann der komplette Chor der Schwergewichtsmeister einen nachhaltigen Eindruck des Gefühls vermittelt, mit dem London Symphony Orchestra geradewegs in die Hölle zu rutschen.
Anschließend kann man die pädagogisch wertvolle Erfahrung machen, daß zwei kämpfende Katzen problemlos mehr Krach verursachen können als vierzig Hunde. Es ist bedauerlich, das ausgerechnet um Viertel nach zwei Uhr nachts lernen zu müssen, aber andererseits haben die Katzen von Labuan Bajo auch allen Grund zur Klage. Ihre Schwänze werden bei der Geburt kupiert, weil das angeblich Glück bringen soll, wenn auch vermutlich nicht unbedingt den Katzen.
Sobald die Katzen ihre Ausführungen beendet haben, legen die Hähne wieder los, weil sie urplötzlich meinen, es dämmere. Was natürlich nicht der Fall ist. Bis zum Morgengrauen sind es noch immer zwei Stunden, und bis dahin muß man nur noch den Hup-Wettbewerb der Lieferwagenfahrer durchstehen, der von überraschend im Nebenzimmer ausbrechenden, lautstarken Scheidungsvorbereitungen untermalt wird.
Zu guter Letzt beruhigt sich alles, und dankbar beginnen die Augen in der dämmrigen Ruhe zuzufallen, bis die Hähne fünf Minuten später zum erstenmal ins Schwarze treffen.
Verschlafen und nervös standen wir eine oder zwei Stunden später inmitten unserer Berge von Expeditionsgepäck am Wasser und starrten so unerschrocken wie irgend möglich über das zwanzig Meilen breite, rauheste, turbulenteste Stück Meer im gesamten Osten – den wilden und gefährlichen Treffpunkt zweier gewaltiger aufeinanderprallender Wassermassen, einen brodelnden Aufruhr aus Strudeln und Kabbelungen.
Es sah aus wie ein Mühlteich.
Winzige Wellen von weit entfernten Fischerbooten breiteten sich über das endlose Meer in Richtung Strand aus. Das Licht der Morgensonne lag auf dem Wasser wie auf einem Laken. Mark zufolge drehten über uns kleine Fregattvögel und weißbäuchige Seeadler gelassen ihre Runden. Für mich sahen sie aus wie schwarze Flecken.
Wir waren da, Mr. Condo nicht. Nach ungefähr einer Stunde tauchte aber immerhin Kiri auf, um seiner gewohnten Rolle entsprechend zu erklären, Mr. Condo werde nicht kommen, aber dafür sei ja er, Kiri, da und habe seine Gitarre mitgebracht. Außerdem sei der Kapitän eigentlich gar nicht der Kapitän, sondern dessen Vater. Und wir würden mit einem anderen Boot fahren. Die gute Nachricht war, daß wir definitiv nach Komodo fahren würden und daß die Reise höchstens vier Stunden dauern werde.
Das Boot war ein wirklich schmucker, sieben Meter langer Fischerkahn namens Raodah , und die vollständige Besatzung bestand, nachdem wir alles verladen und vertäut hatten, aus uns dreien, Kiri, dem Vater des Kapitäns, zwei ungefähr zwölfjährigen Jungen, die das Boot steuerten, und vier Hühnern.
Es war ein ruhiger, herrlicher Tag. Die beiden Jungen tollten über das Boot wie Katzen, entrollten und hißten die Segel blitzartig, sobald sich ein Windhauch regte, holten sie dann wieder ein, starteten den Motor und schliefen ein, wann immer der Wind erstarb. Zum erstenmal gab es nichts, was wir tun mußten oder tun konnten, also schlenderten wir an Deck herum, blickten auf das vorbeirollende Meer, beobachteten Haubenseeschwalben und Seeadler, die über uns kreisten, und die fliegenden Fische, die gelegentlich um das Boot herumschwirrten.
Die vier Hühner saßen im Bug des Bootes und beobachteten uns. Eine der verwirrendsten Begleiterscheinungen des Reisens in abgelegenen Gegenden ist die Notwendigkeit, seine Nahrung in unverderblicher Form mit sich zu führen. Für einen Mitteleuropäer, der seine Hühner gewöhnlich in Zellophan

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