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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DANA KILBORNE
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nicht mehr um mich gekümmert. Tag und Nacht verbrachte er in seinem Arbeitszimmer, überall stapelte sich Müll, und wir ernährten uns größtenteils von irgendwelchen Tiefkühlgerichten. Ich versuchte, geheim zu halten, was zu Hause abging. Obwohl ich noch ein Kind war, wusste ich genau, was passieren würde, wenn herauskam, dass mein Vater mich vernachlässigte. Doch kurz bevor ich dreizehn wurde, ist dann schließlich doch alles aufgeflogen: Ein Lehrer informierte das Jugendamt, und ich kam ins Heim.“
    Sanft drückte Zack ihre Hand. „Das muss schrecklich für dich gewesen sein.“
    „Wie man’s nimmt.“ Grazia lächelte traurig. „Rückblickend betrachtet war es eigentlich gar nicht so schlimm. Zum ersten Mal konnte ich so etwas wie ein geregeltes Leben führen. Schon früh musste ich die ganze Verantwortung übernehmen, aber im Heim musste ich mich nicht mehr um alles kümmern. Im Grunde war ich viel freier als zu Hause bei papà .“
    „Aber du warst trotzdem unglücklich?“
    Sie nickte. „Natürlich. Mein Vater war der einzige Mensch, den ich auf der Welt noch hatte. Ich kämpfte wie eine Löwin, um zu ihm zurückkehren zu dürfen, aber …“ Sie holte tief Luft. Dieser Teil der Geschichte schmerzte sie noch immer am meisten. „Er interessierte sich überhaupt nicht für mich. Kannst du dir das vorstellen? Mein eigener Vater hat nicht ein einziges Mal versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen. Er brütete einfach weiter über seinen Forschungen. Ich war ihm egal. Vollkommen egal!“
    „Das tut mir leid.“
    Erst jetzt merkte Grazia, dass sie weinte. Energisch wischte sie die Tränen, die über ihre Wangen flossen, fort. „Muss es nicht“, widersprach sie. „Auf jeden Fall bin ich an meinem dreizehnten Geburtstag ausgerissen und zu ihm in unsere alte Wohnung gegangen. Doch dort wohnte niemand mehr, und keiner der Nachbarn konnte mir sagen, wohin mein Vater gegangen war. Er war einfach fort, und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.“
    Bis auf den Brief, den du an deinem achtzehnten Geburtstag bekommen hast. Den mit der Telefonnummer für Notfälle, du erinnerst dich? Und als was würdest du die Situation beschreiben, in der du gerade steckst?
    Sie schob den Gedanken beiseite, atmete tief durch und sagte: „Aber das ist alles längst vergangen und nicht mehr wichtig. Wir sollten uns lieber um die Gegenwart kümmern.“
    „Dann ist dieser Giancarlo di Barini also unser Mann, richtig?“
    Grazia nickte.
    „Okay“, entgegnete Zack ernst. „Dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden.“

8. KAPITEL
    Das Anwesen der Familie di Barini lag etwas außerhalb von Rom. Da sie Grazias Wagen, dessen Kennzeichen sicher schon längst auf der Fahndungsliste stand, nicht benutzen konnten und Patrizias Autoschlüssel für sie unerreichbar war, hatte Zack sich auf die Suche nach einem alternativen Fahrzeug gemacht.
    Skeptisch betrachtete Grazia das schwarze Motorrad, dessen Tank ein roter Airbrush-Drache zierte, mit dem er soeben vor der stillgelegten Druckerei vorgefahren war. Sie hatte in ihrem Leben bisher nur einmal auf einer solchen Höllenmaschine gesessen, und dieses Erlebnis war ihr nicht unbedingt in besonders guter Erinnerung geblieben.
    „Hast du wenigstens an Helme gedacht?“, fragte sie nervös.
    „Tut mir leid, aber ich hielt es für besser, den Besitzer nicht danach zu fragen.“
    „Du hast die Maschine geklaut?“ Entsetzt starrte Grazia ihn an, doch dann schluckte sie die scharfen Worte herunter, die ihr auf der Zunge lagen. Was hatte sie denn erwartet? Zack konnte schlecht zur nächsten Autovermietung gehen – ihm war gar nichts anderes übrig geblieben, als zu improvisieren.
    Trotzdem fühlte sie sich alles andere als wohl, als sie hinter ihm aufs Motorrad kletterte. Und das änderte sich auch nicht, als sie kurz darauf durch die Gassen von Rom rasten.
    Bald schon ließen sie die Innenstadt hinter sich und erreichten die dünner besiedelten Randgebiete Roms. Grazia schloss die Augen, als Zack das Tempo noch einmal erhöhte, und die Landschaft in atemberaubender Geschwindigkeit an ihr vorüberflog.
    Der Fahrtwind zerrte an ihrem Haar und bauschte den dünnen Stoff ihres Blazers auf. Grazia zitterte vor Kälte und Furcht. Jeden Moment rechnete sie damit, dass sie mit einer der hohen Zypressen, die die Landstraße flankierten, zusammenstießen.
    Doch nichts dergleichen passierte. Sie brauchten noch etwas mehr als eine dreiviertel Stunde, um nach Tivoli zu gelangen, wo sich die Villa

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