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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DANA KILBORNE
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reden Sie schon!“
    In Grazia regte sich Widerstand. Seit wann ging es ihren Vorgesetzten irgendetwas an, was sie in ihrer Freizeit tat? Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig.“
    Sein Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an, als er abermals in die Schublade griff und ein weiteres Foto herausholte. Er warf es auf den Schreibtisch, wo es direkt vor Grazia liegen blieb.
    Im Hintergrund war die eindrucksvolle Fassade der Kirche San Carlo alle Quattro Fontane zu sehen, die sie früher manchmal mit ihrem Vater besichtigt hatte, der ein Bewunderer des großen Barockbaumeisters Francesco Borromini gewesen war. Ein Mann verließ gerade das Gebäude. Während seine dunkle Kleidung mit den Schatten der mächtigen Säulen verschmolz, die die Eingangspforte umfassten, schien sein bleiches Gesicht beinahe in der Dunkelheit zu leuchten.
    Es war Zack.
    Verständnislos zuckte sie mit den Schultern. „Und? Was soll mir das jetzt sagen?“
    „Dieses Foto wurde, wie Sie an dem Zeitcode, der unten rechts auf dem Bildrand gedruckt ist, erkennen können, heute Nacht um acht vor vier aufgenommen. Es zeigt Ihren mysteriösen Freund beim Verlassen von San Carlo alle Quattro Fontane . Etwa zwei Stunden später betrat der Küster der Kirche das Gebäude – und stieß dort auf das hier.“
    Er reichte Grazia ein letztes Bild, und als sie es sah, wurde ihr plötzlich eiskalt. Der Mann hing von der Decke herab, gehalten von zwei Ketten, die zuvor vermutlich der Befestigung eines Leuchters gedient hatten. Seine Arme standen in einem grotesken Winkel vom Körper ab, sodass es auf den ersten Blick fast aussah, als versuche er zu fliegen. Doch Grazia wusste, dass die Knochen dieses Mannes an den verschiedensten Stellen gebrochen worden sein mussten, um seine Gliedmaßen in diese Position bringen zu können.
    Übelkeit stieg in ihr auf, und sie legte das Foto so auf den Tisch, dass es mit der Vorderseite nach unten lag.
    „Kein schöner Anblick, was?“
    Grazia versuchte, ihre wild durcheinanderkreisenden Gedanken zu sortieren. Hatte Zack etwa …? Nein, das konnte nicht sein! So etwas würde er niemals tun!
    Und woher willst du das wissen? flüsterte ihr eine leise, aber beharrliche Stimme zu, die sich einfach nicht verscheuchen lassen wollte. Du kennst ihn doch überhaupt nicht! Alles was du weißt – was du zu wissen glaubst! – hast du von ihm. Was, wenn er dich die ganze Zeit über hinters Licht geführt hat?
    Wenn er in Wahrheit zu ihnen gehörte!
    „Das Opfer hat dieselbe Tätowierung am Handgelenk wie die drei, die bereits bei uns in der Leichenhalle liegen.“ Er beugte sich zu ihr vor. „Sie sind wirklich sicher, dass es etwas mit dieser Bruderschaft zu tun hat, oder? Die, mit der Ihr Vater sich beschäftigt hat.“
    Grazia nickte. „Es ist ihr Zeichen, daran besteht für mich kein Zweifel.“
    „Man erwartet von mir, dass ich Sie in Gewahrsam nehme“, sagte Tozzi.
    „Was?“ Der Schock holte Grazia wieder in die Realität zurück. „Hören Sie, Signore, ich schwöre Ihnen, ich habe mit diesen Morden nicht das Geringste zu tun!“
    „Was erwarten Sie von mir? Der Dezernatsleiter hatte diese Fotos heute Morgen mit der Frühpost auf dem Schreibtisch. Die Bilder, die Sie und einen Mann zeigen, der spätestens aufgrund des jüngsten Mordes dringend tatverdächtig ist.“ Er bedachte Grazia mit einem stechenden Blick. „Und Sie haben es bisher nicht einmal für nötig befunden, uns von der Existenz dieses Tatverdächtigen in Kenntnis zu setzen!“
    „Ich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe wirklich nicht …“
    „Verschwinden Sie“, sagte der Commissario.
    „Wie bitte?“ Ungläubig schaute Grazia ihn an. „Sie meinen …?“
    „Hauen Sie ab und tauchen Sie unter. Ich glaube Ihnen, dass Sie unschuldig sind, aber es liegt nicht mehr in meiner Hand, was mit Ihnen passiert. Haben Sie das verstanden, Bassani?“
    „Sie lassen mich also gehen?“
    „Ich werde behaupten, den Befehl zu Ihrer in Arrestnahme erst erhalten zu haben, nachdem Sie fort waren.“ Er griff über den Schreibtisch hinweg nach ihrer Hand und drückte sie. „Von offizieller Seite wird Ihre Theorie nicht weiterverfolgt werden. Sie müssen schon selbst herausfinden, was hier gespielt wird. Ich werde Ihnen so lange, wie ich kann, den Rücken freihalten.“
    Grazia nickte – sie fühlte sich vollkommen sprachlos. Es erschien ihr immer noch unfassbar, dass Tozzi ihr wirklich zur Flucht verhelfen

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