Die Liebe deines Lebens
hervor. Jetzt hatte sie ihm also zum zweiten Mal das Herz gebrochen – konnte sie denn nicht sehen, wie wundervoll er war?! »Ich hätte bei ihm bleiben sollen. Was hab ich mir bloß gedacht?«
»Okay, denk jetzt nicht darüber nach, konzentrier dich darauf, wo er sein könnte. Streng dich an.«
Ich dachte an das Penthouse, an die Nacht, die wir zusammen verbracht hatten – seine letzte Nacht. An den Blick auf die Ha’penny Bridge. Ich erstarrte. Er hatte es die ganze Zeit geplant!
»Sie weiß es«, stellte Adrienne fest.
»Beeil dich, Christine!«, feuerte Brenda mich an.
Ich hob den Saum meines langen Kleids in die Höhe und rannte los. Mit meinen hohen Schuhen war das nicht so einfach, aber barfuß in Scherben zu treten, war keine Alternative. Auch nicht, zu Pat ins Auto zu springen, das draußen parkte. Um auf direktem Weg zur Brücke zu gelangen, musste ich auf der Parliament Street nach rechts abbiegen, und das war eine Einbahnstraße, so dass Pat mich erst ein Stück von der Brücke weg statt näher zu ihr gebracht hätte. Dafür blieb keine Zeit. Also lief ich, in der einen Hand meine Stola, in der anderen den Saum meines Kleids, durch die eisige Kälte, die Parliament Street hinunter bis auf den Wellington Quay, verfolgt von den neugierigen Blicken und anzüglichen Kommentaren der samstäglichen Nachtschwärmer. Endlich konnte ich die Brücke sehen, aber sie schien leer zu sein. Trotz der Kälte, die in meiner Nase brannte, wenn ich einatmete, trotz der Schmerzen in meiner Brust, rannte ich weiter. Und als die Brücke näher kam, entdeckte ich ihn. An genau derselben Stelle, wo Adam und ich uns vor zwei Wochen begegnet waren, stand im orange schimmernden Schein der drei Laternen ein schwarzgekleideter Mann, und die grünen Scheinwerfer tauchten die Szenerie in ein gespenstisches Licht. So erschöpft ich auch war, holte ich noch das letzte bisschen Energie aus mir heraus und sprintete die Stufen zur Brücke hinauf.
»Adam«, rief ich, und er wandte sich erschrocken zu mir um. »Tu das nicht, bitte!«
Er sah mich an, besorgt, traurig, überrascht.
»Ich fass dich nicht an, ich komme nicht näher, okay?«
Ein paar Leute, die gerade über die Brücke schlenderten, schauten sich unsicher um und machten dann einen weiten Bogen um Adam, als hätten sie Angst, er könnte explodieren.
Schon bei meinem Sprint zur Brücke hatte ich angefangen zu weinen, und jetzt stand ich vor Adam, ein halb erfrorenes, zitterndes, atemlos schniefendes Häufchen Elend.
Er sagte kein Wort.
»Ich weiß, dass es mit Maria nicht geklappt hat«, stieß ich hervor, während ich mühsam nach Luft schnappte. »Und das tut mir leid, das tut mir schrecklich leid. Ich weiß, du liebst sie, und ich weiß, du hast jetzt bestimmt das Gefühl, dass du alles verloren hast. Aber das stimmt nicht. Du hast
Basil’s
und einen Saal voller Menschen, die es toll finden, dass du ihr Chef bist, und du hast …« – angestrengt suchte ich das nächste Argument – »… noch so, so viel anderes. Deine Gesundheit, deine Freunde …« Ich schluckte. »Und du hast mich.« Mit einer pathetischen Geste streckte ich die Hände in die Höhe. »Ich weiß, ich bin nicht das, was du willst, aber ich bin jederzeit für dich da. Ich schwöre dir, ich würde alles tun, um dir zu helfen, um dich glücklich zu machen. Ich muss dir nämlich etwas gestehen …« – ich holte tief Luft – »…
ich
brauche
dich
! Als wir uns begegnet sind und ich dir die Schönheit der Welt zeigen sollte, da wusste ich überhaupt nicht, wie ich das anstellen soll. Ich hab ein Buch gekauft!«, fuhr ich mit einem kläglichen Lachen fort. »Aber so kann man das Glück nicht einfangen. Freude ist etwas Spontanes, keine allgemeingültige Formel, der man einfach nur folgen muss. Aber das wusste ich nicht, ich hatte keine Ahnung. Ich glaube, ohne es zu merken, konnte ich die Schönheit der Welt eine Weile selbst nicht sehen. Aber als ich dann mit dir zusammen war … hast du mir geholfen zu sehen, wie schön das Leben ist, wie viel Spaß es macht. Du warst mein wundervoller, maßgeschneiderter Original-Ratgeber zum Glück. Du hast mir gezeigt, dass es reicht, einfache Dinge zu tun – wenn man sie mit jemandem tut, der wirklich mit einem zusammen sein möchte. Ich hätte dir das alles beibringen müssen, aber am Ende hast
du mir
den Weg gezeigt. Und ich weiß, das willst du alles gar nicht hören, aber du hast mir geholfen, mich zu verlieben. Richtig zu verlieben. Nicht nur in
Weitere Kostenlose Bücher