Die Liebe deines Lebens
zu. »Sag mal, wo ist denn diese niederträchtige Freundin, mit der du ihn so dringend wiedervereinigen solltest? Du hast so hart daran gearbeitet, und ich möchte ihr gern ein paar wütende Vaterblicke zuwerfen.«
»Oh, tu das nicht, Dad«, stöhnte ich. »Die beiden sind füreinander bestimmt, einfach perfekt. Ich meine, er wollte von der Brücke springen, wenn er sie nicht zurückbekommt. Wie romantisch ist das denn?«
»Das ist überhaupt nicht romantisch«, warf Adrienne ein, immer noch sehr unzufrieden, dass niemand auf ihre Ankündigung eingegangen war.
»Ihn zu retten ist viel romantischer«, meinte auch Brenda.
»Du hast echt Glück, dass du ihn gerettet hast«, sagte Dad, und wir schwiegen alle.
Es war fast dreißig Jahre her, dass unsere Mutter sich das Leben genommen hatte, dass Dad sie auf dem Badezimmerboden gefunden hatte, neben sich die leere Pillendose. Später hatte er uns gestanden, dass er nicht versucht hatte, sie zu retten, eine Beichte, auf die wir sehr unterschiedlich reagierten. Brenda konnte verstehen, warum er so gehandelt hatte, Adrienne konnte seinen Standpunkt zwar nachvollziehen, hätte sich aber gewünscht, dass er den Krankenwagen früher gerufen hätte. Und ich sprach monatelang nicht mit ihm. Ich war neunzehn und auf dem College, als er es mir erzählte. Ich dachte, ich könnte jeden retten – zumindest wollte ich es versuchen, und ich sagte ihm, dass ich ihm niemals verzeihen würde. Das war sehr hart für Dad, denn er hatte seine Frau davor schon sechsmal gerettet. Er hatte sie wiederholt wiederbelebt, aus der Badewanne gezogen und Gott weiß was für sie getan, er hatte sie so oft in panischer Eile in die Klinik gefahren, dass er es einfach nicht mehr übers Herz brachte, es noch einmal zu versuchen, sie noch einmal zum Weiterleben zu überreden.
»Weißt du was, Dad«, sagte ich unvermittelt. »Ich glaube, du hast Mum wirklich gerettet. Sie wollte nicht mehr hier sein.«
Er war so gerührt, dass er wegschauen musste, um sich wieder zu fassen.
»Da ist sie«, sagte ich, denn in diesem Moment sah ich, wie Maria, dicht gefolgt von Adam, den Raum betrat.
»Ooh, ich weiß nicht, ob ich ihm die Hand schütteln oder ihm das Gesicht abschlecken soll«, sagte Brenda.
»Bitte schüttle ihm die Hand«, sagte ich.
»Ist sie das? Die mit den knallroten Lippen?«, fragte Adrienne.
»Der willst
du
bestimmt das Gesicht lecken, oder nicht?«, fragte Dad.
Adrienne kicherte nur.
Ich seufzte. »Ich wusste es. Ich hab euch ja gesagt, dass sie schön ist.«
»Wie aus der Addams Family«, meinte Brenda.
Adam und Maria betraten den Saal, Maria begrüßte die Gäste herzlich, offensichtlich kannte sie die meisten aus ihrer Zeit mit Adam. Ich leerte schnell mein Champagnerglas und nahm Brenda ihres aus der Hand.
»Hey!«, protestierte sie, ließ es aber dabei bewenden.
Dann hörte man, wie an ein Glas geklopft wurde, und alle blickten zu dem Mann, der auf der Bühne stand und offensichtlich eine Rede halten wollte.
Er dankte einigen prominenten Gästen persönlich für ihr Kommen, unter anderem dem Wirtschaftsminister – der Ministerpräsident, auf den Dad gehofft hatte, war leider verhindert –, und jedes Mal, wenn ein wichtiger Name fiel, machte mein Vater ein beeindrucktes Gesicht. Dann kam er darauf zu sprechen, wie sehr alle Mr Richard Basils Tod bedauerten und wie schmerzlich man ihn vermissen würde – offensichtlich hatte er ihn nicht besonders gut gekannt –, und schließlich gab er bekannt, dass Adam seine Nachfolge antreten würde. Die Festgesellschaft jubelte, und Adam machte sich auf den Weg zur Bühne.
Ganz langsam stieg er die Stufen hinauf, dann nahm er seinen Platz ein. Er sah aus wie ein Filmstar.
»Eine Freundin hat mir geholfen, die richtigen Worte für meine Rede heute Abend zu finden«, begann er und blickte in die Menge. Maria lächelte ihm von der Seitenbühne zu, und ich hatte einen Kloß im Hals. »Ich bin nicht sonderlich gut darin, über meine Gefühle zu sprechen, und an Abenden wie diesem ist es besonders schwierig, denn es ist wirklich überwältigend, aber
ich fühle mich
… geehrt, dass ihr alle gekommen seid. Ich habe gehört, dass es einen Neuanfang für
Basil’s
geben soll, aber ich hoffe, wir werden eher eine Fortsetzung des Erfolgs und vielleicht auch den Beginn neuen Wachstums erleben.
Ich fühle mich
… froh und ermutigt durch die vielen freundlichen Worte, die ich heute über meinen Vater gehört habe, obwohl klar ist, dass ihr
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