Die Liebe des Highlanders
standen auf dem Nachttisch. Cracker-Packungen lagen im Bett. Sie aß morgens immer einen Cracker, um ihren Magen zu beruhigen.
»O mein Gott«, flüsterte sie. »Bitte, bitte, lass es wahr sein.«
Die Wartezeit, bis sie das Ergebnis der Untersuchung erfuhr, schien endlos.
Gwen Cassidy machte keinen Schwangerschaftstest aus der Apotheke; sie musste die Nachricht aus dem Mund ihrer Ärztin hören.
Sie hatte eine Urinprobe abgegeben und sich Blut abnehmen lassen. Jetzt saß sie angespannt im überfüllten Wartezimmer und kam sich vor, als stünde sie von Kopf bis Fuß unter Strom. Sie sprang ein Dutzend Mal auf, um dann auf einem anderen Stuhl wieder Platz zu nehmen, und blätterte in sämtlichen Zeitschriften. Sie ging auf und ab, um der Sprechstundenhilfe vor Augen zu führen, dass sie noch am Leben war.
Die Sprechstundenhilfe funkelte sie jedes Mal böse an, wenn sie vorbeiging, und Gwen argwöhnte, dass die Frau sie für leicht gestört hielt. Als Gwen, einem hysterischen Anfall nahe, in der Praxis angerufen und darauf bestanden hatte, sofort untersucht zu werden, hatte ihr die Sprechstundenhilfe klargemacht, dass Dr. Carolyn Devone in den nächsten Wochen keine freien Termine hatte.
Gwen hatte gefleht und geschluchzt, und die Sprechstundenhilfe stellte sie schließlich zu Carolyn durch. Und die wunderbare Carolyn, die Gwen schon seit der Kindheit medizinisch betreute und im Laufe der Jahre zu einer lieben Freundin geworden war, nahm sich trotz des vollen Kalenders noch am selben Tag Zeit für sie.
»Setzen Sie sich hin«, herrschte die Sprechstundenhilfe sie an, weil Gwen wieder auf- und abging. »Sie machen die anderen Patientinnen nervös.«
Gwen sah sich verlegen um und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Miss Cassidy?« Eine Arzthelferin erschien.
»Das bin ich!« Gwen sprang auf und trottete dem Mädchen hinterher. »Das bin ich«, informierte sie auch die Sprechstundenhilfe fröhlich.
Gwen setzte sich auf den Untersuchungstisch und schlang die Arme um den Oberkörper, weil ihr kalt war. Sie ließ die Beine baumeln und wartete.
Als die Tür aufging und Carolyn hereinkam, fragte Gwen atemlos: »Und?«
Carolyn machte die Tür zu und lächelte. »Du hattest Recht. Du bist schwanger, Gwen.«
»Ehrlich?«, fragte sie kraftlos, weil sie es nicht fassen konnte.
»Ja.«
»Ganz bestimmt?«
Carolyn lachte. »Absolut eindeutig.«
Gwen hüpfte vom Tisch und umarmte die Ärztin. »Ich liebe dich, Carolyn«, rief sie. »Und ich danke dir!«
Carolyn lachte wieder. »Ich habe damit eher wenig zu tun, aber ich freue mich für dich.«
Einige Minuten lang brachte Gwen nichts anderes heraus als: »Ich bin schwanger.« Sie strahlte über das ganze Gesicht.
»Du musst zunehmen, Gwen«, mahnte Carolyn. »Ich habe dich noch heute Nachmittag in die Praxis gerufen, weil du am Telefon so elend geklungen hast. Das hat mir Sorgen bereitet.« Sie machte eine Pause, als müsste sie ihre Worte sorgfältig wählen. »Ich weiß, dass du in diesem Jahr deine Eltern verloren hast.« In ihren braunen Augen lag Mitgefühl.
Gwen nickte, und ihr Lächeln schwand.
»Die Trauer fordert ihren Tribut. Du bist um zehn Pfund leichter als bei der letzten Untersuchung. Ich werde dir Vitamine und Spurenelemente verordnen und dir eine Broschüre für eine Spezialdiät mitgeben. Darin ist alles genau erklärt, aber wenn du Fragen hast, ruf mich an. Iss tüchtig. Du kannst dich eine Zeit lang richtig voll stopfen.« Sie reichte Gwen die Broschüre mit den Menüvorschlägen und eine Tüte mit Vitaminpillen. »Halt dich dran.«
»Ja, Ma’am«, versprach Gwen. »Pfadfinderehrenwort. Ich werde zunehmen, ganz bestimmt.«
»Wird dir der Vater helfen?«, erkundigte sich Carolyn behutsam.
Gwen holte tief Luft. Ich bin stark, redete sie sich ein. Und mein Baby ist von mir abhängig. »Er ist... hm ... er ist ... gestorben.« Das Wort war nur gehaucht; sie wollte es nicht aussprechen, weil ihr der Schmerz bis ins Mark drang. Vor fünfhundert Jahren, fügte sie im Stillen hinzu. Aber hätte sie das laut ausgesprochen, würde Carolyn sie sofort in ein Krankenhaus mit ausgepolsterten Räumen verfrachten.
»Gwen«, sagte Carolyn und drückte ihre Hand. »Das tut mir Leid.«
Gwen wandte sich ab - es war schwer, Carolyns mitleidigen Blick zu ertragen. Freundlichkeit brachte sie aus der Fassung und trieb ihr die Tränen in die Augen. Carolyn schien das zu spüren, denn ihr Tonfall änderte sich und wurde wieder sachlich.
»Ich kann nicht genug
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