Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Mann nicht â und werde ihn wohl nie verstehen.
»Wohl kaum«, sage ich schlieÃlich.
Ich hebe eine Hand zum GruÃ. Byron ist schon vergessen. Stattdessen überlege ich, wann wohl meine Mutter eintrifft. »Bis dann.«
Er nickt.
Ich wende mich meiner Nichte und den Leuten zu, die mich umgeben und in ihre Mitte nehmen wie in eine Umarmung, um mir zu gratulieren.
Mom kommt erst nach dem Festessen im Hotel an, das für mich nur aus einem Burrito bestand. Wir treffen sie in der Lobby, als ich schon auf dem Weg zur Dialyse bin.
Sie nimmt mich bei den Schultern. »Geht es dir auch gut, Gal? Brauchst du irgendwas? Soll ich dich fahren?«
»Ja, nein und nein.« Ich lache über ihre Sorge. Nichts und niemand wird mir meine gute Laune vermiesen. Ich habe zu hart dafür gearbeitet.
Meine Mom nimmt die Medaille in die Hand, die vor meiner Brust hängt. »Hast du die Queen of Show gewonnen?«
»Nein.« Ich erzähle ihr von den Rosentests. Meine Rose bleibt hier. Sie wird auf einen neuen Wurzelstock gepfropft und dann an Gärten überall in den Vereinigten Staaten geschickt, um unter verschiedenen klimatischen Bedingungen getestet zu werden.
»Wir machen uns groÃe Hoffnungen, was die Riley angeht«, erklärte mir der schnauzbärtige Juror, nachdem ich meine Medaille entgegengenommen hatte. »Diese Hulthemia könnte Ihr Durchbruch sein.«
Ich schüttle seine Hand energischer, als ich jemals eine Hand geschüttelt habe. »Das ist genau das, was ich mir erhofft hatte, Sir.«
Jetzt stöÃt meine grauhaarige Mutter einen spitzen Schrei aus wie ein kleines Mädchen, das viel zu viel Geburtstagskuchen hatte. Alle in der Lobby starren sie an, als sie einen Freudentanz um mich herum aufführt. Riley nimmt Abstand, setzt sich auf einen Stuhl und tut, als hätte sie die beiden verrückten Weiber noch nie gesehen.
»Ist gut jetzt.« Ich strecke meine Hand aus, um sie zu bremsen.
Mom bleibt stehen, auÃer Atem, die Wangen aufgeblasen wie ein Backenhörnchen. »Meine Güte. Darf sich eine Mutter denn nicht freuen, ohne dass gleich alle Welt die Nase rümpft?«
»Nicht so.« Ich lächle sie an.
Ein merkwürdiges Geräusch lässt mich aufblicken. Winslow Blythe kommt langsam durch die Lobby geschlurft. Er geht an einem Stock, an dem unten ein Tennisball steckt, was ein seltsames Ploppen verursacht. Ich wusste gar nicht, dass er einen Stock benutzt. Begleitet wird er von einem Mann, der etwa dreiÃig Jahre jünger ist als er und Koffer hinter sich herzieht. Winslow läuft gebeugt, mit knochigen Schultern, und die wenigen Haare stehen ihm wirr vom Kopf ab. Zum ersten Mal verhält sich Winslow seinem Alter entsprechend. Ich habe eine Idee. »Winslow!« Ich laufe zu ihm hinüber, lasse meine Mutter und Riley allein.
Er bleibt stehen und grinst mich an, was seinen müden Blick vertreibt. »Noch mal herzlichen Glückwunsch, Miss! Ich habe es ja gesagt. Was für eine Rose! Ich hätte sie zur Queen gemacht. Vielleicht muss ich eines Tages doch noch Juror werden.« Er neigt den Kopf zur Seite. »Obwohl, wissen Sie, die Queen of Show zu gewinnen ist nicht alles. Ich würde sagen, es ist wichtiger, einen Platz im Testgarten zu ergattern.«
Irgendetwas an Winslow macht mich froh und lässt mich aufblühen â so ziemlich das Gegenteil von dem, wie mir bei Byron zumute war. Ich lächle. »Sie haben recht. Ich bin mehr als glücklich mit meinem Preis.« Queen of Show wäre schön gewesen, aber jetzt bekommt die Riley eine gute Gelegenheit, sich zu beweisen.
Ich räuspere mich, bevor ich weiterspreche. »Ich möchte Sie was fragen.« Ich zögere, bekomme es plötzlich mit der Angst zu tun. Fürchte, er könnte ablehnen. »Hätten Sie gern einen Ableger von der Riley? Um sie in Ihrem Garten auszuprobieren?«
Er verbeugt sich so tief, dass ich fürchte, sein Stock könnte unter ihm wegrutschen. »Es wäre mir eine Ehre, Miss Garner.«
Ich gehe zu meiner Mutter zurück, die bei Riley sitzt und einen Arm um sie gelegt hat. Riley wirkt um einiges fröhlicher als gerade eben noch, kann sich das breite Grinsen kaum verkneifen.
Mom klopft auf den Sessel neben sich. »Ich muss dir was erzählen, Liebes. Ich wollte nicht, dass du darüber nachgrübelst und dir damit den Tag verdirbst.«
Ich setze mich und warte. Mom wird rot im Gesicht.
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