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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf diesen schönen Abend, Boris.«
    »Trinken wir! Aber ich möchte noch mehr von Ihnen wissen, Irina. Viel. Alles!«
    »Warum?« Sie nahm einen langen Schluck und sah Boris über den Glasrand an. Er ist nett, dachte sie. Im Moment allerdings ein bißchen hölzern und gehemmt, ich weiß nicht, weshalb. Aber ich freue mich auf die sieben Tage, die ich noch in Sotschi bleiben kann, nachdem vierzehn Tage vergangen sind, als sei ich ein kranker Hund, der sich in eine Ecke verkriecht.
    »Warum?« wiederholte er. »Wann haben Sie zum letzten Mal in einen Spiegel geblickt?«
    »Vor einer Stunde.«
    »Und Ihnen ist dabei nichts aufgefallen?«
    »Nichts Aufregendes. Ich bin eine Frau.«
    »Wenn das nicht genügt, die Welt aus den Angeln zu heben, habe ich den alten Archimedes falsch verstanden.« Bubrow beugte sich vor. »Sie haben Kummer?«
    Sie erschrak wie unter einem Schlag und zog die Lippen zusammen.
    »Nein! Sehe ich so aus?«
    »Ja.«
    »Dummheit! Ich hatte eine Woche Mühe mit der Klima-Umstellung, die zweite Woche habe ich mir Sotschi von allen Seiten angesehen, jetzt, in der dritten Woche wollte ich mich etwas amüsieren. Und da kommt jemand und fällt von einem Maulesel. Das ist alles.«
    »Und was bedrückt Sie?«
    »Nichts.«
    »Sie haben kein Talent zum Lügen, Irina. Man braucht nur in Ihre Augen zu blicken – was die Lippen sagen, ist dann völlig unwichtig.«
    »Ich werde ab sofort eine dunkle Brille tragen.«
    »Und was wollen Sie dahinter verbergen? Oh, ich bin ein hartnäckiger Bursche! Ich habe kein Recht, Sie so zu fragen – trotzdem tue ich's. Für mich sind Sie nicht ein Mensch, den ich erst seit sieben Stunden kenne: mir ist, als hätte es Sie in meinem Leben schon immer gegeben. Irina, sind Sie enttäuscht worden?«
    »Lassen wir das«, sagte sie. »Wollen wir nicht im Park Spazierengehen?«
    »Mit diesem Knöchel?«
    »Ich könnte Sie stützen.«
    »Versuchen wir es.«
    Sie verließen den prunkvollen Speisesaal des ›Magnolia‹. Auf ihre Schulter gestützt, mit der anderen Hand auf seinen Stock, humpelte er in den von bunten Laternen erleuchteten Park. Schon bald setzten sie sich auf eine Bank inmitten einer Gruppe von Hibiskusbüschen mit riesigen roten Blüten. »Die ganze Nacht werde ich Alkoholumschläge machen«, sagte Bubrow. »Und morgen machen wir eine Bootstour, die ganze Sotschiküste entlang. Von Dagomys bis zum Staatsgut ›Jushnyje Kultury‹. Ich werde ein Motorboot mieten.«
    »Kann man das denn so einfach?«
    »Ja, leben wir denn unter Steinzeitmenschen?« sagte Bubrow fast beleidigt. »Diese westliche Arroganz! Oh, Irina, ich werde Ihnen in diesen sieben Tagen noch viel von meinem Land zeigen müssen.«
    Für die Rückfahrt zum Sanatorium ›Sarja‹ nahm Bubrow ein Taxi. Wieder küßte er Irene Walther die Hand und winkte ihr beim Abfahren durch das Fenster zu. Sie schaute dem Wagen nach, bis die Rücklichter in einer Allee verschwanden. Dann ging sie durch die stille, von Blütenduft erfüllte Nacht zu ihrem Hotel ›Shemtschushina‹, blieb manchmal vor Palmen und Blumenrabatten stehen und starrte nachdenklich in die Dunkelheit.
    Kennen wir uns wirklich erst seit neun Stunden? dachte sie. Was ist an ihm dran, daß du dauernd an ihn denkst? Drei Jahre älter ist er als du, sehr klug, höflich, wenn auch manchmal sehr direkt. Er hat graue Augen – das ist dir neu. Und blonde Haare, was gar nicht deinem Typ entspricht. Nie hast du dich für blonde Männer interessiert, auch Hanns Heroldt hat ja diesen südländischen Charme, obgleich er aus Senderheide bei Lüneburg stammt. Und nun taucht da ein Boris Alexandrowitsch Bubrow auf. Ein Russe! Ausgerechnet ein Russe!
    Ob die Luft hier am Schwarzen Meer einen so verrückt macht?
    Sie blieb am Privatstrand ihres Hotels stehen. Wohin sie blickte, sah sie Liebespaare, eng umschlungen: an den Buhnen, am Steg, von dem aus man ins tiefe Wasser springen konnte, an den Kolonnaden der Umkleidekabinen und des Strandcafés. Überall. Überall Liebe.
    Sie ging zurück in den Schatten des Bootshauses, wo die Tretboote aufbewahrt wurden, und setzte sich auf eine hölzerne Liege.
    Noch sieben Tage, dann war sie wieder in München. Braun gebrannt, blendend erholt, wie die Kollegen sagen würden. Aber das täuschte. Heroldts Brief, den sie ungelesen zerrissen hatte, bewies ihr, daß dieser Lebensabschnitt noch nicht beendet war.
    Hanns Heroldt, der Arzneimittelvertreter mit dem Lebensstil eines Konzern-Erben. Der Charmeur mit dem

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