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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Alex gelassen, wenn sie ihm auf dem Gang oder in der Kantine begegnete, er grüßte gelassen zurück. Sie erhöhte ihre nächtliche Dosis Schlaftabletten auf anderthalb, sie schaffte es noch immer nicht, einen Termin für den Audi zu vereinbaren. Aber sie warf die Stöcke weg. Sie machte diesmal keinen Versuch, sie zu zerbrechen, sie steckte sie einfach in einen Container für Plastik und Metall, und weg waren sie.
    Sie checkte regelmäßig die Dating-Foren, sie hatte viele neue Nachrichten auf ihre Profile erhalten, beantwortete aber keine einzige. Sie hatte noch nicht einmal Lust, die Profile zu löschen, sie hatte zu gar nichts Lust, außer zu duschen, sich anzuziehen und zu schreiben. Sie recherchierte im Netz, bediente sich bei anderen Zeitungen, bei den Meldungen der Nachrichtenagenturen, sie schrieb Aufmacher und Schlagzeilen, und sie besorgte Bilder von Scanpix, sie arbeitete am Todeskram, zu Hause hörte sie fast nur Hardrock und Techno, oder sie zappte durch die Fernsehkanäle. Da er nichts von sich hören ließ, schien ihn die Geschichte doch nicht so mitgenommen zu haben.
    Sie bekam eine zweite Mail von Emma. Glücksstern hatte sich den Fuß an einer Glasscherbe aufgeschnitten und musste jetzt einen Verband tragen, der nicht nass werden durfte, was sehr schwer war. Sie wollte auch wissen, ob es schön war, so viel zu reisen, und vielleicht würde sie ja auch Schonnalistin werden. Sie grüßte von Papa. Darauf folgten viele Smileys.
    Sie antwortete ebenfalls mit vielen Smileys und sagte, sie habe wahnsinnig viel zu tun und könne verstehen, wie schwierig so ein Verband sei, der nicht nass werden dürfe.
    Drei Tage später wachte sie morgens mit einer Übelkeit auf, die sie in die Knie zwang, und sie wusste, dass sie schwanger war. Sie kaufte sich noch am selben Tag einen Schwangerschaftstest und starrte auf den blauen Streifen.
    Deshalb hatte sie dermaßen heftig ihre Tage gehabt, die Hormonspirale war herausgefallen.

93
    Der Arzt drehte sich zu ihr um.
    »Das dürfte doch kein Problem sein, Sie sind ja ganz am Anfang. Und Sie sind sich sicher?«
    »Ja.«
    Dann werde er mal den Papierkram aufsetzen, wie er das nannte.
    »Mit Papierkram kenne ich mich aus«, sagte sie und lächelte. Sie bezahlte die Beratung und dachte an das vorige Mal, wie beruhigend es gewesen war, das Problem los zu sein, sie dachte an Tonje. Sie stand verbotenerweise auf einem Parkplatz für Behinderte vor dem Ärztehaus und war erleichtert, als sie keinen Bußgeldbescheid vorfand. Sie stieg ein, ließ den Motor an und war etwa zehn Meter gefahren, als die linke Vorderseite des Wagens wegkippte, sie wurde gegen die Tür geschleudert, sie versuchte, Gas zu geben, begriff eigentlich selbst nicht, was sie da tat, als ein Mann auf sie zugelaufen kam und gegen die Fensterscheibe klopfte. Sie fand den Knopf für den elektronischen Fensterheber nicht und öffnete stattdessen die Tür.
    »Der bricht doch total zusammen, Sie müssen anhalten«, rief er.
    »Der Audi bricht zusammen?«
    »Ja! Die linke Vorderachse. Sie können von Glück reden, dass es hier passiert ist und nicht bei hohem Tempo.«
    Ob sie Mitglied im Automobilclub sei? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Sie fing an, im Handschuhfach zu wühlen. Da waren die Unterlagen. Das hatte sie in ihrer Werkstatt mal ausgefüllt, jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie zog den Zettel mit der Telefonnummer hervor, aber plötzlich wurde ihr schlecht, sie beugte sich aus der Tür und kotzte auf den Asphalt, der Mann wich zurück.
    »Sind Sie krank?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie.
    »Ich kann für Sie anrufen. Sie haben aber doch nichts getrunken, oder? Sonst könnte es Ärger geben mit …«
    »Nein. Keinen Tropfen.«

94
    Das Auto wurde vor ihren Augen abgeschleppt, es war ein trauriger Anblick, sie fing an zu weinen, der Mann stand noch immer da, es war ein älterer Herr mit kariertem Pullover und gelbem Schal, aber er hatte freundliche Augen, und mehr brauchte sie jetzt nicht.
    »Den kriegen die wieder hin, keine Frage«, beruhigte er sie. »Oder haben Sie kein Geld, weinen Sie deshalb?«
    »Nein. Es ist alles in Ordnung.«
    Er rief ihr ein Taxi, sie weinte auf der ganzen Fahrt nach Hause, der Fahrer musterte sie im Rückspiegel, sagte aber nichts. Sie weinte auch noch, als sie die Treppe hochging und bei ihrem Hundenachbarn klingelte, es war halb fünf, zum Glück war er zu Hause.
    »Kann ich Kalle ausleihen?«
    »Ich geh jetzt mit ihm eine Runde, aber er kann danach zu dir

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