Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
erwartungsvoll auf den Usbeken. Dieser zog zwei Mal kräftig, hörte derweil der Stimme aus dem Telefon zu und winkte gleichzeitig seinen Leuten. Die begannen sofort, die Container vollzuladen.
Zwei Stunden später fuhr Oberleutnant Arnold in einem der drei MAN -10-Tonner zurück nach Termiz. Morgen Abend würde die Ladung auf dem Luftwaffenstützpunkt Landsberg am Lech in Bayern landen. Hätte Arnold geahnt, was zwischen den Tonnen gepressten Haschischs und Opiums mit ihm fuhr, so wäre er sofort aus dem LKW gesprungen und schreiend weggerannt.
Kufstein, Österreich, 14. 12., 14.45 Uhr
Der Pajero rutschte gefährlich auf die Mittelleitplanke zu. Schnee spritzte auf. Der Fahrer riss das Lenkrad hektisch nach rechts. Ein dahinterfahrender Tanklastzug hupte lang anhaltend und blendete auf.
»Du kannst nicht Auto fahren. Es ist wirklich das erste Mal, dass ich einen Mann erlebe, der nicht fahren kann.« Regina Bachmaier war nicht glücklich darüber, dass ihr Freund Jan das Auto steuerte. Der Mann war Arzt, Notfallarzt, sicher einer der besten, wie sie von seinen Freunden gehört hatte. Aber eine solcheFeindschaft zwischen Fahrer und Auto hatte die ehemalige Elitepolizistin aus Wien bisher selten erlebt. »Du bremst, gibst dann wieder Gas und beides ohne Grund. Brauchst du den Rhythmus?« Sie konnte das Sticheln nicht lassen.
Jan Kistermann blieb äußerlich ruhig. Er konzentrierte sich. Natürlich sah er sich wie jeder Mann als sicheren und erfahrenen Fahrer, aber neben einem Exmitglied eines Spezialkommandos fühlte er sich wie in einem Examen. »Ein alter Mann hat mir einmal gesagt: Wenn die Frau deinen Fahrstil kritisiert, dann solltest du nicht nur schnell aus dem Auto aussteigen …«
Regina lachte. »Du bist eine Mimose, Ihr Ärzte seid nicht kritikerprobt.«
Jan lächelte säuerlich. »Ich bin noch Rekonvaleszent, also für dich: in der Erholungsphase.«
»Ich weiß, was das heißt, du deutscher Klugscheißer.« Sie zwickte ihn in den Arm. Er schrie theatralisch auf, bis sein Handy brummte. Eine SMS war eingegangen. Er verstummte, griff in die Ablage und sah nach. Regina runzelte mit der Stirn, ließ sich den in ihr aufkommenden Ärger aber nicht anmerken.
Ein halbes Jahr war seit den Ereignissen in Syrien und Israel vergangen. Jan war als Tourist in den Nahen Osten gereist. Kurz darauf fand er sich inmitten der Verschwörung einer Sekte wieder. Dessen Anführer hatten Thesen publiziert, die die islamische Welt in ihren Grundfesten bedrohte. Chaos brach aus. Dann traf er auf die Privatermittlerin Regina, die im Nahen Osten nach einer österreichischen Archäologin suchte. Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Gemeinsam mit einem syrischen und einem israelischen Spion waren sie quer durch den Nahen Osten und Europa gehetzt, um am Ende in einem UN -Posten in eine wilde Schießerei zu geraten. Jan Kistermann war von mehreren Schüssen schwer verletzt worden. Jetzt, sechs Monate später, waren die Wunden verheilt. Dennoch hatte er noch nicht die Kraft gefunden, seinen alten Job im Klinikum rechts der Isar in München wiederaufzunehmen. Die meiste Zeit lebte er bei seiner neuen Liebe in Wien. Für Regina war das sehr ungewohnt. Inihrer Zeit bei der Kripo Wien hatte sie immer allein gelebt. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten, die langen Observationen und nicht zuletzt die dunklen Seiten des Jobs hatten sie immer wieder von einer »normalen« Beziehung abgehalten. Ein katastrophaler Einsatz im Wiener Rotlichtmilieu, der zu ihrer Suspendierung führte, hatte ihr Leben verändert. Gedanken an Liebe und Zweisamkeit waren verschwunden. Bis Jan in ihr Leben trat. Seine Ruhe, sein sicheres Gespür für Gut und Böse, hatten sie angezogen. Aber natürlich war es auch sein Aussehen. Er war nicht zu groß und auch nicht zu dick. Er liebte Sport, genau wie sie. Sie hatten in den vergangenen Wochen versucht, ihr sehr unterschiedliches Leben zusammenzufügen. Das war nicht leicht. Sie fühlte sich so ungebildet angesichts seines akademischen Wissens, so ungeschickt, wenn es um Stil und Etikette ging. Er konnte fast jede Situation traumwandlerisch bestehen. Sie empfand sich zuweilen wie ein Bauerntrampel. Aber er hatte sie beruhigt. Ihre Welt der Waffen, des Kampfsports, der verdeckten Ermittlungen und der nötigenfalls auch tödlichen Konsequenzen war auch für ihn neu und beängstigend. Mit ihren fast 40 Jahren waren beide aber erwachsen genug, um dem anderen die nötige Neugierde entgegenzubringen.
Jan hatte
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