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Die Lokomotive (German Edition)

Die Lokomotive (German Edition)

Titel: Die Lokomotive (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Bild von Haaren entstand, berührten meine Finger das kalte Ohr am Kopf, der verkehrt herum zwanzig Zentimeter über dem Wasser hing.
      Der Schock breitete sich in mir wie eine Eiszeit ausgehend vom  Herzen in meinem ganzen Körper aus. Ich zuckte zurück, ein Schrei entfuhr mir, grauenhaft.
      Herr Baehr unterbrach seine Geschichte, „Herr Ochs, was ist?“
      „Das sind sie nicht, richtig?!“
      Seine Stimme war zu weit weg.
      „Was?“
      „Das sind Sie nicht hier?“
      „Herr Ochs, geht es ihnen ...“
      „Ich ...“, begann ich, um Herr Baehr zu antworten, flüsterte aber zu dem Kopf über mir, „Leben Sie? Hören Sie mich? Wie geht es Ihnen? Hallo! Hallo!“, meine Stimme wurde immer lauter, und ich tippte mit dem Zeigefinger sachte gegen die Schläfe des Kopfes, der darauf hin und her baumelte, „Hallo! Sagen Sie was, hallo ...“ 
      „Herr Ochs, reden Sie mit mir!“, rief er mit einer solchen Vehemenz, dass ich verstummte, „Was ist denn los mit ihnen?“
     „Ich ... vor mir, ich habe ein weiteres Opfer gefunden.“
      Aus meiner panischen Reaktion wusste er, dass es sich nicht um eine lebende Person handeln konnte, und er fragte mich nicht, ob sie noch lebte, sondern, „Kommen Sie vorbei?“
      Sinnlos riss ich meine Augen auf, als könne ich in der Dunkelheit so mehr erkennen, „Ich weiß nicht.“ 
      Ich streckte meinen Arm weit aus, reichte unter dem Kopf durch. Dort ging es weiter, „Aber dazu müsste ich unter ihm durchkriechen.“
      „Dann müssen Sie das wohl tun.“
      Mir grauste alleine vor der Vorstellung, denn der Kopf würde mich dabei zwangsläufig berühren. Zu dicht hing er über dem Wasser. Ich tastete zu allen Seiten, Trümmer, links und rechts.
      War es ein Mann oder eine Frau? Lange Haare alleine waren kein eindeutiges Zeichen. Jung oder alt? Ich beschloss, es nicht wissen zu wollen. Dazu hätte ich weiter in der Dunkelheit herumtasten müssen und hätte womöglich in klaffende Wunden gegriffen.
      „Ich höre nichts? Sagen Sie was! Worauf warten Sie?“, fragte Herr Baehr.
      „Ich bin mir nicht sicher ...“
      „Worüber?“
      „Ob ich es tun soll, unter dem Kopf durchkriechen.“
      „Ich denke, Sie müssen.“
      „Ja.“
      Das ließ er so stehen. Rhetorisch geschickt, obwohl er sicherlich nicht die gleiche Ausbildung wie ich genossen hatte. Bevor ich mich bewusst dazu entschied, langten meine Arme nach vorne, duckte ich mich, hielt die Luft an und schob mein Gesicht im Wasser unter dem Torso durch, der sich in den Ästen der Trümmer verfangen hatte.
      Tief atmete ich ein, als ich mit meinem Kopf auf der anderen Seite wieder auftauchen konnte, als ob ich einen Tauchrekordversuch unternommen hatte. Auf meinem Rücken spürte ich das Gewicht des leblosen Kopfes lasten. So schnell ich konnte, robbte ich weiter, und der Kopf rieb über meine Wirbelsäule, Wirbel für Wirbel, als zähle er sie, bis er an meinen Po stieß.
      Ich schluchzte leise, drehte und wand mich, und schob mich mit knirschenden Zähnen ruckartig weiter. Beim letzten Stoß vernahm ich ein knorpeliges Knacken, wie das, wenn jemand mit seinen Fingerknöcheln spielt.
      Mein lauter Seufzer wurde von einem Schwall Erbrochenem erstickt, das ich neben mich spuckte. Mit den kalten Rücken meiner zitternden Hände rieb ich meine Augenlider und zog die Beine an, krümmte mich.
      „Herr Ochs, haben Sie es geschafft?“
      Ich nickte. Es stank säuerlich.
      „Herr Ochs?“
      „Ja, ja, ja!“, mehr bekam ich nicht raus. Meine Lippen bebten, vor Kälte, vor Schock, vor Ekel und vor dieser Mauer aus Hilflosigkeit.
      In meinem Leben hatte ich stets alles im Griff gehabt, selbst den Aktienmarkt. Hier hatte ich keine Macht, nicht die geringste, ich war zu einem Spielball von etwas Größerem geworden.
     
     
    Langsamer als zuvor nahm Herr Baehr den Faden seiner Geschichte auf, „Na, ich wollte ja über den Tag erzählen, der mein weiteres Leben bestimmen sollte ...“
      Ich hörte genauer hin und vermied allzu lautes Platschen mit dem Wasser.
      „Mit Sensen mähten wir an einem viel zu heißen Nachmittag das Feld. Ich weiß noch, wie die Fliegen um meinen Kopf herum tanzten. Ihr Summen. Dann plötzlich der heiße Schmerz in meinem Fuß ...“
      Er pausierte, und ich fragte: „Was ist passiert? Erzählen Sie!“
      „Das Blatt meiner Sense ist mir in den Fuß gefahren. Ich hatte mir mit der Sense beinahe den großen Zeh abgeschnitten.“
      „Oh

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