Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
schon der Frau zuwandte.
Der Geruch von Blut lag in der Luft – warm und voll und verführerisch. Seine letzte Mahlzeit lag immerhin schon zwei Tage zurück. Voss sog lustvoll diese Luft ein und schaute auf sie herab. In dem grünlich leuchtenden Dämmerlicht registrierte er ihre weit aufgerissenen Augen und ihr Kleid – ein Gewand, so sah er, von guter Qualität. Vielleicht die Tochter eines Kaufmanns oder eine Dienerin, aber ganz gewiss keine Bettlerin, geschweige denn eine Hure. Ihre Bekleidung und ihr Aussehen waren viel zu gut.
Sie starrte ihn an, stolperte rückwärts gegen die Hauswand, wobei sie sich angsterfüllt wegdrehte, selbst vor ihrem Retter hatte sie Angst.
Voss hörte das Geräusch hinter sich, als der Mann sich aufrappelte, aber er ignorierte es und sprach stattdessen zu der Frau. „Ein bisschen dunkel hier, nicht wahr, mein Liebes?“
Ihr Hals und die weiße Haut in ihrem Ausschnitt leuchteten matt im Halbdunkel, und er sah etwas Blut aus einer Wunde auf ihre Wange sickern. Es war noch frisch, dunkel leuchtend, und der Duft erregte ihn. Das Blut einer jungen Frau, vermischt mit Furcht, voll und süß. Er konnte es schon schmecken.
Ihr Mund bewegte sich, aber es kam kein Ton heraus, Voss kam näher, griff nach ihrem Arm. „Komm“, sagte er. „Hier möchtest du nicht bleiben.“ Er drehte sich genau in dem Moment um, als sie aufschrie. Sein Arm versetzte dem Mann einen schmetternden Schlag, gerade als der ausholte.
Ein müheloser Faustschlag in die Eingeweide des Mannes, dann ein Ellbogen gegen den Kopf, und jetzt sackte der Mann zusammen wie ein Sack Kartoffeln. Der Geruch seines Blutes erfüllte die Luft, schwer und metallisch. Und viel davon.
Voss verspürte nicht die geringste Versuchung.
Während des gesamten Zweikampfs hatte Voss seinen Griff um ihren Arm nicht gelöst und wandte sich jetzt wieder ihr zu, um ihr gut zuzureden. „Komm jetzt“, sagte er abermals, wobei er sich näher beugte, um mehr von ihrem Duft zu erhaschen. Herrlich. „Er wird dir nichts mehr tun. Gehen wir irgendwohin, wo du sicher bist.“
Sie gab einen schluchzenden Laut von sich, und er unterdrückte das Glühen in seinen Augen. Er hatte seine Zähne die ganze Zeit verborgen gelassen, es gab keinen Grund, sie noch mehr zu verschrecken. Er verfügte über andere Methoden, und er bevorzugte ohnehin eine etwas willigere Partnerin. Wenn sie einmal verstanden hatte, dass nur Lust sie erwartete, würde sie von selbst willig und bereit sein.
Seine Handschuhe hatte er schon abgestreift, und nun streckte er einen seiner Finger aus und wischte ihr das Blut von der Wange. Seine Haut schien heiß zu werden, als die Flüssigkeit sich in sein Fleisch brannte, und er führte sich den Finger an die Lippen. Ein zarter Geschmack, just da auf seiner Zunge ... warm, aber ein bisschen dünn. Nicht so süß, wie er erwartet oder es sich erhofft hatte. Aber angenehm genug. Es würde genügen.
Sie starrte immer noch ängstlich zu ihm auf, und Voss zog sie näher. „Du bist jetzt sicher“, murmelte er, und mit einer geübten Bewegung verlagerte er sein Gewicht, so dass sein Fuß den ihren streifte.
So simpel, so einfach. Er gestattete seinen Augen zu wandern und sie zu locken, und er fühlte wie die Anspannung aus ihr wich, als er ihren Blick einfing, gerade genug um ihr die schlimmste Furcht zu nehmen. Sogar in diesem trüben Halbdunkel vermochte er das Innerste eines Sterblichen zu finden, er konnte sie heranziehen und beschwören und führen ...
Sie stolperte leicht, und er kam näher, wobei er immer noch den Blickkontakt hielt. „Ich möchte dich schmecken.“
Ihr Atem stockte, und sie starrte ihn an, die Hand zitterte ihr am Hals. Ihre Lippen öffneten sich, aber es kam kein Laut.
„Darf ich?“, fragte er, aber er kam jetzt schon immer näher. Noch näher. Die Wärme ihres Atems legte sich stoßweise auf seine Haut, in seinen Mund, der Geruch von frischem Blut in seiner Nase. Er lächelte. Dann löste er den Bann, den er über sie gelegt hatte, sanft auf, damit sie begriff, was er gleich tun würde.
Damit auch sie die Lust spüren würde.
Sie gab nach, und ihre Augenlider flatterten.
Seine Zähne waren jetzt zu sehen, und er zeigte sie ihr. „Es wird nicht weh tun“, murmelte er, hob ihren Arm an und strich sanft den Ärmel ihres Kleides beiseite. In einem plötzlichen, wilden Anfall überlegte er es sich anders und griff nach ihren
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