Die Lucifer Direktive
Hand und schüttelte sie ausgelassen.
»Das ist irre!« Er strahlte. »Ich meine, es ist fantastisch! Und schon für die vierte Runde …«
»Yup, das überrascht jeden. Schätze, ich muß besser gewesen sein, als ich dachte.«
»Entweder das, oder einer der Talentsucher der Lions muß beim Yale-Spiel zuviel gebechert haben.«
Hudson klopfte Dan auf die Schulter und ließ sich aufs Bett plumpsen. »Ich hab' meine Alten noch nicht angerufen. Du hast ein Recht, der erste zu sein.«
»Tommy …«
»Unterbrich mich nicht, Mann. Ich will dir was sagen, was schon lange fällig war.« Hudson setzte sich aufrecht hin. »Ich stehe in deiner Schuld und werde sie wohl nie zurückzahlen können. Vor allem jetzt. Aber wenn du irgend etwas brauchst, ich meine irgend etwas, dann wende dich zuerst an mich.«
Dan lächelte unsicher, von den Worten seines Freundes in Verlegenheit gebracht. Seine Gedanken wanderten zu jenem Herbst im zweiten Studienjahr zurück, als Tommy Lee als erster Stürmer in die Unimannschaft aufgenommen wurde, während Dan als Verteidiger in die Dritte Mannschaft zurückversetzt wurde. Eines Nachmittags nach dem Training hatte Dan ein Gespräch zwischen Tommy und zwei gutgekleideten Zigarre rauchenden Männern mitgehört. Er hatte nur ein paar Brocken aufgeschnappt, aber das Wesentliche war klar: Betrug. Am kommenden Samstag sollte ein entscheidendes Spiel gegen Harvard stattfinden, und Tommy Lees Kreditrahmen war längst ausgeschöpft. Die gutgekleideten Herren boten ihm ihre Art von Unterstützung an, wenn er dafür in kritischen Momenten ein paar Pässe vergeigte. Zögernd hatte Tommy eingewilligt.
»Wahrscheinlich habe ich eben die verdammteste Dummheit meines Lebens begangen«, hatte er Dan später bekannt, ohne zu ahnen, daß dieser Bescheid wußte. »Und ich finde keinen Ausweg«, stöhnte er, »nicht den kleinsten Ausweg!«
Dan fand einen für ihn.
Das Training an den Donnerstagen vor den Spielen war für leichte Gegnerkontakte reserviert. Als Dan zum erstenmal auf den Platz kam, forderte der Quaterback eine Flanke im Z-Kurs zu Tommy hinüber. Dan war über den Platz gesprintet und voll gegen ihn geprallt, als er gerade nach dem Ball sprang, und hatte ihn völlig überrumpelt. Der Trainer hörte Tommys Rippen noch eine Spielfeldlänge entfernt krachen. Dan wurde aus der Mannschaft geworfen. Tommy mußte den Rest der Saison wegen seiner Verletzung aussetzen.
Als Dan half, Tommy in den Umkleideraum zu bringen, ereignete sich etwas zwischen ihnen. Es fiel kein Wort. Das war unnötig. Beide hatten verstanden.
»Ich werde nie vergessen, was ich dir schulde, Dan, für den Rest meines Lebens schulde«, sagte Tommy Lee, der auf Lennagins Bettkante saß und schon das silberne Trikot der Lions vor Augen sah. »Du hast deine Footballkarriere geopfert, weil ich im Begriff war, etwas Törichtes zu tun.«
»Ich wollte sowieso aufhören.«
»Quatsch, Dannyboy! Du hast nie in deinem Leben aufgegeben. Du trägst eine Sache aus, selbst wenn man dich zur Sau macht. Du bist unheimlich stark, Mann. Du gibst nicht nach und auch nicht auf. Was du für mich getan hast, das war echt was. Dazu gehört ein Mut, von dem ich nur träumen kann. Die Pinkel kamen nicht wieder, und ich hab' das Ivy-Juniorjahr geschafft und dieses Jahr AU-East. Wenn ich's in Detroit schaffe, dann nur deinetwegen. Deinetwegen, Mann!«
Dan zwang sich zu einem Lächeln. »Erinner dich dran, wenn du den Vertrag unterzeichnest.«
»Ich erinnere mich jetzt. Deshalb bin ich hier.«
»Du schuldest mir nicht das geringste, Tommy«, erklärte Dan. »Du hast mir alles zurückgezahlt. Als deine schwarzen Freunde dich vor die Wahl stellten, ich oder sie, hast du dich für mich entschieden. Ich weiß, wie weh dir das getan haben muß, und dazu gehört mehr Mumm, als ich mir auch nur im Traum vorstellen kann.«
»Tut mir leid, Dannyboy, das nehme ich dir nicht ab. Hör mal, es wäre schön, wenn ich behaupten könnte, das gleiche für dich getan zu haben. Nur, ich hab's nicht getan, konnte es nicht tun.«
»Mich hat auch niemand zu kaufen versucht. Man hat nicht mal meinen Namen im Programmheft richtig geschrieben.«
Tommy Lee lachte. Dan fiel mit ein. Die Digitaluhr zeigte Viertel nach zwölf.
»Muß mich sputen, Tommy«, erklärte Dan. »Hab' um eins einen Termin beim Dekan.«
»Weshalb?«
»Mir die Ohren langzuziehen.«
5
Als Dan das Büro des Dekans betrat, war er überrascht, seine Sekretärin nicht an ihrem Schreibtisch vorzufinden.
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