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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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beschwichtigen. »Ich hatte den Auftrag, herauszufinden, was hinter all diesen Rätseln steckte. Doch das ging nur mit deiner Hilfe! Ich allein konnte das Buch nicht übersetzen. Außerdem glaubte ich zumindest am Anfang, dass wir sicher sind.«
    »Wir haben ständig mit Frau Lengfeld Kontakt gehalten«, sagte der ältere Mann. »In München, in Linderhof … Nach den Vorfällen auf Herrenchiemsee waren wir allerdings kurz davor, die Sache abzublasen. Aber Ihre Freundin hat uns bei einem Treffen in Prien davon überzeugen können, weiterzumachen.« Er seufzte tief. »Wenn wir allerdings geahnt hätten, welche Gefahren in Herrenchiemsee und später in Neuschwanstein auf Sie beide lauern, hätten wir sofort die Polizei eingeschaltet.«
    »Der grüne Bentley in Prien am Hafen!«, stöhnte Steven. »Das waren nicht die Guglmänner, und auch nicht Luises Schläger, das waren Sie!«
    »Ich hab es selbst zunächst nicht gewusst«, sagte Sara lächelnd. »Erst am nächsten Morgen haben wir uns dann getroffen, während du noch schliefst. Ich gebe zu, dass ich lange Albert Zöller in Verdacht hatte.« Sie deutete auf die Ruine Falkenstein und den mittlerweile nur noch rauchenden Brandherd darunter. »Ich wollte wissen, wer dahintersteckt. Verstehst du, Steven? Vielleicht hätten wir Lancelot und die anderen Männer gekriegt. Aber wir hätten keinen einzigen Beweis gehabt, dass Luise Manstein für das alles hier verantwortlich war! Also habe ich weiter geschwiegen und die Wittelsbacher gebeten, mir freie Hand zu lassen.«
    »Aber warum das alles?«, fragte Steven und starrte den Mann mit dem Zwirbelbart zornig an. »Luise Manstein war verrückt, ja. Aber warum wollten Sie so viel Geld für ein altes Buch zahlen? Eine halbe Million!« Er zögerte kurz. »Sie wollten es vernichten, nicht wahr? Sie wollten vermeiden, dass irgendetwas an die Öffentlichkeit gerät, das dem Ruf Ludwigs schaden könnte.« Steven hatte sich mittlerweile in Rage geredet. »Seit Ludwigs Tod lassen Sie niemanden an die Akten!«, schimpfte er. »Das Archiv ist gesperrt, der Sarg in der Münchner Michaelskirche darf für kriminaltechnische Untersuchungen nicht geöffnet werden. Keiner soll erfahren, dass der König vielleicht homosexuell war, dass Prinzregent Luitpold von dem Mord wusste, dass die Wittelsbacher selbst Ludwig auf dem Gewissen haben! Ist es nicht so?«
    Der Mann vor ihm schmunzelte. »Ach Gott, Herr Lukas, immer diese wilden Verschwörungstheorien. Die Wittelsbacher im Zentrum einer diabolischen Intrige! Geht’s noch ein bisschen größer?« Er lachte leise. »Glauben Sie denn wirklich, dass es noch irgendjemand jucken würde, wenn meine Vorfahren vor über hundert Jahren an einem Mordkomplott beteiligt gewesen wären? Und als Homosexueller bringen Sie es mittlerweile sogar zum Außenminister.« Er winkte ab. »Keinen Menschen interessiert das heutzutage mehr.«
    »Aber wenn das so ist«, gab Steven zu bedenken, »warum öffnen Sie dann nicht das Archiv und das Grab? Warum haben Sie versucht, das Tagebuch zu stehlen?«
    »Stehlen? Wir wollten es nicht stehlen.« Der Mann zündete sich einen Zigarillo an und begann genüsslich zu paffen. »Wir wollten nur wissen, was drinsteht. Wären echte Beweise für den Mord an Ludwig aufgetaucht, hätten wir Ihnen das Buch aller Voraussicht nach abgekauft. Hätten Sie einer halben Million Euro widerstehen können, Herr Lukas?« Er warf das Streichholz auf den nassen Asphalt. »Aber das ist ja nun nicht mehr nötig. Oder haben Sie das Buch etwa noch?«
    Steven spürte einen kleinen Stich in der Brust, mit einer halben Million Euro hätte man eine ganze Menge anfangen können.
    Eine Weltreise mit Sara zum Beispiel, ein paar wirklich seltene Bücher, ein neues Antiquariat …
    »Es ist … leider dort unten im Hotel verbrannt«, gestand er stockend ein. »Zusammen mit dem Kästchen, den Fotos und der Haarlocke.« Er seufzte. »Und natürlich der eidesstattlichen Erklärung. Die ganze Suche war umsonst.«
    »Schade«, sagte der Mann ohne Namen mit einer leisen Spur des Bedauerns. »Für diesen Brief hätten wir uns wirklich interessiert. Ein interessantes Dokument für unser Archiv, vielleicht noch interessanter als Marots Tagebuch.«
    »Warum sollte Ihnen das bisschen Papier plötzlich so viel wert sein?«, bohrte Steven nach. »Haben Sie nicht selbst gesagt, dass kein Hahn mehr danach kräht, wie Ludwig gestorben ist? Oder fürchten Sie etwa, ich könnte mein Erbe einfordern? »
    Der Mann im Lodenanzug

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