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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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die Druckwelle heiß und trocken wie ein Wüstenwind ins Gesicht fuhr. Ein Feuerball stieg über dem Gelände auf, und lodernde Holzstücke, Steinsplitter und Ascheflocken flogen bis über die höchsten Baumwipfel. Noch dreimal erschütterten kleinere Explosionen den Boden, dann trat eine fast unwirkliche Stille ein. Nur das Prasseln des Feuers war noch zu hören, irgendwann ertönten von der Talstraße her Sirenen.
    Steven starrte auf den Brand, so wie er damals als Sechsjähriger auf das brennende Haus seiner Eltern gestarrt hatte. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas in ihm wieder an die richtige Stelle gerückt war.
    Es ist vorbei.
    Erst viel später hörte er die Schreie vieler Menschen, er atmete den Rauch und sah das monotone Blinken eines Blaulichts, das sich in einer Pfütze spiegelte. Steven kroch aus dem Wacholdergebüsch und taumelte die steile Böschung nach oben, bis er den Vorplatz des Hotels erreicht hatte. Feuerwehrmänner in Gasmasken eilten mit Schläuchen umher, weiter hinten führten die grau gekleideten Männer vom SEK die beiden verwundeten Schläger Tristan und Galahad zum Einsatzwagen ab. Steven wollte schon auf die Beamten zugehen und sich bemerkbar machen, da erblickte er weiter hinten bei den Felsen eine zierliche Person.
    Sie hatte gegen Regen und Wind eine Wolldecke um die Schultern geschlungen, ihre Wimperntusche war verschmiert, sie trug einen Verband um die Stirn, ihr grünes Kleid hing schmutzig und zerrissen an ihr herab.
    Und sie rauchte.

45
    M ein Gott, Sara! Du lebst!«
    Steven hastete über den von Feuerwehrleuten und Sanitätern wimmelnden Vorplatz und schloss Sara in die Arme. Der Gestank der glimmenden Mentholzigarette erschien ihm mit einem Mal wie ein exotisch duftendes Parfum, er drückte Sara so fest an sich, dass er ihr schlagendes Herz spüren konnte.
    »Quetsch mich noch ein bisschen stärker, und du bringst mich um«, ächzte sie und warf die Zigarette weg. »Da war der wahnsinnige Anabolika-Ritter ja ein Dreck dagegen.«
    »Tut … tut mir leid.« Er löste sich von ihr und blickte ihr fest in die Augen. »Es ist nur, weil … ich habe nicht damit gerechnet, dich in dieser Welt noch mal wiederzusehen.«
    »Ich dich auch nicht«, sagte Sara.
    Steven lachte laut auf vor Erleichterung. »Ich muss sagen, du hast mir gefehlt. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, woran ich bei dir bin.«
    »Luise Manstein hatte recht«, flüsterte Sara. »Mein Vater ist ein pathologischer Kunstdieb, der zurzeit im Gefängnis sitzt, und ich habe als Jugendliche wirklich bei ein paar Einbrüchen Schmiere gestanden. Aber das hat nichts mit uns zu tun.«
    »Warum … warum hast du mir nicht früher davon erzählt?«
    Sara lächelte müde. »Vielleicht, weil deine Kindheitsgeschichte schon für uns zwei gereicht hat? Was die Sache mit meinem vermeintlichen Onkel angeht …«
    »Vielleicht kann ich Ihnen in dieser Angelegenheit weiterhelfen«, meldete sich plötzlich eine tiefe, angenehm bayerisch klingende Stimme. »Ich denke, wir sind Ihnen eine Erklärung schuldig, Herr Lukas.«
    Steven wandte sich um und sah zwischen den Feuerwehrleuten einen großen älteren Mann. Er trug einen braunen Lodenmantel und einen gewaltigen Filzhut, unter dem sein Gesicht verborgen blieb. Vor Sara und Steven nahm er den Hut ab und reichte dem Antiquar die Hand. Der Mann hatte einen gezwirbelten Vollbart, eine respektheischende Ausstrahlung und zwei wache Augen, die Steven freundlich musterten. Irgendwie kam er ihm bekannt vor.
    »Wer … wer sind Sie?«, fragte Steven verdutzt, während seine Hand in der Pranke des anderen beinahe zerquetscht wurde. »Ein Kommissar?«
    Der Mann lächelte. »Sicher nicht. Auch wenn Frau Lengfelds Anruf bei uns möglicherweise bewirkt hat, dass die Polizei besonders schnell vor Ort war. Wir haben, nun ja, gewissen … Einfluss.«
    »Er ist mein Auftraggeber«, erwiderte Sara mit matter Stimme. »Nach der Sache mit Lancelot auf der Brücke habe ich sofort mit ihm telefoniert. Ich hätte es schon viel früher tun sollen.«
    Wieder beschlich Steven das Gefühl, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Im Fernsehen vielleicht, oder in den Illustrierten, die immer beim Friseur auslagen. Ja doch, in einem der Artikel war es darum gegangen, dass eine gewisse Brauerei nicht auf dem Oktoberfest ausschenken durfte, und das, obwohl sie das Bier der Wittelsbacher braute.
    Wittelsbacher?
    Steven war einen Moment lang sprachlos, schließlich räusperte er sich vorsichtig.
    »Sie

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