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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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dass Sie damit viel Erfolg haben werden. In diesem Fall waren wir schon äußerst … kreativ.«
    Er verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung und schritt zurück zum Bentley. Kurz darauf konnte Steven das angenehm surrende Geräusch des Wagens hören, der sich langsam entfernte.
    »Steven?« Saras Stimme holte Steven zurück in die raue Wirklichkeit. Mit düsterem Gesicht wandte er sich ihr zu.
    »Ja?«
    »Das mit den zerstörten Originalen …«, begann sie. »Du darfst das nicht so eng sehen. Weißt du nicht mehr, was Onkel Lu gesagt hat? Die Einrichtung Neuschwansteins war schon zuvor nichts weiter als billiges Glas, Eisen und Gips. Es war eine historische Fälschung, und nun gibt es eben eine Fälschung der Fälschung.« Sie lächelte. »Dieser Wittelsbacher hat schon recht. Warum sollten wir den Menschen ihr so heiß geliebtes Märchenschloss kaputtmachen? Komm, lass uns aufräumen.« Sara kniete sich nieder und begann, eines der umgeworfenen Regale wieder aufzustellen. »Wenn wir uns beeilen, kannst du in ein paar Wochen Neueröffnung feiern.«
    »Sara, vergiss es.« Steven warf den zerrissenen Buchrücken, den er bislang krampfhaft in der Hand gehalten hatte, auf den Boden. »Es wird hier nie mehr so sein wie früher. Außerdem fehlt mir das Geld für eine teuere Renovierung. Ich bin ja schon froh, wenn ich die nächste Miete zahlen kann. Ich werde das Antiquariat wohl aufgeben müssen.«
    »Du hast recht«, sagte Sara, ohne ihre Aufräumarbeiten zu unterbrechen. »Es wird hier nie mehr so sein wie früher. Es wird besser. Dieser Laden braucht ohnehin einen neuen Anstrich. Außerdem könntest du eine schicke Sitzecke einbauen und eine Kaffeelounge, wo die Leute beim Schmökern ihren Latte macchiato trinken.« Sie rollte mit den Augen. »Mann, Steven, das hier ist das Münchner Westend! Wenn du schon Bücher verkaufen musst, dann geh wenigstens mit der Zeit!«
    Steven sah sie fassungslos an. »Hast du nicht verstanden? Ich habe dafür einfach kein Geld, und außerdem …«
    »Ups, was ist denn das?« Sara hob mit gespielter Überraschung ein Buch vom Boden auf. »Lag das hier schon die ganze Zeit, oder ist es mir gerade aus der Tasche gefallen?«
    Sie hielt ihm das dünne Büchlein entgegen. Als Steven es erkannte, war er eine ganze Weile sprachlos. Wie in Trance starrte er auf den Titel.
    Memorabilien des Theodor Marot, Assistent von Dr.   Max Schleiß von Loewenfeld
    »Aber …«, begann er stockend. »Wieso? Ich meine …?«
    »Du meinst, das Buch ist im Hotel auf dem Falkenstein verbrannt?« Sara zwinkerte ihm zu. »Das ist nicht ganz richtig. Verbrannt ist das Kästchen mit den Fotos und der Haarlocke. Aber das Tagebuch …« Sie hielt es triumphierend in die Höhe. »Das lag im Neuschwansteiner Thronsaal zwischen all den anderen Büchern am Boden. Ich habe es in einem unbeobachteten Moment einfach eingesteckt. Die doofe Luise hat die ganze Zeit nur das leere Kästchen mit sich herumgetragen.«
    »Du … du bist …« Steven fehlten die Worte.
    »Genial? Raffiniert? Zum Umfallen attraktiv? Was möchtest du sagen?« Sara zwinkerte ihm zu. »Du vergisst, dass ich die Tochter eines passionierten Kunstdiebs bin. Ich mach dir einen Vorschlag. Gleich morgen werden wir diesem arroganten Schnösel von Wittelsbacher eine Kopie des Anfangs zukommen lassen. Und dann wollen wir doch mal sehen, ob er nicht bereit ist, eine halbe Million Euro dafür zu zahlen.« Sie grinste. »Vielleicht wird es auch ein bisschen mehr sein. Schließlich bin ich Kunstdetektivin und kann eine Expertise in Auftrag geben, die die Neuschwansteiner Möbel ganz genau unter die Lupe nimmt. Die werden sich noch wünschen, nie mit mir zusammengearbeitet zu haben.«
    Steven schüttelte lachend den Kopf. »Wie habe ich vorher nur ohne deine Unverschämtheiten durchs Leben gehen können?« Er nahm ihr das Buch aus der Hand und küsste sie lange und ausgiebig auf den Mund. Sara schloss genießerisch die Augen und zog ihn plötzlich hinter eines der umgestürzten Regale.
    »Sara, du kannst doch nicht …«
    »Wer sagt eigentlich, dass du wirklich der letzte Nachfahre von Ludwig II. sein musst?«, murmelte sie und fing an, sein schmutziges Hemd aufzuknöpfen. »Diese Linie ist noch lange nicht ausgestorben.«
    Marots Tagebuch fiel flatternd zu Boden, aber das merkte Steven schon nicht mehr.

    ENDE

Nachwort
    Als ich mit der Recherche zu diesem Roman anfing, warnte mich ein Ludwig-Experte: Wer sich mit dem Märchenkönig einlässt, wird

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