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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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ihm die Wasserprobe.«
    Als der Körper des Gebundenen in den Rhein fiel, spritzte Wasser in die Höhe und Wellen bewegten sich kreisförmig nach außen; danach sank er nach unten. Die Zuschauermenge stand direkt an der Kaimauer und wartete, was geschehen würde. Anna kannte die Regeln: Falls der Körper auftauchte und auf dem Wasser trieb, war das ein Zeichen von Schuld. Tauchte er nicht auf, konnte der Mann auf Gnade hoffen – falls man ihn rechtzeitig wieder herausholte. Genau darüber aber schien man sich nicht einig zu sein.
    Â»Was hat er getan?«, fragte Hanna einen Söldner.
    Â»Er soll zwei Kameraden bestohlen haben.«
    Die Frauen gingen zur Kaimauer. »Zieht ihn endlich hoch«, sagte Hanna aufgeregt. »Ihr seht doch, dass er unten bleibt, also ist er unschuldig.«
    Â»Halt du dich da raus!«, erwiderte einer der Umstehenden, während der Körper kaum noch zu sehen war.
    Â»Sie hat recht, das ist jetzt lange genug«, sagte ein anderer.
    Â»Nein, wartet noch, vielleicht taucht er von selbst wieder auf, und dann ist er schuldig.«
    Â»Wenn wir noch länger warten, säuft er uns ab.« Aber sie debattierten weiter.
    Â»Zieht ihn, verdammt noch mal, hoch!« Alle schauten verblüfft Anna an, die sich ebenfalls wunderte, wie laut sie schreien konnte. »Los jetzt!«, fuhr sie in normaler Lautstärke, aber sehr bestimmt fort. Zu ihrer Überraschung gehorchten ihr die Männer; drei Söldner zogen den Gefesselten aus dem Rhein und legten ihn auf den Kai. Zunächst war unklar, ob er noch lebte. Anna ging zu ihm und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Rücken, da fing er plötzlich an zu husten und rang nach Luft, bis sein Kopf rot anlief. Sie befreiten ihn von seinen Fesseln.
    Â»Du hast die Wasserprobe bestanden, Ulrich«, sagte einer der Söldner zu ihm. »Aber ich traue dir trotzdem nicht über den Weg und werde dich im Auge behalten. – Bedank dich bei dieser Frau, dass du noch lebst.« Der Söldner zeigte auf Anna, während Ulrich den Oberkörper aufrichtete und seine Handgelenke rieb. Er beugte sich nach vorne und rang nach Luft, sein Gesicht war immer noch feuerrot, aus den Haaren und von der Kleidung rann Wasser; er betrachtete Anna.
    Â»Hanna, lass uns zurück in die Stadt gehen. Ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu tun; diese Wilden sollen das unter sich ausmachen«, sagte Anna. Sie gingen zurück zum Stadttor. »Er folgt uns«, bemerkte Hanna, und Anna drehte sich um: Der Mann, den sie gerade gerettet hatte, torkelte hinter ihnen her.
    Â»Dann lass uns schneller gehen, ich will mit ihm nichts zu schaffen haben. Eigentlich habe ich dich aus einem ganz anderen Grund um diesen Spaziergang gebeten. Ich möchte dich schon länger etwas fragen, finde aber nicht die rechten Worte. Also ganz direkt und gerade heraus: Wie steht ihr eigentlich zueinander, Jost und du? Das beschäftigt mich schon die ganze Zeit.«
    Â»Ich weiß es selbst nicht, wir haben nie darüber gesprochen.«
    Â»Wie lange kennt ihr euch?«
    Â»Vielleicht schon zwanzig Jahre. Das erste Mal begegneten wir uns, lange bevor er nach Italien ging, er war Söldner in einem großen Heer von Landsknechten, und ich begleitete den Tross als Marketenderin. Er kam zu mir, so wie viele andere; irgendwann verlangte ich kein Geld mehr.«
    Anna strich sich nervös mit den Fingern durchs Haar und machte ein verärgertes Gesicht.
    Â»Was erwartest du?«, fragte Hanna. »Er ist kein Engel, da gibt es dunkle Seiten, von denen du nichts weißt. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass er ein gutes Herz hat.«
    Â»Du liebst ihn, Hanna.«
    Â»Ich lebe frei und unabhängig, ich brauche keinen Mann.«
    Â»Du belügst dich selbst. – Übrigens: Dieser Kerl läuft immer noch hinter uns her.«
    Sie passierten das Stadttor.
    Â»Die Beziehung zwischen Jost und mir«, sagte Hanna, »beruht auf etwas Schwebendem und Unausgesprochenem. Ich habe nie versucht, ihn an mich zu binden. Vielleicht lag es daran, dass ich nie Angst hatte, ihn zu verlieren. Er war wie ich: frei und ungebunden. Wenn er zu einer anderen Frau ging, war es nur für eine Nacht, morgen würde er woanders sein. Sein Leben war ein Gegenstück zu meinem.«
    Â»Was beunruhigt dich also?«, fragte Anna. »Denn ich spüre, dass du nicht so gelassen bist wie sonst.«
    Â»Mit dir würde es anders sein, Anna. Er

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