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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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hassen ihn. Und genau das macht mich stutzig, denn wie ich schon sagte, bin ich ein Mensch, der sich gern eine eigene Meinung bildet. – Sagt, Anna, habt Ihr Familie?«
    Â»Mein Mann ist verstorben.«
    Â»Kinder?«
    Â»Ein Kind.«
    Â»Eine Tochter?«
    Â»Woher wisst Ihr das?«
    Â»Ich habe nur geraten.«
    Anna hatte den Eindruck, dass Brangenberg seine Geliebte nicht kannte, dass er sich in ihr gründlich täuschte. Oder war sie nur eine gute Schauspielerin? Anna setzte alles auf eine Karte. »Meine Tochter wurde entführt«, sagte sie.
    Â»Von wem?«
    Â»Von einem Mann, der Luther schaden möchte und an dem ich mich rächen werde.«
    Â»Es war Brangenberg, der Bischof«, sagte Jutta, als habe sie nur auf Annas Bekenntnis gewartet. »Er ist in Worms, und ich war seine Geliebte.«
    Â»Seid Ihr es nicht mehr?«
    Â»Er denkt, ich sei es noch. Siehst du das hier?« Sie deutete mit dem Zeigefinger auf den dunklen Fleck unterhalb des Auges. »Er denkt, er kann mich behandeln wie ein Tier.«
    Â»Warum hat er dich geschlagen?«
    Â»Weil ich mich nicht einsperren lasse. Und für das, was er getan hat, wird er bezahlen. Er denkt, ich habe ihm verziehen, und weiß nichts von meinem Hass. Wir hassen denselben Mann!«
    Anna glaubte ihr; falls sie Jutta falsch einschätzte, setzte sie durch ihre Offenheit ihr Leben aufs Spiel. »Weißt du von der Entführung?«, fragte Anna.
    Â»Ja, aber Brangenberg weiß nicht, dass ich es weiß.«
    Â»Und weißt du auch, dass er einen Mann beauftragt hat, Luther zu töten?«
    Â»Ich sah ihn kurz: ein sehr klein gewachsener Mann, fast ein Zwerg.«
    Â»Ich glaube, er ist in Worms«, sagte Anna.
    Jutta nickte. »Ich weiß, dass er in Worms ist – denn er hat mit Brangenberg Kontakt aufgenommen.«

K APITEL 32
    Wulf saß im Schoß der Familie und löffelte die Morgensuppe. Besonders der Großvater faszinierte ihn, der, wie er mittlerweile wusste, aus Polen stammte, was seinen leichten Akzent erklärte. Er hieß Wladislaw, hatte früher die Geschäfte geführt und den Wohlstand der Familie begründet. Heute schien sein Lebensinhalt darin zu bestehen, das Geschehen um ihn herum zu kommentieren. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund, und er würzte seine Randbemerkungen so kräftig, dass es ihn munter und bei Laune hielt. Trotz seiner Bissigkeit zahnlos, schlürfte der Großvater genüsslich und lautstark die heiße Suppe.
    Sie saßen zu zehnt im Erdgeschoss an der großen Tafel, die Wulf immer an den Schweinebraten erinnerte, den man ihm vorenthalten hatte. So sehr er sich auch um die Gunst der Hauswirtin bemühte, er hatte schnell erkannt, dass Sparsamkeit ihr prägender Charakterzug war. Sie sparte zum Beispiel gern am Kerzenlicht, und so saß man meistens im Dunkeln.
    Nachdem Wulf für eine Woche im Voraus gezahlt hatte, genoss er sogleich besseres Ansehen; das ging so weit, dass ihm die Hauswirtin heute den Suppenteller persönlich auf den Tisch stellte – eine hohe Auszeichnung. Er durfte sogar neben ihr sitzen, und sie kamen ins Gespräch. Wulf lobte die dünne Suppe, der es obendrein an Salz fehlte.
    Â»Es freut mich, dass es Euch schmeckt«, meinte sie, »solche Gäste hat man gern.«
    Â»Euer Mann ist wohl häufig tief in Gedanken versunken«, fragte Wulf leise, denn der gute Siegfried saß am anderen Ende der Tafel, den Kopf weit nach vorn gebeugt, sodass die Nase fast im Teller hing. Am Geschehen um ihn herum nahm er wenig Anteil. Drei Kinder saßen mit ihnen am Tisch und drei Bedienstete.
    Â»Ob es sich dabei um Gedanken handelt«, erwiderte sie, »das möchte ich nicht entscheiden.«
    Â»Nun, er wirkt zumindest abwesend«, meinte Wulf.
    Â»Das trifft die Sache schon besser.«
    Â»Was habt ihr da miteinander zu füstern?«, mischte sich der Großvater ein, dem nichts entging.
    Â»Wir flüstern gar nicht«, erwiderte die Hausfrau, »aber du bist halb taub.«
    Der Großvater lächelte boshaft: »Nur das, was ich nicht hören soll, das höre ich leider immer noch, nicht wahr?«
    Â»Vor allem«, sagte Clothilde, »bist du ein Meister darin, anderen das Wort im Munde zu verdrehen.«
    Wladislaw legte seinem Sohn die Hand auf den Unterarm. Seine liebe Hausfrau sei ja bereits bester Laune. Was er denn mit ihr gemacht habe?
    Trotz der Dunkelheit sah Wulf, dass aus

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