Die Macht Der Könige
Brüste in schillerndem Grün gefärbt, war Shupansea die Verkörperung der Arroganz gewesen. Der Geschichtenerzähler brachte die junge Frau, die er gut kennengelernt hatte, und das fremdartige Geschöpf, an das er sich erinnerte, nur selten miteinander in Verbindung, aber er konnte nicht verleugnen, daß die Beysiber mit ihrem reichlichen Gold und der ebenso reichlichen Verachtung für alle nicht-beysibischen Dinge der Hauptgrund für Freistatts Schrecken gewesen waren. Der rankanische Feldzug gegen die Nisibisi im Norden hätte die Stadt kaum berührt, wenn die Beysiber sie nicht zuvor in Aufruhr versetzt hätten.
»Hat er vor, sie alle malen zu lassen?« erkundigte sich Shupansea in vorsichtig bemessenem Tonfall, wobei sie den Blick nicht von dem Bild nahm.
»Mit der Billigung des Prinzen - und Eurer.«
Das Pergament zitterte in ihrer Hand. Ihre Augen wurden groß und glasig, die Beynit richtete sich in ihrem Haar auf, und Hakiem begann zu bezweifeln, daß sich Shupansea in den Jahren, seit er ihr als Ratgeber diente, tatsächlich verändert hatte. Sie hatte das Savankh in die Obhut des Prinzen zurückgegeben aber nicht die Macht, die dahinter stand.
»Wir haben wirklich so ausgesehen, nicht wahr?« flüsterte sie, als sie das Pergament auf den Stapel der restlichen Zeichnungen legte. »Und nichts, was ich jemals tun kann, wird dieses Bild auslöschen, oder?«
Hakiem ergriff ihre Hand und drückte sie sanft »Ihr wißt, daß ich keine Geschichten über die Zukunft erzähle, aber ich schätze, daß Lord Molin beabsichtigt, den Platz über dem Haupttor für ein Gemälde zum Andenken an Eure Hochzeit mit Prinz Kadakithis freizuhalten.«
Shupansea seufzte und zog ihre Hand zurück. »Falls wir heiraten. Vielleicht ist der Haß stärker als die Liebe.« Sie blieb in der Tür stehen, blickte Hakiem über ihre Schulter hinweg an und wartete darauf, daß er bestritt, was ihrer Überzeugung nach nicht zu bestreiten war.
»Die Hoffnung ist die stärkste Kraft von allen«, versicherte er und sah ihr hinterher, als sie langsam den Korridor hinunterging.
Originaltitel: Introduction
Copyright © 1988 by Face of Chaos, Inc.
Ins Deutsche übertragen von Winfried Czech
Jubal
Sklavengeschäfte
Robert Lynn Asprin
Saliman brauchte sein schauspielerisches Talent nicht zu bemühen, um seine Verachtung zu zeigen, während er langsam durch die Reihen der angeketteten Sklaven schritt. Er war an hundert ähnlichen Orten gewesen und kannte den unerfreulichen Gestank vieler ungewaschener Körper, die auf engstem Raum zusammengepfercht waren. Und daß er sich hier auf einem Schiff befand, bedeutete noch ein paar unangenehme Gerüche mehr. Den Umhang hochzuraffen, um ihn vor dem Schmutz am Boden zu schützen, rettete das gute Kleidungsstück gewiß nicht. Der Gestank würde sich in jeder Faser festsetzen, bis man es nur noch gründlich zu reinigen versuchen oder gleich wegwerfen konnte. Man trug eben nicht seine besten Kleider beim Sklaveneinkauf.
Doch nicht die unangenehmen Begleitumstände seines Geschäftes waren für Salimans üble Laune verantwortlich, sondern die unwirtliche Stunde. Daß er aus dem warmen Bett geholt worden war, dessen Wärme er zudem nicht allein genossen hatte, um in den letzten Nachtstunden diesen Auftrag auszuführen, machte ihn zu einem alles andere denn großzügigen und angenehmen Kunden.
»Das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt« murrte der Mann, der die Laterne hielt. »Ich hab' alle Hände voll zu tun so kurz vor dem Auslaufen.«
Das war natürlich der Grund für diesen plötzlichen Auftrag. Das Schiff sollte mit der Morgenflut auslaufen, und es war wichtig, daß der Auftrag erledigt wurde, bevor es Freistatts Gewässer verließ. Aber Salimans Ärger richtete sich gegen den Mann.
»Möchtet Ihr, daß ich das Jubal bestelle?« sagte er mit ausdruckloser Miene. »Ich bin sicher, daß er Euch künftig nur noch mit wirklich wichtigen Dingen belästigt, wenn ich ihn auf Eure Probleme aufmerksam mache.«
Die kaum verhüllte Drohung wirkte.
»Nein! Ich. Das ist nicht notwendig.«
Die Sklavenhändler hatten gut dafür bezahlt, daß ihnen Freistatts Verbrecherkönig bei ihren Geschäften freie Hand ließ, und waren gern bereit, seine Wünsche zu erfüllen, um eine Erhöhung des Preises zu vermeiden. Vor allem, da nicht unbekannt war, daß Jubals Preise manchmal nicht nur in klingender Münze, sondern auch mit Blut bezahlt wurden.
»Wenn Ihr Euch nur ein wenig rascher entscheiden könntet?« Die
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