Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Fingernägel begutachten. Tina hatte sich aus Rücksicht auf die Trommelfelle aller Anwesenden freiwillig für den Verkauf der Programmhefte gemeldet.
    »Sally hat deiner Mutter gerade angeboten, dir gratis Unterricht zu geben; sie hält große Stücke auf dich«, verkündete ich.
    »Echt?« Tina strahlte wie eine Hundert-Watt-Birne. »Dann kriegst du das hier auch gratis.« Sie reichte mir ein Programmheft. »Wie ich sehe, spielst du ein Solo.«
    »Nicht wenn ich es schaffe abzuhauen, bevor Mr Keneally mich auf die Bühne schubst.«
    »Wag es ja nicht! Ich rechne fest mit dir. Ich habe allen Leuten erzählt, dass unser Stuntgirl der Star der Show ist.«
    »Dann werde ich alles dransetzen, dass es kein Schuss in den Ofen wird.«
    »Ha, ha.«
    Ich runzelte die Stirn. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Schuss - Stuntgirl?«
    »Oh. Das Wortspiel war unbeabsichtigt.« Ich grinste. Genau in diesem Augenblick flimmerte über den Bildschirm eine Aufnahme von mir, die zeigte, wie ich auf den Kronleuchter schoss. »Wo zum Teufel haben sie die denn her?«
    »Das Internet ist doch manchmal die reinste Pest«, sinnierte Tina tiefgründig, bevor sie sich abwandte und losbellte: »Greift tief in die Taschen, Leute. Alle Einnahmen gehen an das Genesungsheim in Aspen.«
    Ich warf einen Blick in das Programmheft und entdeckte meinen Namen ganz oben als Erstes auf der Teilnehmerliste. Umrahmt von kleinen Sternchen.
    Das war zu viel des Guten - nichts wie raus hier! Nelson und Tina hatten mich zur Hauptattraktion des Abends gemacht. Ich stürzte in Richtung Ausgang und prallte geradewegs gegen Zeds Brustkorb.
    »Willst du irgendwohin, Sky?«, fragte er mit unterdrücktem Grinsen.
    »Nach Hause.«
    »Aha. Und du willst da jetzt hin, weil ...«
    Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Alle werden mich anschauen!«
    »Na ja, das liegt irgendwie in der Natur der Sache, wenn man eine Bühne betritt.« Er bugsierte mich zurück in den Backstage-Bereich.
    »Nichts auf der Welt bringt mich da raus«, zischte ich, als die Zuschauer ihre Plätze einnahmen.
    »Nichts?« Seine Lippen umspielte ein Lächeln.
    »Nichts.« Ich stemmte meine Hacken in den Boden.
    Er beugte sich dicht zu mir herunter und flüsterte: »Angsthase.«
    Ich verschränkte die Arme. »Da hast du verdammt recht. Genau das bin ich.«
    Er lachte. »Okay. Wie wär’s, wenn ich dir dafür noch mal eine Extrastunde in Snowboarden gebe?«
    Das Angstknäuel in meinen Eingeweiden löste sich bei der Erinnerung an unsere unbeschwerte gemeinsame Zeit auf der Piste. Zed wusste immer genau, wie er mir wieder Halt geben konnte. »Wirklich?«
    »Ja. Ich verspreche dir sogar, einen Doppelaxel und einen Salto zu machen.«
    »Einen dreifachen.«
    »Einen dreifachen?«
    »Einen Dreifachaxel. Und ich krieg noch ’ne heiße Schokolade.«
    Er gab vor, grimmig zu gucken. »Mann, du bist ja knallhart im Verhandeln.«
    »Mit Marshmallows. Und Küssen.«
    »Das hört sich schon besser an!« Er hielt mir seine offene Hand hin. »Abgemacht.«
    Ich konnte es kaum erwarten. Lachend schlug ich ein, und bevor ich widersprechen konnte, führte er mich, begleitet vom Beifall unserer Freunde, hinaus zum Flügel auf die Bühne.
    »Keine Sorge«, flüsterte er. »Ich werde nicht Weggehen - niemals!«
    Ich nahm auf dem Klavierhocker Platz und schlug die Noten auf. Meine Zukunft sah sehr vielversprechend aus ... Und sie stand direkt neben mir.

Menü

    Danksagung
    Mit Dank an Leah, Jasmine und die Viehtreiber der Tumbling River Ranch in Colorado. Ich danke auch meiner Familie, dass sie mit mir quer durch die USA gereist ist und eine Wildwasser-Rafting-Expedition in den Rockys gewagt hat.

Menü
    Das gesamte lieferbare Programm
von dtv junior und viele andere
Informationen finden sich unter
www.dtvjunior.de
    © der deutschsprachigen Ausgabe:
2012 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH und Co.KG, München
© 2010 Joss Stirling
Titel der englischen Originalausgabe: ›Finding Sky‹,
2010 erschienen bei Oxford University Press
This translation is published by arrangement with Oxford University Press
Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen
Umschlaggrafik: Johanna Basford
Lektorat: Tanja Poestges
Satz: Fotosatz Amann, Aichstetten
Gesetzt aus der Berling 11,25/14,5'
    ISBN 978-3-423-76047-8