Die Macht Des Eisplaneten
begriffen hatten, daß sie das
- ehedem mythische - Geschöpf unmöglich erwischen würden. Und so zogen sie schließlich die Konsequenz und brachen die Verfolgung ab.
Völlig außer Atem und enttäuscht, kehrten sie zu der Stelle zurück, wo sie den Rest ihrer Winterausrüstung und die Hasen zurückgelassen hatten, die Sinead ihnen überreicht hatte.
Als sie wieder dort eintrafen, fanden sie eine Ergänzung vor: Das Tier sah wie eine große weiße Hauskatze aus, mit schmaler Rutenwurzel und buschigem Rutenende, und es leckte sich soeben die Überreste des letzten Hasen vom Maul. Dahinter stand abwartend das Locken-Horn. Ganz so, als hätten die beiden Tiere sich gemeinsam gegen die Jagdpartie verschworen, dachte Minkus.
Er wollte sich schon auf die Tiere stürzen, doch inzwischen hatte de Peugh sich zum Anführer aufgeschwungen und brachte sie allesamt zum Schweigen, indem er den Finger an die Lippen legte.
Die Katze sprang auf das Locken-Horn zu, und zusammen verschwanden sie in den Wäldern. Mit einem verstohlenen Wackeln des Zeigefingers bedeutete de Peugh den anderen, ihm zu folgen.
Gemeinsam krochen sie so leise, wie es fünf an die Bodenverhältnisse von Petaybee nicht gewöhnte Männer nur konnten, hinter den flüchtigen Tieren her. Die hielten sich erfolgreich stets außer Reichweite, schienen ihre Pfeile aber gar nicht zu bemerken.
»Man merkt doch gleich, daß hier kein Tier daran gewöhnt ist, bejagt zu werden«, flüsterte Ersol. »Die nehmen nichts persönlich, was man in ihre Richtung abfeuert.«
Auf ein weiteres Zeichen von de Peugh fächerten die Männer aus und kamen nun aus fünf verschiedenen Winkeln auf die Tiere zu. Als Ersol diesmal seinen Pfeil abschoß, prallte der von der Flanke des Locken-Horns ab, worauf dieses wieherte und loszulaufen begann.
Die Katze jagte wie im Spiel hinter ihm her. Auch die Männer setzten sich in Bewegung.
Plötzlich fuhr das Locken-Horn herum; hoch ragte seine Brustpartie vor Minkus in die Höhe. Jetzt war die Gelegenheit, die Lanze einzusetzen - jetzt oder nie. Doch die Katze entwich Mooneys Dolch, indem sie über den Schaft von Minkus’ Lanze sprang und diese beiseite schleuderte.
Minkus, der sich etwas darauf einbildete, recht ordentlich springen zu können, warf sich genau im selben Augenblick auf die Katze wie die anderen vier. Das Fell des Tiers strich ihm über die Hände, als seine Füße am Boden aufkamen, sich mit acht anderen Füßen verhedderten und allesamt durch das Unterholz krachten, tiefer und tiefer, mit Schrammen und Kratzern in ein gähnendes, dunkles Loch
…
Minkus landete unsanft auf dem für plötzliche Sitzmanöver geeignetsten Körperteil, während von oben alles mögliche auf ihn einprasselte. Als er hinaufsah, erblickte er das Gesicht der Katze, die die Zähne zu einem breiten Grinsen gebleckt hatte, und das Antlitz des Locken-Horns, wie es auf ihn und seine Gefährten hinabblickte.
Vielleicht war an diesem ganzen Anthropomorphismus ja doch etwas dran, dachte er. Er hätte schwören können, daß die Mienen beider Tiere von tiefster Häme kündeten.
»Ich glaube, ich habe mir den Kiefer gebrochen«, murmelte Mooney. Das war es jedenfalls, was Minkus verstand. Denn Mooneys tatsächliche Feststellung ging im Echo der letzten Silbe seines letzten Wortes unter: »Hen-hen-hen-hen-hen.«
Nachdem Sinead Liam und Seamus zu den anderen Merzplätzen geschickt hatte, kehrte sie mit den überschüssigen Lockenfellen zu der Stelle zurück, wo sie die Cheechakos zum letzten Mal gesehen hatte. Während des Pläneschmiedens hatte es zu schneien angefangen, und nun bedeckte eine dünne weiße Decke das Seeufer und seine Umgebung. Zuerst verfehlte Sinead die Stelle, weil dort keine Kleider mehr lagen, keine Waffen und auch keine Überreste von toten Hasen.
»Ich weiß doch genau, daß ich sie irgendwo hier zurückgelassen habe«, murmelte sie beim Absitzen und hielt Ausschau nach Spuren der Männer. Nachdem sie ein wenig Schnee beiseite gewischt hatte, entdeckte sie die Überreste von Spuren, von denen zwei von der Stelle fortführten, während eine wieder darauf zukam. Außerdem waren deutlich die unverwechselbaren Pfotenabdrücke einer Großkatze auszumachen. Als Sineads Rufe unbeantwortet blieben, und nachdem sie vergeblich versucht hatte, einen beschädigten Strauch vom anderen zu unterscheiden, gab sie es schließlich auf und beschloß, statt dessen Liam und Seamus aufzusuchen, Seamus nach Kilcoole um Hilfe zu schicken und mit
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