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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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daß der ganze Papierkram sich um die Hälfte verringert.«
    Corinth schüttelte trübselig den Kopf. »Wissen Sie nicht, daß die Amerikaner so von ihrem Papierkram begeistert sind, daß sie freiwillig kein Blatt aufgeben?« erkundigte er sich.
    »Dann haben Sie die Europäer noch nicht erlebt«, antwortete Mandelbaum mit einem Schulterzucken.
    »Eigentlich merkwürdig, daß Sie ausgerechnet heute morgen auf diese Idee gekommen sind«, sagte Corinth. »Ich bin mit der Lösung eines Problems aufgewacht, das mich schon wochenlang beschäftigt.«
    »Hmm?« Mandelbaum schien das Problem von allen Seiten zu betrachten und es dann beiseite zu legen. »Wirklich seltsam.« Damit war das Thema für ihn offenbar beendet.
    Sie verließen den Lift und gingen ihrer Wege. Corinth fuhr wie üblich mit der Untergrundbahn und stellte dabei erstaunt fest, daß die Fahrgäste heute ruhiger und nachdenklicher als sonst wirkten. Er warf einen Blick in die Zeitung, aber auch dort fand er keine Erklärung für die merkwürdige Veränderung, die in seiner Umwelt vor sich gegangen zu sein schien. Immer die gleichen Meldungen: Unruhen in verschiedenen Ländern, Proteststreik der italienischen Kommunisten, Flugzeugunglück mit siebzig Todesopfern – alles nur leere Worte, als ließen die Rotationspressen keinen Tropfen Blut in den Artikeln, die durch sie hindurchliefen.
    Er stieg in Manhattan aus und ging drei Straßen weiter zu dem Rossman-Institut, in dem er seit einigen Jahren arbeitete. Er hinkte etwas, denn seit einem Autounfall in seiner Jugend hatte er Schwierigkeiten mit dem rechten Knie. Aus dem gleichen Grund war er auch nicht zum Militär eingezogen worden obwohl daran auch die Tatsache schuld sein konnte, daß er sofort nach seiner Promotion an einem wichtigen militärischen Forschungsauftrag mitgearbeitet hatte.
    Auf dem Weg zu dem Institut fielen ihm nacheinander verschiedene Dinge ein, an die er schon lange nicht mehr gedacht hatte. Er überlegte sich, daß seine beiden Freunde Nathan Lewis und Felix Mandelbaum im Grunde genommen mehr vom Leben hatten als er selbst – und dabei war er jünger als sie! Nat Lewis bezeichnete sich selbst als Reaktionär und war ein fröhlicher Pessimist, der noch etwas retten wollte; Felix Mandelbaum war hoffnungsvoller und wartete sogar auf den Tag, an dem es wieder eine echte Arbeiterpartei in Amerika geben würde. Zwischen diesen beiden Extremen kam Corinth sich etwas unprofiliert vor.
    Er seufzte. Was war eigentlich heute mit ihm los? Es war doch sonst nicht seine Art, solchen Gedanken nachzuhängen. Und das ausgerechnet jetzt, wo er sein größtes Problem gelöst zu haben glaubte.
    Diese Überlegung verdrängte alle anderen. Aber selbst das war ungewöhnlich, denn sonst bewegte er sich nicht sprunghaft von einem Thema zum anderen. Er ging rascher weiter.
    Das Rossman-Institut bestand aus einem riesigen Glaskasten, im Vergleich zu dem die grauen Gebäude in der Nachbarschaft alt und halb zerfallen wirkten. Es war als Paradies der Wissenschaftler bekannt. Fähige Männer aus allen Teilen Amerikas und sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen arbeiteten und forschten hier. Die Anziehungskraft des Instituts beruhte nicht nur auf den hohen Gehältern, die es Wissenschaftlern zahlte, sondern vor allem darauf, daß es eine Gelegenheit bot, ungehindert mit erstklassiger Ausrüstung zu arbeiten, ohne unter der Projektitis zu leiden, die reine Forschungstätigkeit im Dienst der Regierung, in der Industrie und an den meisten Universitäten erschwerte oder gänzlich verhinderte.
    Corinth nickte dem Mädchen an dem Zeitungsstand in der Halle zu, begrüßte einige Kollegen und ärgerte sich wie jeden Morgen, daß der Fahrstuhl ewig nicht kam. »Siebenter«, sagte er automatisch, als er endlich in der Kabine stand.
    »Das müßte ich eigentlich bereits wissen, Doktor Corinth«, meinte der Fahrstuhlführer grinsend. »Sie sind schließlich schon fast sechs Jahre hier, nicht wahr?«
    Der Physiker warf ihm einen überraschten Blick zu. Bisher hatte er den anderen nie beachtet, sondern ihn fast für einen Teil der Maschinerie gehalten. Aber jetzt sah er plötzlich, daß er einen Menschen vor sich hatte, einen lebenden Organismus, der gleichzeitig ein Teil der gesamten Menschheit war.
    »Wissen Sie, Sir«, sagte der Fahrstuhlführer in diesem Augenblick, »mir ist heute etwas eingefallen. Ich bin heute morgen aufgewacht und habe mich gefragt, weshalb ich eigentlich hier arbeite ...« Er machte eine verlegene

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